Chance auf Platz vier: TSB will „mit voller Überzeugung“ die letzten drei Spiele gewinnen

Kurz vor Saisonende kommt der TSB Gmünd auf dem Zahnfleisch daher, hat aber weiterhin seinen eigenen Punkterekord vor Augen. Beim vorletzten Heimspiel am Samstag (19:30 Uhr / Große Sporthalle) dürfen sich die Zuschauer auf einen rasanten Schlagabtausch mit der jungen Mannschaft des TV Bittenfeld II einstellen.


Nachdem der TSB sowohl gegen den Abstiegskandidaten TSV Birkenau (28:36) als auch gegen den designierten Meister SG Köndringen/Teningen (27:34) leer ausging, bietet sich dem Tabellensiebten nun die Chance, ein paar verloren gegangene Plätze wieder gut zu machen. Drei Niederlagen am Stück gab es in der sich dem Ende zuneigenden Amtszeit von Dragoș Oprea noch nie. „Das würde uns nicht umwerfen, aber wir wollen es unbedingt verhindern“, sagt der Trainer mit Blick auf diese Statistik und fügt an: „Die Saison ist noch nicht abgeschlossen, es geht für uns immer noch um sehr viel.“ Nur noch ein Sieg fehlt den Jets, um ihren bestehenden Rekord von 34 Oberliga-Punkten aus der Saison 2016/17 einzustellen. Diesen sogar zu überbieten, stellt in Opreas Augen ein mehr als reizvolles Ziel für die letzten drei Spiele dar.
Oberflächlich betrachtet ließ sich die jüngste Schlappe gegen Köndringen/Teningen zwar verschmerzen, doch Oprea hadert auch einige Tage später noch damit: „Wenn man den Spielverlauf und unsere 23 verworfenen Bälle betrachtet, dann war es schon möglich, da etwas zu reißen.“ Insgesamt war sein Team zu weit vom eigenen Optimum entfernt, um dem künftigen Drittligisten ein Bein zu stellen. Deutlich schlimmer wiegt allerdings der Verlust von Patrick Watzl. Der 19-jährige Linkshänder, den Oprea aufgrund seiner steilen Entwicklung als „eines der Zugpferde“ für die Zukunft unter seinem Nachfolger Michael Stettner sieht, zog sich nach nicht einmal drei Minuten eine Knieverletzung zu. Am Donnerstag folgte die schlimme Diagnose: Kreuzband- und Meniskusriss, mehrere Monate Pause.
Schon als Eric Zimmermann in Birkenau vom Feld humpelte, beschlich den Trainer das ungute Gefühl, dass für den jungen Linksaußen die Saison vorzeitig beendet sein könnte. Eine Woche später stand Zimmermann dann wieder auf der Platte und steuerte sechs Tore bei – allerdings weiterhin gehandicapt durch Schmerzen am Schienbein. Die beiden Youngster sind derzeit nicht die einzigen Sorgenkinder. Auch bei Wolfgang Bächle hat sich die Belastung der vergangenen Monate bemerkbar gemacht, aufgrund von Knieproblemen verpasste er die zweite Halbzeit gegen Köndringen und konnte nur sporadisch mittrainieren. Ein Ausfall des Rechtsaußen würde extrem schwer wiegen. Mit Sven Petersen wäre dann nur ein einziger Linkshänder übrig geblieben, der aber berufsbedingt die gesamte Trainingswoche verpasste. Zusätzlich fehlt Kreisläufer Jonas Waldenmaier am Samstag aus privaten Gründen. Auf der Suche nach Alternativen blickt Oprea deshalb ins Perspektivteam, welches sich nach der Bezirksklassen-Meisterschaft bereits in die Sommerpause verabschiedet hat. Die meisten Nachwuchstalente – unter anderem Florian Krazer oder Vincent Pick – trainieren nun im Oberliga-Team mit und könnten eine Option für das vorletzte Heimspiel darstellen.
Doch wie viel Luft besitzen die Jets auf der Zielgeraden überhaupt noch? Da der TSB immer wieder mit langwierigen Verletzungen zu kämpfen hatte, gab es kaum noch Verschnaufpausen für die Leistungsträger. Wie tief die bislang 27 Saisonspiele in den Knochen stecken, war zuletzt auch Nicola Rascher anzumerken. Der mit 147 Treffern beste Gmünder Schütze leistete sich zuletzt einige unüberlegte Pässe oder Distanzwürfe, was Oprea auf die wachsende Müdigkeit zurückführt: „Das überträgt sich auf die Konzentration. Auch Nico ist kein Roboter, obwohl er oft bewiesen hat, dass er sowohl in der Abwehr als auch im Angriff eine echte Maschine ist. Doch wenn sich der Körper dann meldet, führt das einfach zu unabsichtlichen Aussetzern im Kopf.“ Für den Trainer bleibt das Problem, keinen adäquaten Ersatz für seine Top-Torjäger zu haben: „Die Alternativen sind da, doch der Leistungsunterschied ist eben ziemlich groß.“
Dennoch will sich der TSB nun nicht einfach nur noch über die Ziellinie schleppen. Sich noch einmal als Einheit zusammenzuraufen und „die letzten drei Spiele mit voller Überzeugung gewinnen“, so lautet die Ansage des Trainers. Auch wenn die Gmünder mit Auf- und Abstieg längst nichts mehr zu tun haben, liegt es nicht in Opreas DNA, die starke Saison nur noch locker auslaufen zu lassen. Der Punkterekord winkt, zudem gilt es positive Energie für die kommende Runde mitzunehmen: „Im Kopf eines Sportlers bleiben immer die letzten 100 Meter. Deshalb wollen wir mit hoffentlich mehr Unterstützung von den Zuschauerrängen die nächsten Punkte einfahren.“
Die Gäste aus Bittenfeld bekamen es zuletzt mit den gleichen drei Gegnern zu tun wie der TSB – und holten dabei ebenfalls nur einen Sieg. Die zweite Garnitur des Bundesligisten unterlag Köndringen (30:35) und Weinsberg (28:29), bezwang dann aber Birkenau nach zähem Ringen mit 38:36. Trotz einem personellen Umbruch etablierte sich der TVB II auch im vierten Oberliga-Jahr in der oberen Tabellenhälfte. Als „ganz großen Vorteil“ nennt Oprea seinen Trainerkollegen Jörg Ebermann, der die meisten Bittenfelder Spieler bereits in der Jugend unter seine Fittiche genommen und nun hochgezogen hat. Unter den bereits 29 eingesetzten Spielern befinden sich insgesamt zehn A-Jugendliche, die im Kampf um die Deutsche Meisterschaft immerhin bis ins Viertelfinale vorgedrungen waren. Aus den eigenen Talenten sowie erfahrenen Leitwölfen mit Erst- und Zweitligaerfahrung – wie etwa Alexander Heib, Martin Kienzle und Keeper Daniel Sdunek – entsteht somit eine interessante Mischung. Geleitet wird das Angriffsspiel vom 21-jährigen Maurice Widmaier (114 Saisontore), den Oprea noch bestens aus seiner eigenen Vergangenheit in Bittenfeld kennt: „Er zeigt schon im jungen Alter, dass er ein Spiel lesen und die Situation erkennen kann.“
Der TSB-Coach prognostiziert seinen Schützlingen ein hartes Stück Arbeit nach einer intensiven Trainingswoche: „In unserer Situation müssen und wollen wir auf jeden Fall gewinnen, da zählt kein anderer Gedanke.“ Beim Gmünder 36:34-Hinspielerfolg hatten sich beide Teams bereits einen offenen Schlagabtausch geliefert, die Zuschauer dürfen sich also auf ein torreiches und wildes Wiedersehen gefasst machen. „Die jungen Bittenfelder werden bestimmt vom Trainer gefordert sein, dass sie den Ball schnell nach vorne bringen und einfache Tore machen“, ahnt Oprea. Doch im Tempospiel liegt bekanntlich auch eine der großen Stärken des TSB. „Mir reicht es, wenn wir mit nur einem Tor Unterschied gewinnen und wenn es mit 40:39 ist“, erklärt der Ex-Nationalspieler schmunzelnd. Wohlwissend, dass das erhoffte Erfolgserlebnis noch einmal frischen Schwung verleihen könnte auf der Zielgeraden einer Saison, die noch zur erfolgreichsten der TSB-Historie werden soll.
 
TSB: Daniel Mühleisen, Devin Immer – Sven Petersen, Tom Abt, Marian Rascher, Nicola Rascher, Aaron Fröhlich, Philipp Schwenk, Valentin Pick, Arian Pleißner, Wolfgang Bächle (?), Eric Zimmermann, Christian Waibel, Stephan Mühleisen, Kai Kiesel
Bisherige Duelle (aus TSB-Sicht): 5 Siege, 3 Niederlagen
(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer, TV Bittenfeld)