Unabhängig vom Ergebnis bestimmen die Spieler des TSB Gmünd nach jeder Partie in der Kabine ihren „Man of the Match“. Am Samstagabend fiel die Wahl gleich auf zwei Akteure, nämlich Daniel und Stephan Mühleisen. Nach einer erneuten Glanzleistung mit 15 Paraden hätte sich Tormann Daniel diese interne Auszeichnung zum wiederholten Male verdient gehabt, überließ sie jedoch freiwillig seinem Zwillingsbruder. Der Kreisläufer erzielte alle seine fünf Tore in der ersten Viertelstunde, als der TSB die Weichen frühzeitig in Richtung Derbysieg stellten. Gleichzeitig hielt der 25-Jährige in der Abwehr „den Laden zusammen“, wie Trainer Michael Stettner anerkennend meinte: „Und das nicht nur heute, sondern in der gesamten bisherigen Saison. Steph ist ein unfassbar cleverer Abwehrspieler und steht immer genau da, wo er stehen muss.“
Beide Mühleisen-Brüder ragten damit aus einer starken Kollektivleistung heraus, womit die Jets ihre eine Woche zuvor in Pforzheim erlittene 20:29-Schlappe rasch vergessen ließen. „Wir wollten und haben die richtige Reaktion gezeigt“, war Stettner beruhigt und froh zugleich, dass seine Mannen nach dem ersten echten Dämpfer in dieser Saison umgehend in die Erfolgsspur zurückgefunden haben. In einer beeindruckenden Art und Weise noch dazu. Tom Abt und Nicola Rascher sowie eben Mühleisen vom Kreis warfen den TSB bereits nach zwei Minuten mit 3:0 in Front. Auf der Gegenseite parierte Daniel Mühleisen den ersten Heininger Strafwurf, Rascher feuerte einen weiteren Distanzwurf zum 7:2 (7.) in die Maschen.
Auch nach diesem furiosen Start ließen die Gmünder weder den überrumpelten Gästen noch den begeisterten 800 Zuschauern Zeit zum Durchatmen. Die TSB-Abwehr um Rascher und Mühleisen stand felsenfest und im Umschaltspiel wurde die offensive Heininger 3-2-1 Abwehr, vor der die Gmünder Trainer zuvor gewarnt hatten, nahezu überrannt. Bei diesem rasanten High-Speed-Handball wurde Stephan Mühleisen zum Zielspieler und brachte die eigenen Fans abermals zum Jubeln, als er einen Abpraller aus der Luft fischte und zum 11:4 (13.) einnetzte. Später meinte er lachend: „Jonas Waldenmaier und ich werden am Kreis immer gut in Szene gesetzt, so dass wir fast immer sichere Tore erzielen. Das macht dann natürlich auch deutlich mehr Spaß.“
Gleichzeitig setzte der TSB über seine flinken Außenspieler immer wieder Nadelstiche, Eric Zimmermann sowie Wolfgang Bächle sorgten beim 15:5 (19.) für den deutlichsten Abstand. Heiningen stellte daraufhin zwar auf eine defensiv ausgerichtete 6-0 Abwehrformation um, doch der TSB hielt beide Füße fest auf dem Gaspedal und das Zehn Tore-Polster damit weiter aufrecht. Nahezu jeder Wurf war ein Treffer. Ein Zeitspiel war bereits angezeigt, als Andreas Maier hoch stieg und den 20. Gmünder Treffer erzielte (28.). Zur Pause stand es dann zwar „nur“ noch 21:13 (30.). Doch diese ersten 30 Minuten grenzten an eine Gmünder Machtdemonstration gegen den Lokalrivalen. „Das war das Beste, was wir in dieser Saison gezeigt haben“, betonte der Trainer angesichts von nur drei technischen Fehlern und fünf Fehlwürfen.
Doch der TSB wäre eben nicht der TSB, wenn er sich nicht gewisse Leistungsschwankungen während eines Spiels erlauben würde. Eine Tatsache, die angesichts des hohen Tempos und des jungen Durchschnittsalters von Stettners Mannschaft nur normal erscheint. Tatsächlich war das Derby noch längst nicht entschieden und Heiningen tastete sich heran, während dem TSB in den ersten 20 Minuten der zweiten Hälfte nur noch fünf weitere Tore gelangen. Zwar kam den Gmündern kam in dieser Phase die offensive Durchschlagskraft abhanden, doch die eigene Defensive stand stabil. Als Heiningen mit fünf Toren in Folge sogar auf 26:23 (51.) verkürzte, schien sich plötzlich eine neue Spannung aufzubauen.
Dann aber war wieder einmal Daniel Mühleisen zur Stelle, parierte drei Würfe nacheinander und trug sich mit dem 29:23 (52.) auch noch selbst in die Torschützenliste ein. Dass sich das junge Team nach der Schwächephase rasch wieder berappelte, „spricht für den Charakter und die Qualität“, wie der Sportliche Leiter Jürgen Rilli meinte. Die ruhige, ordnende Hand von Spielmacher Jan Spindler tat dem TSB in den letzten zehn Minuten besonders gut. Als Bächle und Rascher beim 32:24 (56.) den Acht Tore-Abstand wieder herstellten, war das Derby endgültig entschieden. Den Gästen gelang noch ein wenig Ergebniskosmetik, doch das letzte Wort blieb den furios aufspielenden Gmündern vorbehalten. Spindler traf zum 33:28-Endstand und als der loyale Ersatzkeeper Giovanni Gentile mit der Schlusssirene einen Siebenmeter aus der Luft pflückte, kannte der Jubel keine Grenzen mehr.
Derart eindrucksvoll, wie sich die Jets nach dem Rückschlag in Pforzheim nun zurückmeldeten, braucht ihnen auch vor den kommenden Aufgaben nicht bange zu sein. Kommenden Samstag (20 Uhr) gastiert der TSB (10:4 Punkte) als Tabellensechster zum Topspiel beim Spitzenreiter TSV Blaustein (14:2 Punkte). Es folgt eine englische Woche mit zwei Heimspielen gegen den TV Bittenfeld II (15.November, 20 Uhr) und die SG H2Ku Herrenberg (20.November, 17 Uhr). „Das werden drei knackige Spiele“, blickt Trainer Michael Stettner voraus: „Doch wir gehen in jedes diese drei Spiele herein, um es zu gewinnen.“