Das Bezirksliga-Topspiel ist allen Erwartungen gerecht geworden. Vor großer Zuschauerkulisse ringt das Perspektivteam des TSB Gmünd den TSV Heiningen II mit 27:25 (13:13) nieder und hat nun beste Chancen, den zweiten Aufstieg in Folge zu schaffen.
Eine große Portion Erleichterung mischte sich in die Jubelrufe, als sich die „Jets“ vom großen Gmünder Fanblock für ihren 14.Sieg in Folge feiern ließen. „Für genau solche Momente trainieren wir und saugen sie auf“, erklärte Trainer Andreas „Rudi“ Rascher anschließend voller Stolz. Sein junges Team, das seit Monaten furios aufspielt, hat nun auch zweimal bewiesen, mit Drucksituationen umgehen zu können. Zwei Wochen zuvor setzte man sich denkbar knapp mit 31:30 bei der SG Kuchen-Gingen darf, nun vermieste man vor ebenso großer Kulisse in fremder Halle dem zweiten Rivalen die geplante Meistersause.
Das Personal: Beide Teams bauten für den großen Showdown auf Unterstützung aus ihrem Oberliga-Kader. Heiningen bot Rechtsaußen Finn Krempl und Rückraumschütze Ben Demsky auf. Auf Gmünder Seite kamen außerplanmäßig Spielmacher Tom Abt und Linksaußen Eric Zimmermann zum Einsatz, zudem vertrat der A-Jugendliche Noel Reibstein auf dem rechten Flügel abermals den gesetzten Vincent Pick (Urlaub). „Es wäre ziemlich blöd gewesen, diese Joker nicht zu ziehen“, entgegnet Rascher der Kritik aus dem gegnerischen Lager: „Der Einsatz von Tom und Eric zeigt mir, dass es im Verein passt und der Zusammenhalt zwischen den Mannschaften stimmt. Das soll aber gar nicht den Erfolg schmälern. Jeder Einzelne hat seinen Teil dazu beigetragen, dass wir die große Chance immer noch in der eigenen Hand haben.“
Der Traumstart: Kurzzeitig brachte der TSB den Heininger Anhang unter den 200 Zuschauern zum Schweigen. Tormann Dennis Slonek parierte die ersten fünf Würfe, die auf sein Tor kamen. Durch ihr schnelles Umschaltspiel legten die Gmünder vor, der erst 17 Jahre junge Reibstein traf zum 4:0 (6.). Nach der frühen Auszeit fand auch TSV-Keeper Talha-Emre Kabak in die Partie, beim 6:6 (15.) war wieder alles auf Anfang gestellt. Abt hielt den TSB zunächst im Vorteil, doch beim 8:9 (22.) und 9:10 (23.) rissen die Hausherren kurzzeitig die Führung an sich. Rascher musste reagieren, brachte auf Linksaußen Hannes Kauderer für den glücklosen Zimmermann und im Rückraum Dominic Boland sowie Louis Waldraff neu ins Spiel. Der „zweite Anzug“ passte. Torjäger Boland fasste sich zweimal erfolgreich aus der Distanz ein Herz, ausgerechnet Abwehrstratege Christian Waibel warf die Jets dann wieder mit 12:10 (27.) in Front.
Der Krimi: Obwohl die Gmünder dauernd vorlegten, ließen sie die nötige Coolness vermissen. Slonek verhinderte 30 Sekunden vor der Pause mit einer Siebenmeter-Parade zunächst den Ausgleich, doch einen Abspielfehler der Vorderleute bestrafte Demsky zum 13:13-Halbzeitstand. Auch nach Wiederanpfiff hatte die TSB-Offensive ein bisschen Sand im Getriebe, bevor Valentin Pick und Arian Pleißner die Heininger Abwehr mit dem 18:16 (38.) knackten. In Überzahl gelangen dann sogar vier Tore in Folge, während der zur Pause eingewechselte Frederik Füchtner sein Gehäuse neun Minuten lang vernagelte. Groß war der Jubel unter den Gmünder Fans, als Boland einen Strafwurf zum 22:17 (46.) verwandelte. Doch auch das Fünf Tore-Polster brachte dem TSB nicht die gewünschte Sicherheit.
Die Schlussphase: Heiningen tastete sich trotz Unterzahl rasch wieder auf 22:20 (49.), für die richtige Antwort sorgte Tom Abt mit zwei glänzenden Anspielen auf Kreisläufer Florian Krazer. Als Jonas Schmutzert einen Distanzwurf mit enormer Geschwindigkeit zum 25:21 (53.) in die Maschen beförderte und Füchtner auf der Gegenseite einen Siebenmeter abwehrte, hätte dies eigentlich die Entscheidung sein müssen. „Wir haben alle Zeit der Welt, sind aber zu hektisch geworden“, fand Rascher den großen Kritikpunkt am Ende einer scheinbar abgezockten Vorstellung. Waldraff traf zwar zum 27:23 (57.), bevor zwei Demsky-Tore nochmals Hoffnung bei den „Staren“ aufkeimen ließen, dann aber doch zu spät kamen. Umso größer war die Erleichterung im Gmünder Lager, als die Schlusssirene ertönte.
Die Ausgangslage: Was im vergangenen Herbst noch als unmöglich erschien, ist nun zum Greifen nahe – nämlich der glatte Durchmarsch des TSB-Perspektivteams aus der Bezirksklasse in die Landesliga. „Die Jungs haben eine Riesenschippe draufgelegt und ich bin stolz darauf, ihr Trainer sein zu dürfen“, so Rascher mit Blick auf die imposante Siegesserie: „Die breite Bank ist unser großer Vorteil. Egal, wen ich einwechsele, das Niveau bleibt ähnlich hoch.“ Nun gilt es den Flow zu nutzen, um den großen Traum wahr werden zu lassen.Der Druck jedenfalls liegt jetzt bei den Gmündern (33:5 Punkte), die im Fernduell mit Heiningen II (36:6) und der SG Kuchen-Gingen (34:6) die Nase knapp vorne haben. Während die Konkurrenten nur noch ein- bzw. zweimal gefordert sind, ist der TSB in seinen drei verbleibenden Partien zum Siegen verdammt.
Das Restprogramm: „Wir haben zwar einen Riesenschritt gemacht, doch bis jetzt ist noch nichts erreicht“, trat Rascher nach dem Sieg in Heiningen auf die Euphoriebremse. Gegen den Vorletzten Heubacher HV (15.April, 17:15 Uhr / Große Sporthalle) und beim Neunten TV Steinheim II (22.April, 17:45 Uhr / Georg-Fink-Halle Gerstetten) warten zwei „unangenehme Pflichtaufgaben“ auf den TSB, der am 30.April (14:45 Uhr) nach dem Heimspiel gegen den TV Brenz den Meisterwimpel entgegen nehmen könnte. „Wir müssen nun unsere Hausaufgaben machen“, betont Rascher. Befürchtungen, dass nun kurz vor dem großen Ziel die Nerven flattern könnten, verspürt der Gmünder Erfolgscoach allerdings nicht: „Wir gehen da sehr positiv heran. Nur müssen wir weiter hart arbeiten und hungrig sein, um das Ding nach Hause zu bringen. Nur locker zu sein hilft da nicht.“