Mit einer 36:21 (15:10) – Machtdemonstration gegen den TV Brenz schreibt der TSB Gmünd II Geschichte. Erstmals steigt das Perspektivteam der „Jets“ in die Landesliga auf – nachdem man vor fünf Jahren noch in der Kreisliga spielte und in dieser Saison mit einer imposanten Siegesserie das Feld von hinten aufrollte.
Nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch beim Feiern waren die TSB-Talente einfach nicht aufzuhalten. Andreas „Rudi“ Rascher bekam das am eigenen Leib zu spüren. In einem unachtsamen Moment wurde der sichtlich erschrockene Meistertrainer mit einer Ladung kühlem Bier überschüttet – und nahm es mit Humor. „Es ist unglaublich, einfach der pure Wahnsinn“, suchte er nach den richtigen Worten für die sportliche Sensation. Treffend hatten es die Eltern seiner Spieler auf einem Plakat in der Großen Sporthalle ausgedrückt. „Der Wahnsinn hat einen Namen: TSB II“ – stand dort zu lesen.
Vom direkten Durchmarsch aus der Bezirksklasse in die Landesliga hatten die Gmünder zwar schon vor Saisonbeginn insgeheim geträumt. Nach zwei Last Minute-Niederlagen in den ersten fünf Partien allerdings schien der Zug in Richtung Meisterschaft bereits abgefahren zu sein. Dann aber setzte der Bezirksliga-Neuling zu einer imposanten Serie an. Seit November ging der TSB 16-mal nacheinander als Sieger vom Feld, meisterte dabei auch die heißen Spitzenspiele bei der SG Kuchen-Gingen (31:30) sowie beim TSV Heiningen II (27:25). Wohlwissend, dass nur ein einziger Ausrutscher alles wieder zunichte machen würde. Die Jets aber ließen sich nicht aus ihrem Höhenflug reißen und brauchten beim Saisonfinale gegen den Tabellensiebten TV Brenz nur noch den letzten Schritt zu gehen. Eine Leichtigkeit, konnte man angesichts des deutlichen 42:28-Hinspielerfolges vermuten.
Doch wie so oft zehren Alles-Oder-Nichts-Szenarien gerne einmal an den Nerven. „Der große Druck war uns anzumerken“, gestand Rascher. Zumal sich unter den 250 Zuschauern auch die Mitkonkurrenten aus Heiningen und Kuchen-Gingen befanden, die auf einen Ausrutscher des TSB II hofften. Erst nach drei Minuten durchbrach Louis Waldraff mit dem ersten Treffer die anfängliche Nervosität. Für die zusätzliche Portion Ruhe sorgte Christian Waibel. Der Routinier, der im vergangenen Sommer seine Oberligalaufbahn beendet hatte, sortierte die Gmünder Abwehr gewohnt souverän und traf selbst zum 7:2 (16.). Der TSB wollte keine Zweifel aufkommen lassen und setzte sich auf 14:7 (25.) ab, doch bis zur Halbzeitpause schrumpfte der Vorsprung auf 15:10 (30.). „Wir hatten das Spiel im Griff, haben es aber versäumt, schon frühzeitig für klare Verhältnisse zu sorgen“, stellte der Trainer fest.
So ordentlich die Gäste bis dahin Paroli boten, umso weniger hatten sie dem Gmünder Angriffswirbel in der zweiten Hälfte entgegenzusetzen. Die beiden Rückraumschützen Arian Pleißner (112/18 Saisontore) und Dominic Boland (156/38) trafen nun aus allen Lagen. Nur sieben Minuten nach Wiederanpfiff stand erstmals ein Zehn Tore-Abstand auf der Anzeigetafel, den die Zwillingsbrüder Vincent und Valentin Pick umgehend auf 25:12 (42.) ausbauten. Der TSB spielte sich in einen Rausch, so dass auch Rascher ein breites Grinsen im Gesicht trug: „Die Abwehr stand hervorragend, wir haben das Tempo hoch gehalten, die Lücken und Chancen genutzt – es war ein Bild von dem, was wir über die ganze Runde hinweg gespielt haben.“
So herrschte bereits in der letzten Viertelstunde eine ausgelassene Feierstimmung und es wurde zusätzlich emotional. Robert Heer, der im Jahr 2006 bei den TSB-Minis mit dem Handball begonnen hatte, durfte sich bei seiner Abschiedsvorstellung noch zweimal in die Torschützenliste eintragen. Die entfesselten Gmünder schraubten den Vorsprung immer weiter in die Höhe. Als der starke Rechtsaußen Vincent Pick mit seinem neunten Treffer den 36:21-Endstand erzielte, brachen alle Dämme. Frisch eingekleidet in ihren neuen Meistershirts stürmte die Mannschaft aufs Spielfeld und stimmte die wohlbekannten Jubelgesänge an. Entgegen aller Wahrscheinlichkeit war die Bezirksliga nur eine Durchgangsstation gewesen.
„Ich bin unheimlich stolz auf das Team und darauf, ein Teil dieses großen Ganzen sein zu dürfen“, gab Rascher noch vor seiner Bierdusche zu Protokoll: „Niemand hätte gedacht, dass die Jungs das wirklich so rocken. Der ganze Verein hat alles dafür getan, dass wir jetzt hier stehen dürfen.“ Wenig später durfte Moritz Kienzle zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres den Meisterwimpel in Empfang nehmen. Der Kapitän selbst war schon vor fünf Jahren an Bord, als in der Kreisliga der Neuaufbau des Perspektivteams begonnen hatte. Nun ist, viel früher als erwartet, das Traumziel Landesliga erreicht. Je nach Staffeleinteilung warten dort ab September spannende Lokalderbys gegen den TSV Alfdorf/Lorch oder die HSG Bargau/Bettringen. Das alleine ist schon eine große Auszeichnung für die „Jungen Wilden“ des TSB, die zunächst aber nur noch eines wollten: Feiern.