Der Fluch der ersten Halbzeit: TSB-Perspektivteam kassiert die dritte Heimpleite in Folge
Wenn nur die zweite Halbzeit zählen würde, dann hätte das Perspektivteam des Regionalligisten seine vergangenen drei Heimspiele gewonnen. Doch wie schon beim 32:35 (13:19) gegen Bartenbach und dem 34:38 (10:19) gegen Bernhausen war die Hypothek aus den ersten 30 Minuten auch gegen Köngen zu groß. „Vielleicht sollten wir schon vor dem Spiel eine Halbzeit spielen und dann würde mit dem Spielbeginn sozusagen unser zweiter Durchgang beginnen“, flüchtet sich Sebastian Adam deshalb schon in Galgenhumor. Mit ernster Miene fügt der Trainer des TSB II allerdings an: „Natürlich freut es mich, dass wir die richtigen Antworten finden. Umso ärgerlicher ist es, dass immer die gleichen Dinge ausschlaggebend sind und wir es nicht schaffen, diese Dinge konsequent abzustellen. Da hinterfrage ich mich auch selbst.“
Das Duell mit dem Verbandsliga-Absteiger aus dem Neckartal hätte tatsächlich der Knotenlöser sein können für die Gmünder, die im Vergleich zur Vorwoche stark verbessert und dennoch zu wacklig auftraten. Aus einer 3:2-Führung (3.) wurde schnell ein Rückstand, der von 4:6 (10.) auf 8:13 (24.) anwuchs. Neben den „paar nötigen Prozenten in der Abwehr“ vermisste Adam auch die offensive Kreativität: „Wir haben uns zu arg in die Mitte drängen lassen und die Lücken nicht so bespielt, wie ich es mir vorgestellt hatte.“ Der TSB setzte zwar einige Nadelstiche und tastete sich durch Spielmacher Valentin Pick auf 13:16 (29.) heran. Doch direkt nach dem Seitenwechsel lagen die „Jets“ abermals mit fünf Toren zurück.
Es sollte die Initialzündung für die Gmünder Aufholjagd sein. Tormann Giovanni Gentile hielt seinem Team mit starken Paraden den Rücken frei, im Rückraum lief Jonathan Leichs richtig heiß und erzielte vier der ersten sechs Treffer in Hälfte zwei. Mit einem 4:0-Lauf drehte der TSB tatsächlich das Spiel. Louis Waldraff setzte erst seine Nebenleute Sebastian Wittek und Vincent Pick glänzend in Szene, dann traf der Torjäger selbst zum 22:21 (40.). Doch das Momentum blieb ungenutzt. Köngen legte wieder vor, der TSB zog beim 24:24 (43.) gleich und musste einen ganz bitteren Ausfall wegstecken. Als der starke Waldraff in Manndeckung genommen wurde, führte Arian Pleißner Regie und verletzte sich unglücklich am bereits vor drei Monaten lädierten Knie. Erst eine Woche zuvor hatte der 21-Jährige sein Comeback in der Ersten Mannschaft gegeben und sollte zusätzliche Spielpraxis sammeln, nun droht ihm erneut eine längere Zwangspause.
Sebastian Adam litt an der Seitenlinie kräftig mit. Besonders deshalb, weil „wir im Umschaltspiel nicht konsequent und mutig genug waren.“ Durch Waldraffs 26:26 (49.) zog der TSB letztmals gleich, bevor Jonas Schmutzert und Kai Jaros zwei freie Würfe vergaben. Mit einer Siebenmeterparade hielt Gentile die Jets noch im Spiel, doch im Gegenzug verzweifelte Kreisläufer Florian Krazer am Torpfosten. Der „doppelten Punch“, den sich der Trainer hier gewünscht hatte, war verpasst. Stattdessen jubelten die Gäste schon beim Stand von 28:32 (57.), bevor zwei späte Treffer von Jonas Schwenk zum 31:33 noch einmal Hoffnung beim TSB aufkeimen ließen. Doch die verbleibenden 80 Sekunden reichten nicht mehr für ein zweites Comeback.
Eine gewonnene zweite Halbzeit reicht eben nicht, um auch Punkte zu gewinnen. Der Druck beim neuen Tabellenvorletzten (4:10 Punkte) ist deshalb schon „maximal“, wie Adam betont: „Vielleicht brauchen wir einfach ein enges Spiel, das wir drehen und auch mal mit ein wenig Glück gewinnen. Das könnte der Knotenlöser für den Kopf sein.“ Und die Wende sollte bestenfalls noch vor dem Jahreswechsel gelingen. Am Freitag (20:30 Uhr) reist der TSB II zum Liganeuling SG Hirsau/Calw/Liebenzell (6:10 Punkte), eine Woche darauf folgt zuhause gegen den TSV Zizishausen (4:8 Punkte) schon der nächste Kellerkracher.
TSB II: Gentile, Slonek – Waldraff (5), Krazer (5), Leichs (5), J.Schwenk (5), Pleißner (4), Va.Pick (2), Vi.Pick (2), Wittek (1), Schmutzert (1), Jaros (1), Beck, Reibstein
(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer)