Zu viele eigene Fehler: Ausgerechnet im Derby reißt die Heimserie des TSB 2

Trotz einer über weite Strecken ansprechenden Leistung war dem TSB Gmünd 2 der erhoffte sechste Heimsieg in Folge nicht vergönnt. Das Team von Trainer Holger Sohnle musste sich dem starken Bezirksklassen-Neuling SG Lauterstein nach einer intensiven Auseinandersetzung mit 27:29 (11:12) geschlagen geben. Dabei war es eine Niederlage, die in jeder Hinsicht vermeidbar war.

„Ein Unentschieden wäre leistungsgerecht gewesen“, befand Holger Sohnle und brachte damit auch die Meinung der nur 35 Zuschauer auf den Punkt, die trotz dürftiger Kulisse ein Spiel auf hohem Bezirksklassen-Niveau mit der Intensität eines wahren Derbys erlebt hatten. Die Gmünder waren letztlich der unglückliche Verlierer einer kurzweiligen Begegnung oder um es mit den Worten ihres Coaches zusammenzufassen: „Wenn wir uns geschickter angestellt hätten, könnten wir als Sieger dastehen. Dennoch ist es sicherlich nicht unverdient, dass Lauterstein knapp gewinnt.“
 
Die Gäste erwischten in der Großen Sporthalle den besseren Start und bauten ihre Führung beim 4:7 (9.) erstmals aus. Dank der Durchschlagskraft von Max Eichler und Sebastian Göth hielt der TSB zunächst den Anschluss aufrecht, dennoch vermittelte die SGL in der Anfangsviertelstunde den Eindruck, dieses Nachbarschaftsduell mit mehr „Biss“ anzugehen. Über 6:9 (17.) und 7:11 (20.) lagen die Gmünder im Hintertreffen, wobei sich Sohnle über die Abwehrleistung ärgerte: „Wir haben zu viel zugelassen und unsere klar verteilten Aufgaben in der Abwehr nicht erfüllt, dabei zu viele Zweikämpfe verloren.“
 
Umso beeindruckender, wie sich seine Mannen ab der 20.Minute steigerten. Tormann Giovanni Gentile musste bis zur Pause lediglich einen verwandelten Strafwurf aus seinem Netz holen. Auf der Gegenseite sorgte Sebastian Göth mit einem Doppelpack für das 9:11 (22.), ehe mit Jochen Leitner und Simon Frey zwei weitere Routiniers ihre Farben beim 11:12 (29.) auf Tuchfühlung brachten. Bitter jedoch aus Sicht der Hausherren, dass ihnen der mittlerweile verdiente Ausgleich (noch) verwehrt blieb: 18 Sekunden vor der Pausensirene versagten Daniel Mucha von der Siebenmeterlinie die Nerven.
Von Nervosität war im Gmünder Lager insgesamt allerdings nichts zu spüren. Obwohl der mit zwölf Treffern herausragende Gästeakteur Jochen Nagel kurz nach Wiederanpfiff auf 11:13 (31.) stellte, belohnte sich das Sohnle-Team für seine couragierte Aufholjagd. Das Zusammenspiel von Jung und Alt funktionierte einmal mehr hervorragend, erst der 38-Jährige Frey und dann der 17-jährige Jungspund Aaron Wild sorgten für den 13:13-Gleichstand (33.). Nachdem wiederum Nagel einen Strafwurf weit über das Gehäuse beförderte, warf Linksaußen Benjamin Göth den TSB sogar erstmals in Front. Zweimal gelang es der SGL gleichzuziehen, ehe die Gmünder mit drei Toren in Folge auf 18:15 (38.) erhöhten und den Gegner zur Auszeit zwangen. Die Hausherren hatten das Momentum auf ihre Seite gezogen und wähnten sich bereits auf die Siegerstraße eingebogen zu sein – eine Euphorie, die allerdings verfrüht kam.
 
Denn im Anschluss waren es die Lautersteiner, die der Partie ihre zweite und letztlich spielentscheidende Wendung verliehen. Nun war es die SGL, die den Spielstand mit einem 5:0-Lauf hin zum 18:20 (45.) prompt wieder auf den Kopf stellte. „In den ersten zehn Minuten nach der Pause haben wir technisch guten Handball gespielt und unseren Chancen genutzt“, erklärte Sohnle und fand nur bedingt eine Erklärung dafür, was im Anschluss geschah: „Wir haben zu viele einfache Fehler gemacht, erschwerend hinzu kamen ein paar unglückliche Schiedsrichterpfiffe.“ Nach zehn Zeigerumdrehungen ohne eigenen Torerfolg trafen Frey und Göth zwar zum 20:20 (48.), die Gäste allerdings hatten die passende Antwort parat und legten ein 20:23 (51.) vor. Der TSB brachte sich selbst aus dem Konzept und da passte es ins Bild, dass Youngster Wild beim (erfolgreichen) Wurf zweimal auf den Kreis trat und diese Treffer folglich nicht zählten. Die Gmünder Abwehr fand keinen Zugriff mehr auf die agilen SGL-Rückraumschützen und auch Gentile zog im Keeperduell mit seinem erfahrenen Gegenüber Timo Gresser den Kürzeren. „Ich erwarte mir mehr von ihm, das weiß Gigi aber auch, er ist da selbstkritisch genug“, gab Sohnle deshalb zu Protokoll.
 
In der Schlussphase mobilisierten die Jets zwar ihre letzten Kraftreserven und lagen bis zum 24:26 (56.) auf Tuchfühlung, doch die Lautersteiner brachten ihren knappen Vorsprung mit aller Routine ganz souverän über die Ziellinie. Der TSB ärgerte sich gerade noch über ein aberkanntes Göth-Tor zum vermeintlichen 25:27, da machte die SGL mit dem 24:28 (57.) endgültig den Deckel drauf. In den verbleibenden drei Minuten gelang den Gmündern lediglich noch Ergebniskosmetik. Sebastian Göth, mit elf Torerfolgen bester Werfer der Heimmannschaft, verwandelte auch seinen fünften Siebenmeterwurf eiskalt zum 27:29-Endstand. Für den TSB-Trainer war das Endresultat ein Muster ohne Wert: „Dass wir aus der Not heraus am Ende mit einer offensiven Manndeckung agierten, hat das Ergebnis ein Stück weit kaschiert.“ Letztlich habe die hohe Fehlerquote im zweiten Durchgang den Gegner stark gemacht und seiner Truppe das Genick gebrochen.
„Es war ein Spiel, das die Tabellensituation widerspiegelt, mit zwei im Prinzip gleichstarken Mannschaften. Lauterstein war abgebrühter, wollte den Sieg vielleicht noch ein bisschen mehr und hatte auch das nötige Glück auf seiner Seite.“, resümierte Sohnle und fügte kritisch hinzu: „29 Gegentore in einem Heimspiel sind mir persönlich zu viel, in dieser Hinsicht bin ich nicht zufrieden mit meinen Abwehrstrategen und dem Torhüter. Dass meine Spieler selbst damit unzufrieden sind, ist für mich ein gutes Zeichen.“
 
Für das bevorstehende letzte Hinrundenspiel, welches zugleich auch das letzte Ligaspiel im Jahr 2019 sein wird, verspricht der TSB-Trainer deshalb, dass „wir wieder ein besseres Abwehrgesicht zeigen werden.“ Zumal das Duell mit dem Tabellenvorletzten TV Rechberghausen (Samstag, 17:30 Uhr / Römersporthalle Straßdorf) ein richtungsweisendes sein wird. Durch einen Heimsieg könnten die auf Rang sieben abgerutschten Gmünder ihren Vorsprung zur Abstiegszone auf acht Zähler ausbauen. Sohnles Devise ist deshalb eindeutig: „Wir wollen unbedingt gewinnen, um wieder ein positives Punktekonto zu haben und mit einem guten Gefühl in die Winterpause zu gehen. Da in dieser Liga jeder jeden schlägt, dürfen wir dann auch mit einem Auge nach oben blicken. Das wäre eine sehr gute Ausgangsposition für die Rückrunde.“
 
TSB 2: Giovanni Gentile – Sebastian Göth (11/5), Simon Frey (6/1), Benjamin Göth (2), Max Eichler (2), Aaron Wild (2), Jochen Leitner (1), Daniel Mucha (1), Samuel Glaser (1), Tobias Kößer (1), Moritz Kienzle, Jonas Schmutzert
SGL 3: Timo Gresser, Dominik Rehm – Jochen Nagel (12/6), Dietmar Maichel (9), Marvin Pihon (3), Jürgen Schmid (3), Kai Jaros (1), Pirmin Schattner (1), Matthias Popp, Alexander Auer, Florian Kirrmann, Florian Pirki, Philipp Ruess
Siebenmeter: TSB 7/6 – SGL 7/6
Zeitstrafen: TSB 2 Minuten – SGL 14 Minuten
Rote Karte: Philipp Ruess (SGL/60./Dritte Zeitstrafe)
Schiedsrichter: Daniel Paul, Andreas Sapper (TV Steinheim/Albuch)
Zuschauer: 35
 
(Text und Bilder: Nico Schoch)