„Angst vor der eigenen Courage“ - Im Angriff verspielt der TSB 2 die letzte Aufstiegschance

Mit der dritten Niederlage in Folge hat sich der TSB Gmünd 2 vorzeitig aus dem Titelrennen der Bezirksklasse Stauferland verabschiedet. Zu wenig Durchschlagskraft im Angriff, dafür aber zu viele technische und individuelle Fehler – so lautet das Kurzfazit, nachdem sich die Oberliga-Reserve bei der HSG Winzingen-Wißgoldingen-Donzdorf 2 mit 20:25 (10:10) geschlagen geben musste und als neuer Tabellensiebter die Spitzenplätze aus den Augen verloren hat.

Es war das dritte „Vier Punkte-Spiel“ in Folge, zum dritten Mal gingen die Mannen um Trainer Holger Sohnle als Verlierer vom Feld. Wie schon bei den vorherigen Niederlagen bei der drittplatzierten HSG Wangen/Börtlingen (26:36) sowie gegen Spitzenreiter TV Altenstadt 2 (25:29) wäre sicherlich mehr möglich gewesen, doch befanden sich die Gmünder weit von ihrem Leistungsmaximum entfernt. „Unsere großen Stärken – das druckvolle Spiel nach vorne, der Mut dahin zu gehen wo es weh tut und das effektive Kreisläuferspiel – sind uns zuletzt abhanden gekommen“, so beurteilt Sohnle das aktuelle Tief seiner Truppe. Dass neben dem etatmäßigen Kreisläufer Florian Kaller, der zweimal krankheitsbedingt ausfiel, ganz besonders das Fehlen von Rooutinier Simon Frey eine Lücke hinterließ, wollte der TSB-Coach allerdings nicht als Ausrede gelten lassen: „Unterm Strich war unser Auftreten in Donzdorf mit Sicherheit zu schwach und auch insgesamt nicht couragiert genug, um dort zu gewinnen.“
An diesem Gesamteindruck konnte auch eine aus Sohnles Sicht „ganz passable erste Halbzeit“ nichts ändern. Über eine solide Abwehrarbeit fanden die Gmünder ins Spiel hinein und konnten stets eine knappe Führung vorlegen. Die Hausherren allerdings hatten stets die passende Antwort parat. Nachdem Max Eichler nach knapp zwei Minuten den ersten Treffer erzielt hatte, erzielte die HSG nur zehn Sekunden darauf umgehend den Ausgleich. So ging es bis zum 3:3 (7.). Dann war der TSB drauf und dran, den Gegner auf Distanz zu bringen. Tormann Giovanni Gentile, der sich einige Male auszeichnen konnte, hielt sein Gehäuse sieben Minuten am Stück sauber. Auf der Gegenseite sorgten Eichler sowie Tobias Kößer mit ihrer Rückraum-Power erstmals für einen Zwei Tore-Vorsprung. Eine solche Durchschlagskraft allerdings blitzte nur selten auf und so verpasste es der TSB, sich weiter abzusetzen. Über 4:6 (17.) und 6:8 (22.) hatten die Gmünder die Nase stets vorn, mühten sich im Angriff aber zunehmend ab. WiWiDo bestrafte diese Inkonsequenz und erzielte mit einem Doppelschlag den Gleichstand. Benjamin Göth warf den TSB beim 8:9 (25.) nochmals in Front, doch die HSG drehte das Spiel mit zwei Toren innerhalb von nur 90 Sekunden auf 10:9 (28.), während auf der Gegenseite Daniel Mucha aus sieben Metern Nerven zeigte. Besser machte es kurz darauf Sebastian Göth, der seinen Strafwurf zum 10:10 (29.) verwandelte und damit den Pausenstand herstellte. „Mit mehr Cleverness und Kaltschnäuzigkeit hätten wir führen müssen“, ärgerte sich Sohnle, „doch wir haben auch wieder, entgegen zu dem, was uns in dieser Saison oftmals ausgezeichnet hat, zu viele technische Fehler gemacht.“
 
Diese Fehlerflut einzudämmen, das gelang den Gmündern auch nach Wiederanpfiff nicht. Vielmehr leisteten sich die Jets eine ganze Reihe an Fehlwürfen und bereiteten der HSG somit den Weg zum einfache Torewerfen in einer bislang völlig ausgeglichenen und von beiden Abwehrreihen geprägten Begegnung. Bis zum 14:13 (36.) lag der TSB noch auf Tuchfühlung, geriet dann aber innerhalb von neun torlosen Minuten frühzeitig auf die Verliererstraße. Beflügelt durch mehrere Kontertore zogen die Hausherren mit einem 5:0-Lauf auf 19:13 (44.) davon. Auch nachdem Lukas Lehle die Gmünder Torflaute beendet hatte, waren die Hoffnungen auf eine Aufholjagd in fremder Halle relativ schnell dahin. Vor allem die sechsfachen Torschützen Timo Schmid und Thomas Dangelmaier waren nicht auszuschalten, so dass die HSG beim 24:16 (52.) bereits die Entscheidung herbeigeführt hatte. „Wir sind aufgetreten wie das Kaninchen vor der Schlange, hatten Angst vor der eigenen Courage und haben den Druck zum Tor vollkommen vermissen lassen“, kritisierte Sohnle die unterirdische Angriffsleistung seines Teams: „Was mir zusätzlich sauer aufgestoßen ist, ist die Tatsache, dass wir als Mannschaft auseinandergebröselt sind und jeder sein eigenes Süppchen gekocht hat.“ Auch Spielmacher Robert Heer vermochte es bei seinem ersten Einsatz nach halbjährigem Auslandsaufenthalt nicht mehr, seinem Team die notwendigen Impulse zu geben. Zu allem Überfluss verlor man in der Schlussphase dann auch noch Sebastian Göth, der die Gmünder mit seinen acht Treffern nahezu im Alleingang im Spiel gehalten hatte. Der 35-Jährige wurde beim Tempo-Gegenstoß von hinten gestoßen und rutschte dermaßen unglücklich ab, dass er sich den Finger auskugelte und zusätzlich eine Platzwunde am Finger zuzog, die im Krankenhaus genäht werden musste. Dass die beiden A-Jugendlichen Jonas Schmutzert und Florian Krazer zum Ende hin noch verkürzten und sich der TSB mit der 20:25-Schlappe einigermaßen achtbar aus der Affäre zog, blieb lediglich Ergebniskosmetik.
 
Denn klar ist: Nach der dritten Niederlage in Folge wird dem TSB in dieser Saison der ganz große Wurf, auf den man in den vergangenen Wochen hoffen durfte, verwehrt bleiben. Als neuer Tabellensiebter mit 16:16 Punkten ist der TSB 2 ins Niemandsland der Tabelle abgerutscht. Angesichts von fünf Zählern Rückstand auf das Spitzentrio und vier Auswärtsaufgaben in den verbleibenden sechs Saisonspielen macht sich auch der Trainer keine Illusionen mehr: „Der Zug nach oben ist abgefahren. Jetzt gilt es, das Polster nach unten zu verteidigen und die Saison versöhnlich abzuschließen.“ Den Negativlauf vergessen machen und einen weiteren Platzverlust vermeiden, so lautet das Credo für das vorletzte Heimspiel: Nach der Faschingspause gastiert der Tabellennachbar Aalener Sportallianz (8./15:17) am 29.Februar (17:30 Uhr) in der Großen Sporthalle. „Jetzt gilt es, sich wieder zu fokussieren und auf die eigenen Stärken zu besinnen“, fordert Sohnle, „dann bin ich auch zuversichtlich, dass wir noch den ein oder anderen Sieg einfahren werden.“
 
HSG 2: Marius Baur, Paul Bürgermeister – Timo Schmid (6), Thomas Dangelmaier (6/1), Patrick Knab (4), Sven Mader (3), Teo Mangold-Riedling (2), Christian Schmid (2/2), Timo Dangelmaier (1), Dennis Diwald (1), Sebastian Barth, Daniel Glöckler
TSB 2: Julian Sacher, Giovanni Gentile – Sebastian Göth (8/2), Tobias Kößer (2), Benjamin Göth (2), Max Eichler (2), Jonas Schmutzert (2), Robert Heer (1), Florian Krazer (1), Lukas Lehle (1), Daniel Mucha (1/1), Jochen Leitner, Moritz Schillinger
Siebenmeter: HSG 4/3 – TSB 4/3
Zeitstrafen: HSG 10 Minuten – TSB
Schiedsrichter: Cemre Tuna, Koray Bahadir (TV Altenstadt)
Zuschauer: 30
 
(Text und Bilder: Nico Schoch)