Württembergliga, die Zweite: Nach den A- haben auch die B-Junioren des TSB Gmünd ihren Qualifikationsmarathon erfolgreich gemeistert und dürfen sich nun bereits im dritten Jahr in Folge mit den stärksten Nachwuchsteams des Landes messen. Bei der "Zusatzrunde" in Ludwigsburg-Eglosheim musste die Mannschaft von Trainer Philipp Schwenk erneut bis zu ihrem letzten Spiel zittern, belohnte sich dann aber mit dem zweiten Gruppenplatz für zwei Monate kräftezehrender Vorbereitungszeit.
Die erfolgreiche TSB-Mannschaft im Bild
Hintere Reihe von links: Deniz Bönsel, Jonathan Leichs, Sebastian Scheuermann, Benedikt Ocker, Arian Pleißner, Jonas Schwenk, Trainer Philipp Schwenk
Vordere Reihe von links: Paul Fritz, Niklas Reichenauer, Niklas Schmid, Frederik Füchtner, Simeon Kratochwille, Daniel Fritz
Es fehlen: Louis Waldraff, Jannick Weber, Jakob Kienzler, Sebastian Vlasin
Die Bezirksliga hatte Philipp Schwenk zum Ende der Vorsaison als Ziel ausgerufen und das aus gutem Grund: Lediglich fünf Spieler aus seinem Kader gehören in der kommenden B-Jugend-Spielzeit dem älteren Jahrgang an, entsprechend deutlich seien die Defizite in puncto Erfahrung und Physis. Nun ist der Stolz bei den "Junior Jets" umso größer, dass die Überraschung geglückt und der Traum von der Württembergliga – wenn auch erst über Umwege – in Erfüllung gegangen ist. "Wir haben das Maximum herausgeholt, es aber auch unnötig spannend gemacht", resümierte Schwenk nach dem insgesamt vierten Qualifikationsturnier hochzufrieden und erleichtert zugleich, "wir waren so oft knapp davor und haben uns am Ende noch einmal selbst bewiesen, dass wir zurecht in dieser Liga gehören."
Nach den guten Eindrücken aus dem ersten HVW-Turnier in Hard waren die jungen Gmünder mit hohem Selbstbewusstsein zur Entscheidungsrunde nach Ludwigsburg-Eglosheim gefahren, mussten dort allerdings das Fehlen ihrer beiden Stammkräfte Jannick Weber und Louis Waldraff kompensieren. Nichtsdestotrotz überzeugte der TSB im Auftaktmatch gegen Gastgeber HB Ludwigsburg mit einer konzentrierten Defensivleistung sowie technisch feinem Angriffshandball, schaffte es allerdings zu keiner Zeit, sich entscheidend abzusetzen. Die 3:1-Führung nach sechs Minuten ging binnen 120 Sekunden wieder verloren, da Ludwigsburg zwar im stehenden Angriff zunächst kaum ein Durchkommen gegen den TSB-Abwehrriegel fand, gegnerische Fehler aber immer wieder mit schnellen Gegenstößen eiskalt bestrafte. Kurz vor der Halbzeitpause hatten die Gmünder Pech, dass ein Siebenmeter von Jonas Schwenk vom Pfosten abprallte und die Hausherren umgehend den erneuten Ausgleich erzielten. Nach dem folgenden Ballverlust verhinderte Arian Pleißner mit einer starken Abwehraktion einen freien Torwurf und damit sogar den erstmaligen Rückstand für sein Team, stattdessen vollendete Jonathan Leichs per Konter zum 6:5. Direkt nach Wiederanpfiff erspielte sich die Schwenk-Sieben dann wieder eine Zwei Tore-Führung und behauptete diese auch in zwischenzeitlicher Unterzahl, da Pleißner mit viel Wucht aus dem Rückraum zum 9:7 (19.) und 10:8 (20.) einnetzte.
Doch wie bereits fünf Wochen zuvor in Vorarlberg sollte es den Gmündern nicht gelingen, ihren Vorsprung bis zum Ende festzuhalten. Vielmehr fanden die Blau-Gelben in einer rasanten Begegnung immer seltener den Zugriff auf die gegnerischen Rückraumschützen, welche die Lücken im defensiven Mittelblock des TSB eiskalt ausnutzen. Beim 10:10-Gleichstand (22.) war Ludwigsburg zurück in der Partie. Daniel Fritz und Deniz Bönsel von den Außenpositionen warfen ihre Mannen beim 11:10 (24.) und 12:11 (25.) zwar kurzzeitig nochmals in Front, doch vier Minuten vor Spielende wendeten die Gastgeber das Blatt endgültig und gingen erstmals selbst in Führung. Abermals Bönsel und Pleißner sorgten für den 14:14-Ausgleich (28.). Ludwigsburg blieb dennoch nervenstark und profitierte in einer hektischen Schlussminute zugleich von zwei unglücklichen Schiedsrichterentscheidungen, die den TSBlern letztlich das Genick brechen sollten. Zunächst erteilte Peter Walz dem Treffer zum 14:15 trotz vorher angezeigtem Stürmerfoul seine Anerkennung. Auf der Gegenseite stoppte der Unparteiische aus Großbottwar die Spieluhr dann nur zögerlich, wodurch den Gmündern wertvolle Sekunden verloren gingen. Coach Philipp Schwenk riskierte alles, brachte mit Benedikt Ocker anstelle von Tormann Frederik Füchtner einen zusätzlichen Feldspieler hinein, das letzte Aufbäumen blieb aber unbelohnt. Ockers Wurf wurde von einem gegnerischen Abwehrmann abgeblockt, mit der Schlusssirene nagelte Pleißner die Kugel aus der Distanz lediglich an den Pfosten. So bejubelten die Ludwigsburger einen glücklichen Sieg im Handballkrimi, doch auch für den TSB war trotzdem noch nichts verloren – und möglicherweise bietet sich in der kommenden Ligasaison die Chance zur Revanche.
Denn die jungen Gmünder mussten nach ihrer bitteren Auftaktniederlage nur kurzzeitig um die Württembergliga-Qualifikation bangen und lösten ihre zweite Aufgabe an diesem Tag absolut souverän. Gegen die HSG Rottweil ließ das Schwenk-Team rein gar nichts anbrennen, präsentierte sich von Beginn an völlig fokussiert und vor allem wesentlich konsequenter im Verwerten seiner Torchancen. Lediglich bis zum Stand von 3:2 (5.) konnte Rottweil Schritt halten, mit einem bemerkenswerten 6:1-Lauf sorgte der TSB binnen zehn Minuten frühzeitig für klare Verhältnisse. Der Vorsprung wuchs bis zur Pause auf fünf Tore an und geriet auch im zweiten Durchgang in keinster Weise mehr in Gefahr. Nur selten fand die HSG die richtigen Mittel, um die Gmünder Defensive zu überwinden. Auch als Philipp Schwenk sein Personal munter durchwechselte, änderte sich nichts an der Dominanz des TSB. Insgesamt sieben verschiedene Akteure durften sich in die Torschützenliste eintragen und schraubten den Spielstand somit bis zum 17:9 (26.) kontinuierlich in die Höhe. Bönsel und Ocker setzen mit ihren Treffern den Schlusspunkt unter eine einseitige Begegnung. Mit dem 19:11-Kantersieg war der zweite Gruppenplatz und der damit verbundene Einzug in die Württembergliga gesichert.
"Ich bin sehr stolz auf meine Jungs, sie haben sich zwei Monate intensiv auf die Quali vorbereitet und sich nun dafür belohnt", ist Philipp Schwenk begeistert darüber, dass sich seine Schützlinge im nunmehr dritten Jahr nacheinander in der höchsten Liga des Verbands ihrer Altersklasse beweisen dürfen. Der TSB-Trainer bewertet diesen im Vorfeld unerwarteten Erfolg als besonderes Erlebnis: "Es gibt mit Heiningen und Frisch Auf Göppingen nur zwei weitere Mannschaften in unserem Bezirk, die es auf Landesebene geschafft haben. Deswegen können wir voller Stolz sagen, neben Heiningen die Nummer zwei im Stauferland zu sein."
Ab September werden zahlreiche hochkarätige wie ambitionierte Gegner ihre Visitenkarte in der Gmünder Großsporthalle abgeben, wobei sicherlich auch die eine oder andere Überraschung für die TSB-Youngster möglich scheint. "Auch wenn uns vermutlich wieder einige weite Auswärtsfahrten erwarten, ist es hervorragend, dass wir es in die Württembergliga geschafft haben", so blickt Schwenk voraus, "denn für uns wird es ein optimales Lernumfeld, wenn wir uns mit qualitativ besseren Gegnern messen dürfen. Das Spielergebnis ist mir dabei gar nicht so wichtig. Vielmehr steht das Individualtraining im Vordergrund, jeder einzelne Spieler soll sich verbessern."
Potenzielle TSB-Gegner in der Württembergliga (Einteilung in zwei Staffeln): JANO Neuhausen-Ostfildern, SG H2Ku Herrenberg, HSG Friedrichshafen-Fischbach, SV Kornwestheim, HSG Baar, TV Bittenfeld 2, Alpla HC Hard, TSV Heiningen, HSG Langenau/Elchingen, MTG Wangen, HSG Hohenlohe, TV Bittenfeld, HABO Bottwar, HB Ludwigsburg, TV Altenstadt, HSG Albstadt
(Text und Bilder: Nico Schoch)