In der Halle mischen Daniel Mühleisen und Nicola Rascher mit dem TSB Gmünd die Oberliga auf, im Sand wurden sie mit den Otternasen aus Bartenbach deutscher Meister. Erstmals nahmen beide nun gemeinsam an einem Lehrgang der Beachhandball-Nationalmannschaft teil. Die Europameisterschaft im portugiesischen Nazare (23. bis 28.Mai) ist das große Traumziel.
Schwäbisch Gmünd, Witten, Weilstetten: Nicola Rascher und Daniel Mühleisen hatten rund um den Dreikönigstag ein ziemlich strapaziöses Reiseprogramm zu bewältigen. "Ehrlich gesagt war ich ganz froh, einen Tag früher zurückzufahren" meinte Rascher scherzhaft angesichts von täglich bis zu drei Trainingseinheiten, die das Beachhandball-Nationalteam auf der Anlage im westfälischen Witten bei Dortmund absolvierte. Die beiden Leistungsträger des Oberliga-Sechsten TSB Gmünd traten bereits am Freitagabend die Heimfahrt an, feierten dabei „ganz förmlich“ im Zug in Mühleisens 26.Geburtstag hinein. Beim Auswärtsspiel tags darauf in Weilstetten durften Tormann Mühleisen und Torjäger Rascher (6 Tore) dann bereits Mitte der zweiten Halbzeit Feierabend machen. Der 37:32-Auswärtssieg des Tabellensechsten war da schon längst unter Dach und Fach. „Das tat ganz gut, denn die zwei Tage zuvor haben körperlich schon sehr genagt“, so Rascher.
Dass Bundestrainer Marten Franke ein Auge auf das TSB-Duo geworfen hat, ist eigentlich nur folgerichtig. „Das haben wir uns über diese Runde einfach auch verdient“, sagen Rascher und Mühleisen unisono. Beide waren die herausragenden Akteure, als sich „Die Otternasen“ aus Bartenbach im vergangenen Sommer den deutschen Meistertitel sicherten und anschließend auch als Siebter beim EHF Champions Cup auf Madeira zu überzeugen wussten. Entsprechend positiv war auch die Rückmeldung des DHB-Coaches. „Ich denke, wir haben uns da sicher nicht verkehrt angestellt und sind jetzt gespannt wie es weitergeht“, verrät Rascher mit einem Grinsen.
Der 24-Jährige, der aktuell sogar als Beachhandballer des Jahres nominiert ist (die Abstimmung auf handball-world.news läuft bis zum 23.Januar), ist kein Neuling im DHB-Team. Bei der EM 2019 war Rascher kurzfristig nachnominiert worden und bestritt im letzten Vorrundenspiel gegen die Türkei sein Länderspieldebüt. Am Ende standen sechs Punkte für ihn zu Buche, "ein solider Einstand", wie er es bezeichnet. Dass er einmal im Nationaltrikot auflaufen würde, "habe ich nie erwartet, aber immer gehofft". Zwei Jahre zuvor hatte er im Livestream verfolgt, wie sein älterer Bruder Marian Rascher bei der EM angetreten war. Dieser war es übrigens auch, der Nicola Raschers Telefonnummer an den damaligen Bundestrainer weiterleitete.
Nun konnte sich die DHB-Auswahl erstmals nach fast drei Jahren wieder ohne großartige Corona-Beschränkungen treffen. „Auch wenn es nur ein Lehrgang war, ist es immer etwas Besonderes, den Adler auf der Brust zu tragen“, freut sich Rascher. „Megastolz“ sei er, wieder in der Auswahl dabei zu sein: „Die Qualität ist brutal hoch und lässt sich mit dem normalen Beachhandball, wie wir ihn bei den Otternasen betreiben, gar nicht vergleichen. Das ist eine ganz andere Stufe. Auf jeder Position sind die Top-Spieler aus ganz Deutschland dabei, entsprechend gut ist das Niveau im Spiel.“
Genau das macht Lust auf mehr, finden sowohl Rascher als auch Daniel Mühleisen. Der 26-Jährige muss sich auf der Torhüterposition allerdings gegen eine starke Konkurrenz behaupten, darunter Moritz Ebert vom Zweitligisten HSG Konstanz. Dieser allerdings wird voraussichtlich die bevorstehende Europameisterschaft in Nazare/Portugal vom 23. bis 28.Mai verpassen, da die Saison in der 2.Bundesliga bis Anfang Juni läuft. Stattdessen könnte sich Mühleisen dann auf der ganz großen Beachhandball-Bühne beweisen: „Der Bundestrainer meinte, dass ich gute Chancen habe, zu einem Turnier mitzudürfen. Es ist ein Traum, Deutschland zu vertreten. Ich würde das dankbar annehmen und einfach versuchen, immer besser zu werden.“
Doch bis dahin haben Mühleisen und Rascher noch 19 Spieltage mit dem TSB Gmünd zu absolvieren. Pausen bietet der Spielplan keine mehr und daher ist es auch fraglich, ob das TSB-Duo am kommenden Lehrgang des Nationalteams an Ostern teilnehmen kann. Nur drei Tage liegen außerdem zwischen dem Saisonende in der Oberliga und dem Start der Beachhandball-EM. „Diese Termindichte ist viel zu hoch“, klagt Rascher: „Man kann noch gar nicht sagen, wie unsere Körper diese endlos lange Runde überstehen. Deshalb klopfen wir auf Holz, dass wir verletzungsfrei bleiben und es für Nazare reicht.“
Es ist eine Chance, die sich vielleicht nur einmal bietet für die beiden „Otter“, die nach dem erfolgreichen Jahr 2022 im engeren Kreis der Nationalmannschaft angekommen sind. Dass die EM ein „tolles Erlebnis“ ist, weiß Rascher bereits und sagt: "Es macht mich unglaublich stolz, Deutschland vertreten zu dürfen." Doch mit der EM alleine muss es ja noch nicht getan sein. Denn weiterhin ist im Gespräch ob Beachhandball bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris als Demonstrationssport präsent sein wird - und in den vier Jahren darauf vielleicht sogar olympisch wird. „Das wäre die absolute Krönung“, lacht Mühleisen. Denn Träumen darf ja erlaubt sein.
(Text: Nico Schoch - Bilder: Nico Schoch, Die Otternasen)