Nicola Rascher: Beachhandballer des Jahres

Das erfolgreiche Jahr 2022 bringt für Nicola Rascher eine weitere Ehrung mit sich: Nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft mit den „Otternasen“ wurde der Kapitän des Oberligisten TSB Gmünd am Montagabend als Beachhandballer des Jahres ausgezeichnet.

„Mein Handy läuft immer noch völlig heiß“, berichtet Nicola Rascher lachend. Gleichzeitig ist der 24-Jährige „total geplättet“. Denn der Top-Spieler der „Otternasen“ aus Bartenbach hatte selbst nicht damit gerechnet, dass er nach dem Deutschen Meistertitel und dem siebten Platz beim Europäischen Champions Cup im vergangenen Jahr nun auch die größte individuelle Auszeichnung für einen Beachhandballer entgegen nehmen dürfte.
Bei den „German Handball Awards“, die am Montagabend in einer zweistündigen Online-Gala von den Redaktionen von handball-world.news und dem Magazin „Bock auf Handball“ vergeben wurde, stand Rascher in einer Reihe mit den Nationalspielern Juri Knorr und Emily Bölk sowie Meistertrainer Bennet Wiegert, der stellvertretend für den SC Magdeburg den Titel als „Team des Jahres“ entgegen nahm. „Das sind alles Größen, zu denen man aufschaut“, meint Rascher fast schon ungläubig. Einer der ersten von unzähligen Gratulanten war übrigens Beachhandball-Nationaltrainer Marten Franke. Eine Nominierung für die bevorstehende Europameisterschaft in Portugal vom 23. bis 28.Mai ist also längst mehr als ein kühner Traum.
Der begehrte Award wurde zunächst im kleinen Kreis gefeiert. „Das ist total überwältigend und mit ganz viel Dankbarkeit verbunden“, verwies Rascher auf seine handballverrückte Familie. Als er am Montagabend während des Trainings mit dem TSB Gmünd aus der Großen Sporthalle ins Studio zu Moderator Finn-Ole Martins und Lucy Marie Kretzschmar, der Beachhandballerin des Jahres, zugeschaltet wurde, durfte eine Anekdote daher nicht unerzählt bleiben: „Schon zwei Wochen nach meiner Geburt wurde ich im Kinderwagen über den Bartenbeach geschoben. Der Beachhandball wurde mir in die Wiege gelegt und daran hat die ganze Familie ihren Anteil.“
Vater Andreas und Onkel Ralf sind bis heute die Trainer der Otternasen. Mit Bruder Marian spielte Nicola Rascher nicht nur zwei Saisons gemeinsam beim TSB Gmünd, sondern auch unzählige Turniere im Sand. „Fünf Minuten nach dem Abpfiff musste ich erst einmal 100 Meter weglaufen , um am Telefon zusammen mit Marian und der ganzen Familie vor Freude zu heulen“, erinnert er sich an den Gewinn der Deutschen Meisterschaft im vergangenen Juli zurück: „Wir haben uns da einfach in einen Wahnsinns-Flow gespielt.“
Wer sonst als drei Jahre ältere Bruder hätte also die Laudatio auf den Beachhandballer des Jahres halten und dabei an die gemeinsamen Anfänge zurückerinnern sollen: „Als Kinder sind wir immer zu den Beachplätzen geradelt, um unsere Kempas und Pirouetten zu üben. Nicht selten musste unsere Mutter uns im strömenden Regen abholen, weil wir einfach nicht genug bekommen haben.“ Im vergangenen Jahr sei Nicola ein „absoluter Vorzeigeathlet“ gewesen, der die Otternasen damit zu ihrem ersten Titel geführt habe. „Du hast eine unglaubliche Leistung abgerufen und warst auf und neben dem Platz nicht wegzudenken“, platzte Marian Rascher fast vor Stolz.
Doch Nicola Rascher ist Teamplayer durch und durch. Er weiß, dass er diese neuerliche Ehre allen voran seinen Mannschaftskollegen zu verdanken hat. „Natürlich gibt es immer prägende Figuren“, sagt er zwar: „Doch da steckt viel mehr dahinter als nur eine einzelne persönliche Leistung. Aus dieser unglaublichen Mannschaft lässt sich jeder Einzelne hervorheben und ganz besonders diejenigen, die sich im Umfeld so sehr engagieren.“
Das Jahr 2022 wird sportlich nur schwer zu übertreffen sein, ebenso ein laut Rascher „berauschendes Fest“, dass es so wahrscheinlich nie wieder geben wird.“ Mit dem TSB Gmünd steht nun der vorzeitige Oberliga-Klassenerhalt auf der Wunschliste, anschließend geht es mit den Otternasen um die Titelverteidigung und den persönlichen Traum von der EM-Teilnahme. Zuletzt ist sich Rascher bewusst, dass nun viele junge Beachhandballer zu ihm aufblicken werden. „Wir versuchen immer, beste Werbung zu machen und die Leute für den Beachhandball zu begeistern“, so der 24-Jährige über das bisherige Schattendasein seiner Sportart: „Wenn ich damit nur eine Person abgeholt habe und eine kleine Vorbildfunktionen einnehmen kann, dann macht mich das noch viel glücklicher als jeder Titel.“  
(Nico Schoch)