Mit einem weiteren Talent aus der Region vervollständigt der TSB Gmünd seinen neuen Kader. Kai Schäffner (21) sammelte beim TSV Zizishausen bereits Viertliga-Erfahrung, kann seine Dynamik und Torgefahr allerdings erst ab der Rückrunde einbringen.
Der TSB Gmünd fiebert dem Saisonstart am 16.September entgegen – mit frischem Elan und einem dritten Neuzugang. Erschöpft, aber fröhlich wirkt Kai Schäffner nach seiner ersten Trainingswoche in der Großen Sporthalle. „Derzeit ist es natürlich ziemlich anstrengend, aber so muss es in der Vorbereitung ja auch sein“, berichtet der 21-Jährige. Anstatt Bälle zu passen und zu werfen stehen Athletik- und Konditionseinheiten derzeit ganz oben auf der Agenda: „Doch auch das macht mit dem neuen Team einfach richtig Bock. Wir haben uns von Anfang an alle hervorragend verstanden.“
Gemeinsam zu schwitzen, schweißt besonders schnell zusammen. Zumal Schäffner ohnehin auf einige vertraute Gesichter traf. An der Seite von Linksaußen Eric Zimmermann spielte er vor zwei Jahren noch für Frisch Auf Göppingen in der A-Jugend-Bundesliga, zuvor kreuzte beim Heimatverein TV Altenstadt schon das Gmünder Eigengewächs Andreas Maier seinen Weg. Eher zufällig trafen sich die alten Weggefährten kürzlich schon auf Mallorca wieder. Sowohl die TSBler als auch für den TSV Zizishausen mit Kai Schäffner das Ziel ihrer Saisonabschlussfahrt. Statt auf der Partyinsel wird Schäffner mit dem früheren Weggefährten Maier künftig wieder im Rückraum wirbeln. Ob auf der halblinken Position oder in der Mitte: „Wo ich dem Team am Besten helfen kann, da fühle ich mich dann auch am wohlsten“, meint er lächelnd. Die Übersicht und Sprungkraft zählen zu den besonderen Stärken des 1,80 Meter großen Rechtshänders.
Diese Vielseitigkeit überzeugte auch den Sportlichen Leiter Jürgen Rilli, der nun einen grünen Haken hinter seinen 18 Mann-Kader machen konnte. Mit einem Durchschnittsalter von 23 Jahren stellt der TSB erneut eines der jüngsten Aufgebote ligaweit, das „Projekt Zukunft“ schreitet mit Schäffner weiter voran. „Kai ist ein sehr dynamischer, schneller Spieler und passt damit optimal zu unserem System“, frohlockt Rilli: „Er ist nicht bloß eine Alternative, sondern wird unsere bestehende Rückraumachse entlasten und voranbringen.“ Der TSB-Macher hatte das Rückraumtalent schon während dessen Jugendzeit auf dem Zettel, bevor Schäffner für zwei Jahre beim damaligen Ligarivalen TSV Zizishausen zusagte. Mit 114 Treffern war er in der Oberliga-Saison 2021/22 bester Werfer des Teams aus der Nürtinger Vorstadt, im Jahr nach dem Abstieg hielt er diese starke Quote mit 89 Toren in 24 Württembergliga-Spielen aufrecht.
Nun haben sich Schäffner und der TSB im zweiten Anlauf doch gefunden. „Schon als Jugendspieler hat er mich voll überzeugt und deshalb bin ich umso glücklicher, dass er uns nun verstärkt“, meint Rilli. „Ich wusste schon immer, dass der TSB ein Thema für mich sein würde – eben weil er für mich direkt um die Ecke liegt“, sagt der aus Geislingen an der Steige stammende Schäffner. Doch nicht alleine die geografische Nähe war ausschlaggebend, vielmehr erkannte er bereits im ersten Gespräch die Gmünder Philosophie: „Talentierte Handballer, ein tolles Umfeld und überzeugende Trainer – das hat sich sofort passend angefühlt und so fiel mir die Entscheidung ziemlich einfach.“ Das überfallartige Umschaltspiel des TSB hat er als Gegner längst kennengelernt. „Wenn man da ein paar Minuten nicht aufmerksam ist, wird es sehr unangenehm“, weiß Schäffner aus leidvoller Erfahrung zu berichten. Im Dress von Zizishausen unterlag er den Gmündern vor zwei Jahren jeweils deutlich mit 25:34 und 23:35.
Seinen persönlichen Lernprozess hat der junge Rückraumspieler während der sportlich schwierigen Zeit in Zizishausen weiter fortgesetzt und avancierte dort zum Führungsspieler. Die Rückkehr in die Oberliga blieb indes sein Fernziel. „Der Wechsel ist für mich nun der logische Schritt“, betont er: „Denn wenn man in der Jugend so viel Zeit und Herzblut in den Handball gesteckt hat, auch andere Sachen dafür aufgegeben hat, dann will man auf möglichst hohem Niveau spielen.“ Mit dem TSB will er sein Potenzial nun weiter entfalten. „Besonders in der Abwehr habe ich aber auch noch Luft nach oben“, ergänzt Schäffner seinen persönlichen Verbesserungswunsch: „In meinen ersten beiden Aktivenjahren habe ich auch gemerkt, dass ich mir ab und zu vielleicht auch mal eine kurze Pause nehmen muss, um neues Selbstvertrauen aufzubauen.“
Allerdings bleibt für beide Seiten zunächst auch ein kleiner Wermutstropfen. Vor dem erhofften Höhenflug mit den „Jets“ steht für Schäffner Ende August der vorübergehende Abflug in die Vereinigten Staaten an. In Los Angeles absolviert der Student der Automobil- und Mobilitätswirtschaft sein Auslandssemester. „Doch ab der Rückrunde will ich dann richtig mithelfen“, fiebert der 21-Jährige schon jetzt seiner Rückkehr und dem baldigen Abschluss seines Bachelor-Studiums entgegen.
Zumal es für den TSB in der zweiten Saisonhälfte besonders spannend werden dürfte. Denn der neue Oberliga-Modus ist in der Kabine sowieso das Gesprächsthema Nummer eins. Ab dem 16.September messen sich die 18 Teams zunächst in zwei Staffeln, in der Rückrunde wird es eine Auf- und Abstiegsrunde geben. Für die Gmünder ist das Ziel klar: Sie wollen sich möglichst frühzeitig aller Abstiegssorgen entledigen, sprich nach der Vorrunde bestenfalls unter den ersten Vier stehen. „Das traue ich uns auf jeden Fall zu, obwohl wir wahrscheinlich die anspruchsvollere Gruppe erwischt haben“, gibt sich Schäffner selbst bewusst: „In der Oberliga war es schon immer so, dass jeder jeden schlagen kann. Nun ist jedes einzelne Spiel nochmal wichtiger, das macht die ganze Sache besonders attraktiv.“
Eine erste Möglichkeit, den Neuzugang in Aktion zu sehen, bietet sich den Gmünder Fans immerhin schon am Freitagabend (19 Uhr / Große Sporthalle) beim Freundschaftsspiel gegen Frisch Auf Göppingen. Für den ehemaligen Göppinger Jugendspieler Kai Schäffner wird es also gleich einmal ein ganz besonderes Debüt werden.