Es findet zusammen, was zusammen gehört. Zwölf Jahre lang prägte Aaron Fröhlich als Spielmacher und Torjäger das Spiel des TSB Gmünd. Zweimal – 2014 und 2019 – führte er den Club in die Oberliga und leistete einen entscheidenden Beitrag, um sich dort zu etablieren. Aktuell steht den Jets die entscheidende Phase im Kampf um den Klassenerhalt noch bevor. Bei aller Anspannung ist Fröhlich „guter Dinge, dass die Jungs das meistern werden.“ Denn bei der bevorstehenden Rückkehr aus der Zuschauerrolle will er auf jeden Fall in der höchsten Spielklasse Baden-Württembergs, die künftig Regionalliga heißt, coachen.
Die langjährige Identifikationsfigur ist der absolute Wunschkandidat für die Nachfolge des aktuellen Trainers Michael Stettner. „Im nötigen Abstand“ von zwei Jahren seit dem Karriereende habe Fröhlich weiterhin wertvolle Arbeit für den Verein geleistet, sagt der Sportliche Leiter Jürgen Rilli: „Nun ist Aaron bereit, als Trainer den Weg mit dem TSB zu gehen, den er selbst immer mit vorangetrieben hat. Sprich unsere jungen Talente weiter nach vorne zu bringen und Identifikation vorzuleben.“
Gefühlt war der 33 Jahre alte Ausnahmekönner nie wirklich weg, sondern stets nahe dran an seiner alten Mannschaft. „Er kennt unsere Spieler so gut wie niemand sonst“, unterstreicht Rilli. Die meisten leitete Fröhlich bereits auf dem Spielfeld an, die zahlreichen Gmünder Eigengewächse hatte er als Jugendcoach acht Jahre lang selbst geformt. Eine Zeit, die ihm im Januar 2019 nicht nur die Auszeichnung als „Trainer des Jahres“ der Stadt Schwäbisch Gmünd einbrachte, sondern auch persönlich total erfüllt hat. Der Einstieg als Aktiventrainer war nur eine Frage der Zeit: „Der TSB ist da natürlich immer in meinem Kopf gewesen, wenn es sich ergeben sollte.“
Unterstützt wird er bei der neuen Mission von Zwillingsbruder Simon Fröhlich. Der überzeugte bekanntlich nicht nur als Fußballer für Normannia Gmünd und den TSV Essingen, sondern aushilfsweise auch in acht Partien als Oberliga-Handballer beim TSB. „Viele Trainer haben nie so hoch gespielt und er hat das quasi nebenbei gemacht“, zollt Aaron Fröhlich dafür größten Respekt. Als Co-Trainer holt er Simon nicht bloß aus reiner Brüderlichkeit, sondern vor allem wegen dessen zwischenmenschlichen Qualitäten an Bord. „Er hat ein gutes Gespür dafür, wie eine Mannschaft tickt und versteht auch meine Sichtweise am besten“, legte sich der künftige Chefcoach bei dieser Personalie deshalb besonders ins Zeug. Schließlich sei es kein Geheimnis, dass der Fußball finanziell weitaus lukrativere Möglichkeiten bietet: „Um Simon war es vermutlich ein größerer Kampf als um die meisten Spieler.“
Die haben allesamt innerhalb einer Woche ihre Zusage für die neue Runde gegeben. Abgesehen von Linksaußen Eric Zimmermann, der sich Ende Januar zur Pilotenausbildung nach Frankfurt/Main verabschiedete, und Kapitän Nicola Rascher, der aus beruflichen Gründen zu seinem Heimatverein TSV Bartenbach zurückkehrt. „Es spricht für den Verein und die Mannschaft, dass ich nicht unendlich viel Überzeugungsarbeit leisten musste“, lobt Fröhlich diesen bemerkenswerten Zusammenhalt. Insbesondere für Spielmacher Tom Abt war es keine schwere Entscheidung, dem TSB weiter treu zu bleiben. Der 21-Jährige wurde schon als D-Jugendlicher von Fröhlich gecoacht: „Ich bin Aaron extrem dankbar, denn er hat den wohl größten Anteil an meiner Entwicklung und die wollen wir weiter fortsetzen.“
Insgesamt zehn Talente aus dem damaligen Vorzeige-Jahrgang durften bereits Oberliga-Luft schnuppern oder sind so wie Abt längst fester Bestandteil des Teams. Eine Sache, die Fröhlich zurecht stolz macht. Um die Zukunft des TSB ist ihm daher keinesfalls Angst und Bange, wenngleich das Fehlen der bisherigen Top-Torjäger Zimmermann und Rascher kompensiert werden muss. Dennoch sucht man ganz bewusst nicht großartig nach externen Verstärkungen: „Denn jetzt ist es an der Zeit, den Jungs eine Chance zu geben, die bislang in der zweiten Reihe standen und sich im Perspektivteam hervorragend präsentiert haben. Vom Kader bin ich sowohl menschlich als auch sportlich total überzeugt.“
Das Potenzial ist vorhanden, um eine erfolgreiche Ära einzuleiten. Zwar hat Fröhlich zunächst nur für ein Jahr unterschrieben, das tat er ebenso schon während seiner Zeit als Spieler. Das Ergebnis waren schließlich 12 Jahre und 1000 Oberliga-Tore. Bei allen Ambitionen und trotz seines Legendenstatus beim TSB stellt er sich gerne jedes Jahr aufs Neue dem Wettkampf. Seine eigene Vision macht er dabei gar nicht zwingend von der Ligazugehörigkeit abhängig. Ziel sei es „einen eigenen Handball mit Wiedererkennungswert“ zu spielen, der mehr Zuschauer in die Halle locken und sich nicht am Gegner orientieren soll. Das in den vergangenen Jahren eingebaute Gegenstoßspiel bleibt da natürlich ein zentraler Bestandteil, doch insgesamt soll der Spielstil dominanter werden: „Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass es den Spielern hilft und Sicherheit gibt, wenn sie ihre Entscheidungen in einem gewissen Rahmen treffen können.“
Damit soll mindestens die Oberliga gehalten werden, gleichzeitig soll die Entwicklung der weiterhin extrem jungen Mannschaft voranschreiten. „Das wird sich dann auch in der Tabelle auswirken“, ist Jürgen Rilli überzeugt. Der Sportliche Leiter hofft darauf, künftig wieder im oberen Mittelfeld mitzuspielen: „Denn unsere Spieler haben ein Wahnsinnspotenzial und wir sind im Kader breit genug aufgestellt.“ Trainer Fröhlich sei auch in der Lage, gestandene Spieler wie Wolfgang Bächle, Daniel und Stephan Mühleisen, welche in den vergangenen Jahren die Oberliga prägten, noch einmal auf ein höheres Level zu heben.
Ausgeschlossen ist damit auch die scheinbar naheliegende Option, dass Aaron Fröhlich künftig noch einmal als Spielertrainer ins Geschehen eingreifen wird. Für den 33-Jährigen wäre das ein falsches Signal: „Obwohl man niemals nie sagen sollte, wird das nie passieren. Ich konnte meine Zeit selbstständig und nicht verletzungsbedingt beenden. Dabei werde ich es belassen. Denn ich bin überzeugt, dass unsere aktuellen Spieler viel besser sind als ich es noch sein könnte.“ Eine Aussage, die von den TSBlern schon im aktuellen Abstiegskampf bewiesen werden kann. Auch nach dem hoffentlich erfolgreichen Saisonabschluss will der künftige Trainer keine großen Sprüche klopfen: „Wir als Mannschaft und Verein müssen unser Bestes geben und gemeinsam wachsen. Das gilt auch für mich als Trainer. Dann werden wir gemeinsam eine gute Zeit erleben.“
(Text: Nico Schoch - Bilder: Nico Schoch (4), Enrico Immer (3), Mario Klaiber (2))