Hinten stabil, vorne kreativ: Dem TSB Gmünd gelingt der zweite Sieg im zweiten Spiel

Der TSB Gmünd bestätigt seinen guten ersten Eindruck und entfacht die Begeisterung auch in eigener Halle. Spielmacher Tom Abt und Keeper Daniel Mühleisen überragen beim ungefährdeten 30:23 (16:11) – Sieg gegen den TSV Weinsberg.

 

Als am späten Samstagabend nach und nach die Ergebnisse auf der Hallen-Leinwand eingeblendet wurden, da stand der TSB Gmünd kurzzeitig sogar auf dem ersten Tabellenplatz. Als eines von sechs Regionalliga-Teams haben die „Jets“ ihre beiden Auftaktpartien gewonnen. Eine perfekte Startbilanz also auch für den neuen Trainer Aaron Fröhlich, dem allerdings eine Sache sofort ins Auge stach. „Neuenbürg und Heiningen haben weniger Gegentore als wir“, sagte Fröhlich halb im Ernst, halb im Spaß: „Das nervt mich.“ In der Tat ist das Meckern auf hohem Niveau. Lediglich 50-mal musste der in beiden Spielen stark auftrumpfende Torwart Daniel Mühleisen hinter sich greifen, nur knapp häufiger als die besagten Konkurrenten aus Neuenbürg (46) und Heiningen (47). Selbstverständlich war deshalb auch der Trainer mit der Defensivarbeit zufrieden, mahnte aber: „Das heißt nicht, dass wir schon alles super gemacht haben.“

 

Mit dem im Sommer neu formierten und extrem jungen TSV Weinsberg hatten die Gmünder zumindest phasenweise ihre Schwierigkeiten, wenngleich am Ende ein souveräner Heimsieg stand. Daran wollten die „Jets“ von Anfang an keine Zweifel aufkommen lassen. Als sich Keeper Mühleisen mit einer ersten Parade gegen den bosnischen U19-Nationalspieler Alen Hadzimuhamedovic in der Partie anmeldete und Jonas Waldenmaier daraufhin auf 3:2 (4.) stellte, war die Richtung vorgegeben. „Am Anfang hat Weinsberg mit seinen Einläufern etwas Unruhe hereingebracht“, analysierte Fröhlich die in der ersten Viertelstunde ausgeglichene Partie: „Auf die Dauer haben wir es dann geschafft, die Zweikämpfe zu gewinnen.“

 

Der TSB unterschätzte die Gäste keineswegs, sondern ging sehr selbstsicher voran. Das galt besonders für Tom Abt, der den Angriff ruhig und geschickt lenkte. Mit einem feinen Pass aus der Bedrängnis bediente der Regisseur den neuen Linksaußen Niklas Burtsche, der zum 6:4 (10.) traf. Kurz darauf sorgte der Rückraumrechte Stefan Scholz, ebenfalls von Abt in Szene gesetzt, für die erste Drei Tore-Führung. „Tom spielt immer für die anderen und auch für mich“, lobte Scholz. In der ersten Halbzeit war Abt an fast jedem Tor direkt beteiligt. Nachdem die Kollegen einige freie Chancen vergaben, übernahm der erst 21 Jahre junge Kapitän wieder das Zepter und traf selbst zum 14:10 (22.). Eine Leistung, von der sein Trainer alles andere als überrascht war: „Ich bin zufrieden damit, was er macht und wie er vorangeht. Doch das erwarten wir auch von ihm, das ist sein Job.“

 

Mit der Abwehr legte der TSB den Grundstein für den Sieg, zwang die Gäste immer häufiger zu unvorbereiteten Würfen. Daniel Mühleisen vernagelte vor der Pause neun Minuten lang sein Tor und traf selbst mit einem satten Distanzwurf zum 16:10 (26.), sein zweiter Versuch direkt danach landete am Pfosten. Weinsberg allerdings bäumte sich noch einmal auf und verkürzte in Überzahl, ebenfalls durch einen Wurf ins leere Tor, auf 18:14 (36.). Zudem vergab Burtsche gegen den TSV-Keeper Stefan Koppmeier seinen zweiten Siebenmeter. Das Gefühl, der Gmünder Sieg könnte noch in Gefahr geraten, kam unter den 500 Zuschauern allerdings nicht mehr auf.

 

Bis zum 20:16 (42.) blieb Weinsberg auf Tuchfühlung, doch die TSB-Abwehr rührte nochmals kräftig Beton an. Dahinter zeichnete sich Mühleisen mit einer Glanztat gegen Rechtsaußen Maximilian Zeisler aus, mit zwei Gegenstößen zum 23:16 (44.) sorgte Scholz wieder für klare Verhältnisse. Als Nebenmann Stephan Mühleisen seine zweite Zwei Minuten-Strafe erhielt, beruhigte Andreas Maier seine TSB-Kollegen: „Cool bleiben, Männer, cool bleiben.“ Und das taten die Gmünder. Prompt kaufte Daniel Mühleisen den Weinsbergern zwei freie Würfe ab, vorne übernahm Abt die Verantwortung und erzielte mit seinem neunten Treffer zum 28:20 (56.) den deutlichsten Vorsprung. Patrick Watzl bewies dann noch, dass er sowohl für die rechte Rückraumposition als auch für die Rechtsaußenposition gemacht ist und erzielte den 30:23-Endstand. „Ich habe inzwischen Routine darin“, grinste der Vertreter von Wolfgang Bächle, der kommende Woche aus dem Urlaub zurückkehrt: „Auf meine gute Wurfquote will ich aufbauen. Und einen Saisonstart mit zwei Siegen habe ich meiner Aktivenzeit bislang noch nie geschafft.“

 

Saisonübergreifend war es sogar schon der achte TSB-Sieg in Folge, die Brust wird von Woche zu Woche größer. Dennoch fängt bei den Jets niemand zu träumen an – trotz oder gerade wegen der hohen Ansprüche von Trainer Aaron Fröhlich, möglichst noch weniger Gegentore zu kassieren. „Das ist unsere Basis“, wird er nicht müde zu betonen: „Unsere Abwehr war schon solide und trotzdem denke ich, dass wir das noch besser können. Daran werden wir ab Montag im Training direkt wieder ansetzen.“ Wenn das gelingt, dann dürfte der Erfolgslauf auch am kommenden Sonntag (17 Uhr) bei Saase3 Leutershausen II weitergehen – und dem Trainer nochmal etwas mehr Freude ins Gesicht zaubern. „Unser Ziel ist klar“, sagt Fröhlich: „Wir bereiten uns auf jedes einzelne Spiel vor, als ob es ein Finale wäre und wollen es dann für uns entscheiden.“

 

TSB Jets – TSV Weinsberg 30:23 (16:11)

 

TSB: Daniel Mühleisen (1), Devin Immer – Tom Abt (9/1), Niklas Burtsche (7/1), Stefan Scholz (5), Stephan Mühleisen (2), Kai Schäffner (2), Jonas Waldenmaier (2), Patrick Watzl (2), Jonathan Leichs, Andreas Maier, Jonas Schwenk, Christian Waibel, Louis Waldraff

TSV: Stefan Koppmeier, Nicolas Koch – Alen Hadzimuhamedovic (7/1), Din Kandic (5), Manuel Weber (5), Nicolas Ehrlich (2), Tim Titzmann (2), Simon Schrempf (1), Maximilian Zeisler (1), Vincent Brenner, Louis Heim, Dean Köhler, Leo Leonardo Magdic, Sebastian Mühlegg, Jannik Schmitt

Siebenmeter: TSB 4/2 – TSV 2/1

Zeitstrafen: TSB 10 Minuten – TSV 12 Minuten

Schiedsrichter: Henrik Rösch, Dennis Tontsch (TSB Horkheim)

Zuschauer: 500

 

 

„Abwehr spielen kann auch richtig Spaß machen“ – Stimmen zum Spiel

 

Aaron Fröhlich, Trainer TSB Gmünd: „Wir haben unser Ziel erreicht, die ersten beiden Spiele zu gewinnen. Was aber nicht heißt, dass schon alles super ist. Wir können mit der Leistung zufrieden sein, doch im Detail geht es noch besser. Phasenweise hat uns im Angriff die Tiefe gefehlt. Wir werden es nicht immer schaffen, einen Gegner komplett auszuspielen und da brauchen wir mehr Überzeugung, damit neue Lücken entstehen.“

 

Edin Hadzimuhamedovic, Trainer TSV Weinsberg: „Die zehn Minuten vor der Pause waren der Knackpunkt. Da haben wir sehr viele falsche Entscheidungen getroffen, was bei einer so jungen Mannschaft keine Überraschung ist. Doch wir haben Charakter gezeigt und bis zur letzten Minute dagegen gehalten. Damit bin ich zufrieden. Doch wir müssen schneller lernen, weil die Fehler in dieser Liga gnadenlos bestraft werden.“

 

Stephan Mühleisen, TSB-Kreisläufer: „Gegen diesen komplett neu aufgestellten Gegner war es fast schon ein Pflichtsieg. Wir haben es gut gemacht, können aber noch besser werden. Angefangen bei der Chancenverwertung und auch in der Abwehr könnten wir noch kompakter stehen. In den Eins-gegen-Eins-Situationen haben wir teilweise zu einfache Tore kassiert. Doch insgesamt gelingt es uns, einen attraktiven und effektiven Handball zu spielen, der viele Zuschauer anlockt.“

 

Stefan Scholz, TSB-Rückraumspieler: „Wir sehen jedes Spiel als ein Finale an, denn nur mit dem vollen Fokus können wir bestehen und gewinnen. Als es zu Beginn der zweiten Hälfte nur noch vier Tore Vorsprung waren, hat uns das wachgerüttelt. Aaron hat zum richtigen Zeitpunkt die Auszeit genommen und gibt uns dadurch Halt. Ich merke, dass der Trainer auf mich setzt und das fühlt sich derzeit brutal gut an.“

 

Patrick Watzl, TSB-Linkshänder: „Wir wollten von der ersten Minute an zeigen, dass wir die bessere Mannschaft sind. Abwehr spielen kann auch richtig Spaß machen und so bauen wir uns auf. Vorne waren wir nicht so konsequent wie im ersten Spiel, es waren aber auch ein paar unglückliche Szenen dabei. Zum ersten Mal habe ich einen Saisonstart mit zwei Siegen erlebt.“

 

Michael Hieber, TSB-Abteilungsleiter: „Zwischen Mannschaft und Fans entwickelt sich gerade etwas, der Funke springt über. Der Gegner war sehr jung und hat viel aufs Tor geworfen, nur 23 Gegentore sprechen für die klare Handschrift unseres neuen Trainers. Offensiv hat Tom Abt eines seiner bislang besten Spiele gemacht mit einer Fehlerquote von nahezu Null bei 50 Aktionen.“ 

Text: Nico Schoch
Bilder: Enrico Immer