Vier Spiele, vier Siege: Fulminanter TSB Gmünd fegt auch über Plochingen hinweg

Mit einer beeindruckenden Leistung vor 800 Fans bringt der TSB Gmünd seine letztjährigen Trainer zur Verzweiflung. Die „Jets“ überstehen beim 37:29 (19:15) – Erfolg gegen den TV Plochingen auch zwei schwere Phasen und setzen sich in der Spitzengruppe fest.

 

Es brauchte eine knappe Stunde nach Spielende, bis Michael Stettner und Volker Haiser ihre Wiedersehensfreude doch noch genießen konnten. Knapp vier Monate nach seinem Abschied vom TSB Gmünd hatte das neue Plochinger Trainerduo eine unerwartet deutliche Acht Tore – Niederlage zu verdauen. Während Stettner schwieg, brachte Haiser seine Gefühlslage auf den Punkt: „Wir hatten es nicht anders verdient.“ Zwar hatte die umgekrempelte Mannschaft des TV Plochingen ihr Potenzial immer wieder angedeutet. Doch immer wenn sich die Gäste herantasteten, legten die Gmünder noch eine Schippe drauf und stellten mit dem vierten Sieg im vierten Spiel ganz nebenbei einen persönlichen Startrekord auf. Davon sichtlich beeindruckt war auch der letztjährige TSB-Kapitän Nicola Rascher. „Brutal stark“, sah er seine Ex-Kollegen, die „in jeglichen Belangen überlegen waren.“

 

Von Beginn an waren die Jets hellwach und gaben die Richtung vor. Eine Überzeugung, die Stefan Scholz verkörperte und gleich den ersten Angriff energisch vollendete Als Linksaußen Niklas Burtsche im Tempo-Gegenstoß auf 5:2 (5.) erhöhte, bebte die Halle angesichts des furiosen Starts. Lautstark jubelte die Gmünder Bank mit – allen voran Aaron Fröhlich, der Team und Fans gleichermaßen anpeitschte. „Wir brauchen diese Energie von außen“, betonte der Trainer: „Als Verein sind wir ein großes Ganzes, das erfolgreich auftreten will.“ Wenige Meter weiter waren seine Vorgänger überhaupt nicht begeistert, beim Stand von 8:4 (9.) griff Stettner bereits wutentbrannt zu seiner ersten Auszeit.

 

Das Gmünder Offensivfeuerwerk brach allerdings noch längst nicht ab. Spielmacher Tom Abt schaltete und waltete, wie er wollte. Auch Burtsche traf quasi nach Belieben, erzielte mit dem 11:5 (13.) bereits sein fünftes Tor und zwang die Gäste zum Torwartwechsel. Anstelle von Routinier Marc Krammer kam der junge Felix Maar etwas besser in die Partie, seine Vorderleute erzielten drei Tore in Folge und lagen beim 14:12 (24.) plötzlich in Schlagdistanz. Der bis dahin blasse TSB-Tormann Daniel Mühleisen vereitelte den Anschluss, sein Zwillingsbruder Stephan verwandelte einen Abpraller und hielt den TSB auf Kurs. Der Gmünder Keeper begrub wenig später einen Rückraumwurf unter sich und feuerte reaktionsschnell aus der Distanz ins leerstehende Gästetor. Dies bestrafte Andreas Maier ebenso kaltschnäuzig zum 18:14 (29.).


Das Vier Tore-Polster war hochverdient, aber keinesfalls beruhigend. Der TSB leistete sich zwei einfache Ballverluste, schon kamen die Gäste auf 22:19 (37.) heran. Gleichzeitig sah Maier glatt Rot, da er den konterstarken Torschützen Marius Klingler von hinten umgestoßen hatte. Fünf Minuten lang stockte der Gmünder Motor und auch der umtriebige Abt leistete sich gleich drei Fehlwürfe. Mit dem 22:20 (39.) schöpfte Plochingen wieder neue Hoffnung, die der TSB allerdings im Keim erstickte. Daniel Mühleisen tat das, was ein guter Tormann zu tun hat: Er war zur Stelle, als sein Team ihn am meisten brauchte.

 

Zwei wertvolle Paraden nacheinander brachten die Sicherheit zurück ins Gmünder Spiel. Scholz stellte den alten Abstand wieder her und bedankte sich mit seiner Jubelfaust zuallererst beim starken Rückhalt. Das nötige Spielglück kam dazu: Ein Rückraumwurf von Kai Schäffner flog erst an den Pfosten, dann an den Rücken von TVP-Keeper Maar und von dort aus ins Netz. Auch Abt befreite sich aus seinem kurzen Tief, traf erst selbst und setzte zum wiederholten Male Stephan Mühleisen in Szene. Der Kreisläufer wühlte sich gegen gleich drei Mann durch und traf zum 27:21 (44.). Auf der Plochinger Bank wurde der Ton da schon rauer. „Wir sind doch nicht auf einem Betriebsausflug“, fluchte Stettner vor den Augen seiner geknickten Ersatzspieler.

 

Die Gäste fanden keine Mittel mehr, der TSB hingegen setzte seinen Lauf fort und sorgte für klare Verhältnisse. Der in den ersten Saisonwochen aufgeblühte Scholz ließ sich für einen Doppelschlag feiern, Burtsche krönte seine Gala-Vorstellung mit einem feinen Lupfer über Krammer hinweg zum 31:23 (48.). Der Linksaußen und Daniel Mühleisen trieben die Gäste zur Verzweiflung. Diese wurden sogar um zehn Tore distanziert, da sich Schäffner zweimal trickreich durchsetzte. An der Seitenlinie blickte Fröhlich hochzufrieden drein und wechselte munter durch, um seinen Youngstern eine Chance zu geben. Jonas Schwenk traf prompt zum 36:26 (54.), Jonathan Leichs gelang unter dem Applaus der 800 Zuschauer noch ein beherzter Ballgewinn.

 

Auch nachdem der TV Plochingen das Ergebnis auf 37:29 herunter korrigiert hatte, blieb es harmonisch und stimmungsvoll. An alter Wirkungsstätte blickten Stettner und Haiser in viele lachende Gesichter. Denn der beeindruckende Gmünder Auftritt schlägt sich auch in der Tabelle nieder: Neben dem TSB kann nur der Titelfavorit SG Köndringen/Teningen die perfekte Bilanz von 8:0 Punkten aufweisen. Als „halber“ Tabellenführer reisen die Jets am kommenden Samstag (20 Uhr) zur noch punktlosen TSG Söflingen. Ein Ende der Gmünder Erfolgsserie scheint nicht in Sicht.

 

 

TSB Jets – TV Plochingen 37:29 (19:15)

 

TSB: Daniel Mühleisen (1.-57.Minute, 1 Tor), Devin Immer (57.-60.) – Niklas Burtsche (9/4), Stefan Scholz (7), Kai Schäffner (6), Tom Abt (5), Stephan Mühleisen (5), Wolfgang Bächle (1), Andreas Maier (1), Jonas Schwenk (1), Jonas Waldenmaier (1), Jonathan Leichs, Arian Pleißner, Christian Waibel, Louis Waldraff, Patrick Watzl

TVP: Marc Krammer (1.-11./44.-60.), Felix Maar (11.-44.) – Nick Bischoff (7), Marius Klingler (7/3), Lukas Mäußnest (4), Marvin Schmid (3), Axel Steffens (3), Manuel Bauer (2), Michael Hägele (2), Michael Strohmeyer (1), Cedric Hauff, Finley Peters, Max Schütze, Denis Wilke

Siebenmeter: TSB 5/4 – TVP 3/3

Zeitstrafen: TSB 4 Minuten – TVP 4 Minuten

Rote Karte: Andreas Maier (TSB/37./Grobes Foulspiel)

Schiedsrichter: Roland Hofmann (TSV Amicitia Viernheim), Daniel Sohns (SG Heddesheim)

Zuschauer: 800

 

 

„Ein echter Gradmesser für uns“ – Stimmen zum Spiel

 

Aaron Fröhlich, TSB-Trainer: „Nach der Pause hat kurzzeitig nicht alles geklappt. Da waren wir ein wenig im Rückwärtsgang. Dass es zweimal eng wurde, lässt sich gegen gute Mannschaften wie Plochingen auch nicht verhindern. Doch wir sind auf solche Phasen vorbereitet und haben uns schnell wieder berappelt. Mir war es wichtig, zum Schluss allen Spielern ihre verdienten Einsatzminuten zu geben. Diese Jungs sind nicht weit weg von der ersten Sieben und es war kein Leistungsabfall zu erkennen. Wir haben uns in eine Position gebracht, in der wir gegen jeden Gegner eine berechtigte Siegchance haben. Wo das hinführt, wird sich zeigen.“

 

Volker Haiser, TVP-Trainer: „Es ist deutlich zu sehen, dass sich unsere neue Mannschaft noch nicht stabilisiert hat. Gmünd war sofort im Flow, wir waren anfangs im Kopf nicht wach genug. Nach der Roten Karte gegen den TSB sind wir nicht geduldig geblieben, sondern wollten das Spiel innerhalb von drei Minuten drehen. So machen wir drei technische Fehler, kassieren die schnellen Tore und sind wieder tot. Dennoch habe ich mich sehr über die vielen Gespräche mit den Fans und Helfern gefreut, die ich während meiner zwei Jahre in Gmünd kennenlernen durfte. Ich habe trotz der Niederlage keine Häme erfahren.“

 

Niklas Burtsche, neunfacher TSB-Torschütze: „Nach der kurzen Schwächephase haben wir uns überragend zurückbgekämpft und eine starke Abwehr gestellt. Dadurch konnten wir unser Tempo ausspielen und den Gegner einfach überlaufen. Wir schauen weiter nur von Spiel zu Spiel und gehen jedes davon wie ein Finale an.“

 

Tom Abt, TSB-Spielmacher: „Das Ergebnis täuscht ein wenig. Es war ein enges, intensives Spiel und jede Mannschaft hatte ihre guten Phasen. Plochingen war ein echter Gradmesser für uns. Dieses Spiel spiegelt wieder, was für ein eingeschweißtes Team wir sind. Sobald Fehler passieren, laufen wir noch einen Schritt mehr. Nach der Roten Karte haben wir für Andi Maier gespielt und wir konnten unserem Torhüter Dani Mühleisen zurückzahlen, dass er uns mit seinen wichtigen Paraden gerettet hat.“

 

Jonas Waldenmaier, TSB-Kreisläufer: „Es macht immer Spaß, zu gewinnen. Um zu gewinnen, brauchst du auch immer Spaß. In dieser Aufwärtsspirale sind wir aktuell. Viel davon liegt an unserer Abwehr und dem Gegenstoßspiel, wo unsere Außen gnadenlos abgehen. Dass wir auch am Ende wenig technische Fehler machen, liegt an unserer guten körperlichen Verfassung. Dieser Erfolg ist sehr hart erarbeitet.“

Text: Nico Schoch, Bilder: Enrico Immer