Nur nicht übermütig werden: Ein „unbequemer Gegner“ wartet auf die TSB-Traumstarter

Um seine makellose Bilanz mit dem fünften Sieg fortzusetzen, muss der TSB Gmünd am Samstag (20 Uhr / Sporthalle Kuhberg) bei der noch punktlosen TSG Söflingen bestehen. Was auf dem Papier eine klare Sache zu sein scheint, entpuppt sich beim genaueren Hinsehen als nächster Härtetest für die euphorisierten „Jets“.

 

Der Spielplan scheint es gut zu meinen mit dem TSB Gmünd. Nach dem TSV Weinsberg, Saase3 Leutershausen II und dem TV Plochingen wartet der nächste Gegner, bei dem in der Sommerpause kaum ein Stein auf dem anderen geblieben ist. Die TSG Söflingen, vor zwei Jahren noch in der 3.Liga vertreten, muss auch finanziell kleinere Brötchen backen und hat aus der Not eine Tugend gemacht. Die extrem verjüngte Mannschaft aus der Ulmer Vorstadt steht nach vier Spieltagen mit 0:8 Punkten am Tabellenende. Also nur eine Pflichtaufgabe für den TSB, der konträr mit der perfekten Bilanz von 8:0 Punkten an der Spitze steht?

 

Doch Trainer Aaron Fröhlich ist und bleibt die Ruhe in Person, selbst nach dem begeisternden 37:29-Heimerfolg über die keinesfalls zu unterschätzenden Plochinger. Immerhin hat sich auch bei den Gmündern viel verändert. „Unterm Strich“, hält Fröhlich fest, „ist es uns einfach besser gelungen, diesen ersten Entwicklungsschritt zu machen und uns in eine ordentliche Position zu bringen. Vor einem Monat hat man über uns sicher auch noch ganz anders gesprochen.“ Sowohl in Plochingen als auch in Ulm wird der TSB öffentlich schon als „Spitzenteam der Liga“ geadelt. Eine Bezeichnung, die aus Fröhlichs Sicht (noch) nicht zutrifft: „Wir haben einen guten Start verbucht – aber eben auch nicht mehr. Wir wissen, wo wir herkommen und dass wir in der Vorsaison bis kurz vor Schluss im Abstiegskampf gewesen sind. Deshalb werden wir überhaupt nicht übermütig oder uns jetzt neue, übertriebene Ziele.“

 

Sehr wohl aber verspürt der neue Coach eine gewisse Genugtuung. Vieles, was die Jets während der Vorbereitung einstudiert und verbessert haben, zahlt sich nun schon frühzeitig aus. Zum Vergleich: Vor einem Jahr war der TSB denkbar schlecht mit vier Niederlagen gestartet. Nun ist das Selbstvertrauen ungleich höher, die Basis für eine sorgenfreie Runde gelegt. Ein Hauptgrund ist die starke körperliche Verfassung. Selbst in der Crunch-Time konnten die Gmünder, die ohne große personelle Rochaden auskommen, bislang stets noch zulegen. Genau so, wie es sich Fröhlich vorstellt: „Alle Jungs haben sich persönlich entwickelt und sind auf einem hervorragenden Fitnesslevel. Nun geht es darum, dieses hohe Niveau zu halten und nicht direkt wieder einzureißen, was wir uns erarbeitet haben.“

 

Der Gmünder Trainer glaubt auch nicht, dass das Gastspiel aus dem Ulmer Kuhberg derart klar verlaufen wird, wie es die Papierform mit Tabellenletzter gegen – erster ausdrückt. „Das kann ein ganz ekliges Spiel werden“, sagt Fröhlich – ohne darin etwas schlechtes zu sehen. Auch ein enger Spielverlauf, wie ihn der TSB bislang noch nicht erlebt hat, könne sehr förderlich für die Entwicklung der jungen Mannschaft sein. „Wir hegen nicht den Gedanken, dass wir besonders hoch gewinnen müssen und so weit sehe ich uns auch noch nicht. Einen Sieg mit einem Tor Unterschied nehme ich auch gerne mit.“

 

Sehr wohl besitzt die umgekrempelte TSG Söflingen gewisse Qualitäten, um den Gmündern einen Strich durch die Rechnung zu machen. Besonders die offensive 3-2-1 Abwehrformation ist Fröhlich ins Auge gefallen. Akribisch hat er seine Mannen in der Trainingswoche auf diese „spannende, wenn auch nicht völlig neue Aufgabe“ vorbereitet. „So komisch es sich auch anhört, machen die einen guten Job“, zollt der 34-Jährige dem noch erfolglosen Kontrahenten viel Respekt: „Söflingen spielt schnell nach vorne und will unbequem sein. Weil sie wissen, dass es in dieser starken Liga sonst sehr schwer haben werden.“

 

Als einer der wenigen Etablierten ist der aus Aalen stammende Linkshänder Kevin Kraft (13 Saisontore) der TSG treu geblieben. An seiner Seite wussten bislang Neuzugang Magnus Metzger (21 Tore / zuvor SG Heidelsheim/Helmsheim) sowie der aus der Zweiten Mannschaft hochgezogene Linksaußen Patrick Klöffel (30 Tore) zu überzeugen. Von den teils deutlichen Niederlagen will sich der TSB auch gar nicht blenden lassen. In den bisherigen Heimspielen gegen Heiningen (19:29) und Ostfildern (28:40) war Söflingen lange Zeit auf Augenhöhe. Auch das rasante Derby beim TSV Blaustein (32:36) am vergangenen Wochenende wurde offen gestaltet, konnte aber nicht mehr gedreht werden. „Es ist weiterhin ein Prozess, den wir durchlaufen“, gab TSG-Coach Philipp Eberhardt anschließend zu Protokoll: „Dinge, die unter der Woche Trainingsschwerpunkt sind, werden besser. Andere Aspekte, die hinten anstehen, sind in Stresssituationen dann noch nicht stabil.“

 

Entsprechend stellen sich die favorisierten Gmünder auf einen harten Kampf ein. „Söflingen wird sich nicht von alleine ergeben und uns viele Aufgaben stellen“, ist Fröhlich überzeugt. Aus dem Anspruch, den Trainer und Spieler haben, macht er wie auch in den bisherigen Spielen keinen Hehl: Die beeindruckende Serie, die saisonübergreifend sogar schon zehn Siege umfasst, soll weiter ausgedehnt werden. Bis auf die langzeitverletzten Tobias Klemm und Arian Pleißner hat der TSB alle Mann an Bord, um die ihm zugeschriebene Rolle als Spitzenteam weiter zu bestätigen. „Wir machen uns nicht so viele Gedanken darüber“, lächelt Fröhlich dies einfach weg. Sehr wohl aber hat der Ex-Spielmacher seinen stillen Genuss daran gefunden, wie euphorisiert seine Schützlinge derzeit vorangehen: „So wie sich die Jungs diese Erfolge derzeit erspielen, kann ich mich auch beim Beobachten sehr darüber freuen. Auf diesem Level arbeiten wir weiter und gehen jedes Spiel aufs Neue mit 100 Prozent an.“

 

TSB: D. Mühleisen, Immer – Abt, Leichs, Maier, Schäffner, Scholz, J. Schwenk, Waldraff, Watzl, Bächle, Burtsche, Vi. Pick, S. Mühleisen, Waibel, Waldenmaier

 

(Nico Schoch)