Fünf Gründe für fünf Siege: Das steckt hinter dem TSB-Traumstart

Die ersten fünf Saisonspiele in der Regionalliga hat der TSB Gmünd allesamt deutlich gewonnen, es herrscht ein guter Mix aus kontrollierter Euphorie und gewollter Bodenhaftung. Was sind die Gründe für diesen scheinbar überraschenden Aufschwung? 

Die Euphorie ist zurück beim TSB Gmünd. Vor einem Jahr hatte der Viertligist mit vier Niederlagen einen krassen Fehlstart erlebt und lange Zeit im Abstiegskampf gesteckt, nun teilt man sich mit dem Topfavoriten SG Köndringen/Teningen bei gleicher Tordifferenz und 10:0 Punkten die Tabellenführung. Prächtig war damit auch die Stimmung im TSB-Führungskreis, der am Wochenende bei einer Klausurtagung in Oberstaufen die Weichen für die Zukunft stellte. Darunter befand sich auch der Sportliche Leiter Jürgen Rilli, der die Entwicklung der jungen Mannschaft lobt und dennoch zurückhaltend bleibt. „Wir haben eine tolle Grundlage für eine unbeschwerte Saison gelegt“, denkt Rilli gar nicht erst an neue Ziele. Doch auch wenn die Tabelle noch wenig Aussagekraft hat: Fünf Auftaktsiege sind ein großer Zwischenerfolg, der nicht zufällig kommt.

 
Grund 1: Der Spaßfaktor

„Gewinnen macht immer Spaß. Aber du brauchst auch immer Spaß, um zu gewinnen.“ Kreisläufer Jonas Waldenmaier, seit 2014 an Bord und damit eine der erfahrenen Säulen im Team, erklärt sich den Erfolg ganz simpel. Vorige Saison gerieten die Gmünder sofort in eine Negativspirale, aktuell scheint die Erfolgswelle nicht enden zu wollen. Die Brust wurde nochmals breiter durch den souveränen 30:21-Sieg bei der TSG Söflingen. Zumal viele Fans den TSB dorthin begleitet hatten, bei den bisherigen Heimspielen pilgerten erst 500 und dann sogar 800 Zuschauer in die Großen Sporthalle. Genau diese Begeisterung wollte Trainer Aaron Fröhlich von Anfang an entfachen: „Wir sind ein großes Ganzes, das zusammen etwas erreichen will. Dazu gehören die Zuschauer sowie auch die Jungs aus der Zweiten Mannschaft, die uns personell und am Spielfeldrand unterstützen.“

 
Grund 2: Die Handschrift des Trainers

Mit Spannung wurde erwartet, wie der langjährige Spielmacher und Jugendtrainer selbst den Übergang in den Regionalliga-Alltag meistern würde. Mit dem perfekten Start ließ Fröhlich alle Zweifler verstummen, trotz oder gerade weil er die Gmünder Spielweise stark veränderte. „Die Leitplanken sind enger geworden“, hat Rilli beobachtet. „Wir haben viel mehr Spielhandlungen, womit die Spieler jetzt einfach vertrauter sind und sich sicherer fühlen.“ Im Schnitt nur 25 Gegentore pro Partie sind zudem ligaweiter Bestwert. Ein Wert ganz nach dem Geschmack des neuen Coaches, der im Training viel korrigiert und auch ab und zu laut wird. „Nur mit Loben kommt man nicht weit“, so lautet Fröhlichs Credo: „Die Jungs sind absolut bereit dazu, hart zu arbeiten und sich aus der Kritik verbessern zu lassen. Wir machen nicht immer alles gut, aber in allen Bereichen sind wir deutlich besser als noch vor einem oder zwei Monaten. Damals wären die Kommentare über uns sicher ganz anders ausgefallen.“

Grund 3: Die spielerische Leichtigkeit

Bei allen taktischen Vorgaben kommt auch die Kreativität nicht zu kurz. Die Jets sind immer wieder für einen Kempa-Trick gut von allen Positionen torgefährlich, sogar dem Tormann Daniel Mühleisen gelang bislang in jedem Spiel sein persönliches Erfolgserlebnis. „Wir sind weg vom Harakiri-Stil und zeigen schönen Handball, was die Fans honorieren“, lobt Rilli. Anstelle des zum TSV Bartenbach gewechselten Nicola Rascher nimmt nun Tom Abt mit gerade einmal 22 Jahren die unbestrittene Führungsrolle ein, an seiner Seite treibt Kai Schäffner das Angriffsspiel voran und der neue Linksaußen Niklas Burtsche hatte keinerlei Anlaufschwierigkeiten. Was dem Sportlichen Leiter zudem aufgefallen ist: „Einige Spieler, die sich zuvor schwer getan haben, genießen seit dem ersten Tag hohes Vertrauen und zahlen das auf dem Spielfeld zurück.“ Auf dem rechten Flügel etwa gelingt Stefan Scholz in seinem zweiten TSB-Jahr der Durchbruch, Patrick Watzl hat sich als einer der stärksten Abwehrspieler erwiesen.

 
Grund 4: Das Teamgefüge

Nicht nur sportlich läuft es schnell rund, auch menschlich passt das neue Gebilde gut zusammen. Ganz nach dem Motto „Never change a winning team“ nimmt der Trainer kaum Wechsel während dem Spiel vor. Von den vermeintlichen Hinterbänklern allerdings murrt darüber niemand. Junge Eigengewächs wie Jonathan Leichs, Louis Waldraff und Jonas Schwenk warten geduldig auf ihre Chance. Dass ihre Spielzeiten bislang gering ausfielen, liegt weniger an der eigenen Leistung als an der starken Performance der Stammsieben. „Diese Jungs sind nicht weit weg und immer wenn wir sie bringen, gibt es keinen Leistungsabfall“, lobt Fröhlich. Ein guter Konkurrenzkampf sei vorhanden, etwa am Kreis oder zwischen Schwenk und Burtsche auf Linksaußen: „Jeder will spielen und deshalb lässt sich da niemand hängen.“ Rückraumspieler Arian Pleißner wird nach seiner Knieverletzung in zwei Wochen ins Training zurückkehren, Torwart Tobias Klemm (Kreuzbandriss) wurde inzwischen erfolgreich operiert.

 
Grund 5: Die Bodenständigkeit

Die Tabellenführung ist nach fünf Spieltagen bloß eine Momentaufnahme und für Fröhlich völlig nebensächlich: „Mit unseren Leistungen können wir sehr wohl zufrieden sein. Doch wir vergessen nicht, wo wir herkommen.“ Bei aller Begeisterung hebt im gesamten Umfeld niemand ab. Was auch daran liegt, dass die bisherigen Gegner nur bedingt als Gradmesser dienen. Zwar überraschte der TSB gleich zu Beginn beim Drittliga-Absteiger VfL Waiblingen, der seitdem alle vier Partien gewonnen hat. Doch die immer noch punktlosen Söflinger und Saase3 Leutershausen II sowie der TSV Weinsberg sind nach ihrem krassen Umbruch wohl eher im Abstiegskampf zu verorten. Der Gmünder Traumstart wird deshalb nicht überbewertet, aber auch nicht klein geredet. „Realistisch betrachtet waren diese Gegner in den vergangenen Jahren noch vor uns“, fühlt sich Rilli in dem eingeschlagenen Weg bestätigt. Zwar freut sich der Sportliche Leiter darüber, dass der TSB derzeit als Spitzenteam wahrgenommen wird. „Doch ich werde den Teufel tun und jetzt Druck aufbauen, den unsere junge Mannschaft gar nicht braucht“, betont Rilli: „Zu unserer Entwicklung gehören auch einmal Rückschläge, mit denen wir dann genauso cool umgehen müssen. Ich bin überzeugt, dass wir den Spaß auch dann nicht verlieren werden.“

 
Gelingt am Sonntag der nächste Coup?

Am Sonntag (17 Uhr / Große Sporthalle) wartet die Reifeprüfung gegen den TV Willstätt. Der Ex-Bundesligist aus der Ortenau rangiert mit 7:3 Punkten auf dem sechsten Rang und damit in Schlagdistanz zur Spitze. „Von der Aufstellung her sind wir sicherlich nicht der Favorit“, blickt Rilli auf die mit Ex-Profis gespickten Gäste. Doch mit der vorhandenen Euphorie will der TSB Gmünd nochmals eine echte Duftmarke setzen.