Der TSB Gmünd hat den besten Saisonstart seiner Viertliga-Geschichte hingelegt. Angeführt wird das Überraschungsteam von Tom Abt, der mit 22 Jahren jüngster Kapitän ligaweit ist und sich vor dem Topspiel bei der SG Köndringen/Teningen auch von einem schmerzenden Zeh nicht stoppen lässt.
Mehr Vereinsidentifikation geht nicht: Von Kindesbeinen an trug Tom Abt nur das Trikot des TSB Gmünd und ist der Kopf einer „Goldenen Generation“. Insgesamt sieben Eigengewächse der Jahrgänge 2001 bis 2004 – Jonathan Leichs, Andreas Maier, Arian Pleißner, Jonas Schwenk, Louis Waldraff, Patrick Watzl und Abt – bilden das Rückgrat der aktuell so erfolgreichen Regionalliga-Mannschaft. Spielmacher Abt kann in jungen Jahren bereits 112 Vierliga-Einsätze und 429 Tore vorweisen und blickt mit einem „großen Grinsen“ auf das bevorstehende Topspiel am Samstag (20 Uhr) bei der SG Köndringen/Teningen. Beide Teams haben mit acht Siegen aus acht Spielen den perfekten Start geschafft. Im Vorfeld spricht der TSB-Spielmacher über seine Blessur und die Gründe für den anhaltenden Höhenflug der „Jets“.
Tom, du hast einen Kapselriss im Zeh erlitten und nur sieben Tage später wieder 60 Minuten lang gespielt. War das nicht schmerzhaft?
Es hat sich besser angefühlt, als ich es zu Beginn der Woche gedacht hätte. Da haben unsere Physiotherapeuten ganze Arbeit geleitet. Ich bin kein Freund von Schmerzmitteln und habe auf die Zähne gebissen. In dieser Woche geht es im Training für mich ganz normal weiter.
Klar ist dass dein Ausfall die Mannschaft des TSB erheblich schwächen würde...
...das würde ich so nicht unterschreiben. Wir haben viele gute Jungs und können immer durchwechseln. Louis Waldraff hat in meiner Abwesenheit wirklich viele gute Ansätze gezeigt, seine Spielzeiten werden noch kommen. Wir haben da genügend Optionen, auch Andi Maier kann im Rückraum seine Stärke einbringen.
Als zentraler Rückraumspieler gehst du immer dorthin, wo es weh tut und musst auch entsprechend viel einstecken. Ist das nicht ein ziemlich großes Verletzungsrisiko?
Das gehört in unserem Sport ja irgendwie auch dazu. Ich fordere es immer ein bisschen heraus und gehe in viele Zweikämpfe. Ich glaube, genau deshalb kommen die Fans auch in die Halle. Ob die Abwehr gewinnt oder der Angriff, es ist immer Action dabei. Deshalb werde ich mein Spiel nicht verändern, um mich zu schonen.
Wie wappnest du dich denn gegen mögliche Verletzungen?
Da gehört das Training dazu, viel Zeit in der Physiopraxis und natürlich eine gute Regeneration. So kann ich das ganz gut steuern und meinen Körper vorbereiten. Ein Plus war unsere Saisonvorbereitung. Aktuell ist zu sehen, wie fit wir alle sind.
Bei den Siegen in Schutterwald (35:31) und gegen Neuenbürg (31:25) hat der TSB erstmals auch in Drucksituationen bestanden. Wie wichtig war diese Erfahrung?
Dich eingeschlossen, stehen meist nur 21 oder 22-jährige Spieler auf dem Feld. Überrascht es dich manchmal selbst, wie brutal reif ihr für euer junges Alter auftretet?
All diese Jungs haben schon ganz früh ihre Erfahrungen auf diesem Niveau gesammelt. Deshalb sehe ich uns gar nicht so jung, wie es das Alter ausdrückt. Diese Abgezocktheit verdanken wir auch unserem Trainer und seinem System. Wenn man sich darin sicher fühlt, dann spielt man auch gut.
Du selbst gehst als jüngster Kapitän der Liga voran. Bist du in dieser Führungsrolle schon voll angekommen?
Zunächst muss man ja sagen, dass ich mir das Amt mit Wolfgang Bächle teile und eher der Stellvertreter bin. Wolle steht ganz oben in der Hierarchie, wir ergänzen uns sehr gut. Wir übernehmen gerne Verantwortung und spüren das Vertrauen der Mannschaft. Wie die Tabelle zeigt, passt das alles.
Richtig, der TSB ist das Sensationsteam dieser Saison. Seit dem 09.März gab es keine Niederlage mehr und ihr habt euch aus dem Abstiegskampf an die Spitze katapultiert. Hättest du persönlich mit dieser Entwicklung gerechnet?
Das hört sich tatsächlich verrückt an. Ehrlich gesagt, war das in dieser Form auch nicht zu erwarten. Aber daran sieht man, wie viel es ausmacht, wenn man sich in einem System wohl fühlt. Nun bewegen wir uns auf der Erfolgswelle und versuchen sie noch ganz lange zu reiten.
Wie sehr trägt euch diese Euphorie, der gerade von Woche zu Woche weiter steigt?
Durch die Corona-Jahre und die Folgen davon kannten wir jungen Spieler das kaum. Jetzt spielen wir jedes Wochenende vor einem vollen Haus und das macht richtig Bock. Es liegt an uns und unseren Leistungen, dass weiterhin viele Zuschauer kommen.
Am Samstag kommt es zum absoluten Gipfeltreffen zwischen der SG Köndringen/Teningen und dem TSB Gmünd. Ist es das bislang größte Spiel deiner Karriere?
Auf jeden Fall. In der vergangenen Saison hatten wir im Abstiegskampf viele bedeutende Spiele. Nun freuen wir uns auf ein positives Highlight, das wir uns hart erarbeitet haben. Die Vorfreude ist riesig. Wir fahren da alle mit einem breiten Grinsen hin und ich glaube, das kann nur gut werden. Wir haben nichts zu verlieren und können ganz befreit aufspielen.
Auch bei eurem Trainer Aaron Fröhlich ist schon herauszuhören: Ihr traut es euch zu, dem scheinbar übermächtigen Favoriten ein Bein zu stellen.
Ohne Frage hat Köndringen/Teningen eine hervorragende Mannschaft. Sie wissen auch, was wir können. Wir sind bereit und werden mit allem dagegenhalten, was wir haben. Mit der Unterstützung unserer Fans ist da etwas für uns drin.
In der Geschichte der Regionalliga Baden-Württemberg gab es bislang erst fünf Vereine, die ihre ersten acht Saisonspiele gewonnen haben. Vier davon wurden letztlich Meister. Ist der Aufstieg für den TSB ein Thema?
Überhaupt nicht. In der Mannschaft redet niemand vom Aufstieg, damit wollen wir auch gar nicht erst anfangen. Wir schauen gezielt nur von Spiel zu Spiel. Nur die Wenigsten von uns schauen auf die Tabelle. Wenn wir in einem halben Jahr weiterhin auf diesem Platz stehen sollten, dann können wir nochmal darüber reden.