„Genau unser Ding“: Der TSB Gmünd misst sich mit dem stärksten Aufsteiger

Vor der besinnlichen Zeit herrscht beim TSB Gmünd noch zweimal Hochspannung. Das letzte Regionalliga-Heimspiel des Jahres am Samstag (20 Uhr / Große Sporthalle) verspricht ein Topspiel zu werden, denn die HSG Albstadt reist mit namhafter Besetzung und breiter Brust an.

Wunden lecken war angesagt bei den „Jets“ nach der kräftezehrenden, aber wieder einmal erfolgreichen Auswärtsfahrt zum TSV Blaustein. Ohne den erkrankten Stephan Mühleisen und mit dem sichtlich angeschlagenen Christian Waibel wankte die beste Abwehr der Regionalliga zwar, doch sie fiel nicht. Mit 36:32 fuhr der TSB die Punkte 23 und 24 ein. Mit einem weiteren Sieg wären es bereits genauso viele wie in der gesamten Vorsaison. „Diese Chance wollen wir ergreifen“, sagt Aaron Fröhlich vor dem heißen Jahresendspurt. Dabei muss der Trainer zwar weiterhin auf den am Knie verletzten Arian Pleißner verzichten, kann aber wieder auf seine beiden Defensivstrategen Mühleisen und Waibel zurückgreifen. Überhaupt werde die kurze Krankheitswelle den Tabellenzweiten nicht aus der Bahn werfen, davon ist Fröhlich fest überzeugt: „Natürlich sind wir gerade stark beansprucht. Aber umso mehr sind wir bereit, an unsere Grenzen zu gehen.“
 
Seinen Platz im Spitzentrio hat der TSB (24:2) neben dem TV Bittenfeld II (24:2) und der scheinbar unantastbaren SG Köndringen/Teningen (26:0) bereits gefestigt. Ein frohes Weihnachtsfest wird es also allemal. Erst recht, wenn die Gmünder auch die Hürde HSG Albstadt nehmen und kommende Woche auch im Topspiel beim TVB II bestehen sollten. So weit voraus schaut Fröhlich natürgemäß nicht, betont allerdings: „Diesen beiden Gradmessern stellen wir uns gerne. Wer uns von da oben verdrängen möchte, muss erst einmal gegen uns gewinnen.“
In der Großen Sporthalle kommt es am Samstag zum Duell zweier Überflieger. Auf der einen Seite steht der TSB, der längst alle Erwartungen übertroffen hat. Auf der Gästeseite ein alles andere als gewöhnlicher Neuling, der sich als Tabellensechster ebenfalls nach vorne orientiert. Wirklich überraschend kommt das nicht. Immerhin bietet die HSG Albstadt einen Kader mit viel höherklassiger Erfahrung auf. Allen voran Spielgestalter Julian Thomann (93 Saisontore), der von 2021 bis 2023 die Wölfe Würzburg in der 2.Bundesliga trainierte und anschließend zu seinem Heimatverein zurückkehrte. Dort ist er, wie schon einige Jahre zuvor beim Bundesligisten HBW Balingen-Weilstetten, mit seinem Zwillingsbruder Gregor Thomann vereint. Ob der zuletzt verletzte Rechtsaußen (91 Tore) in Gmünd wieder mitwirken kann, ist allerdings noch offen.
 
„Auf dem Papier müssten die uns eigentlich schlagen“, verweist Fröhlich außerdem auf den ebenfalls erstligaerfahrenen HSG-Torwart Mario Ruminsky. Doch genau dieser Vergleich reizt den TSB-Coach so sehr. Zumal die Leistungen seiner Jungs dafür gesorgt haben, dass die Vorzeichen eben doch komplett umgekehrt sind. „Für uns ist es eine Riesenmotivation“, so Fröhlich, „gegen solch einen starken Gegner zu beweisen, wie wir uns entwickelt haben. Das ist genau unser Ding. Wir wollen ihnen nicht nur die Stirn bieten, sondern wie jede Woche auch das Spiel gewinnen.“
Beeindruckt zeigt sich im Vorfeld sein Gegenüber Andreas Wendel. „Ich hatte sie so nicht auf dem Schirm und ich glaube, auch sie selbst nicht“, sagt der HSG-Trainer über das Überraschungsteam vom TSB. Seine namhafte Truppe war vorige Runde mit herausragenden 49:3 Punkten zur Württembergliga-Meisterschaft marschiert, kam in der Regionalliga dann trotz wechselhafter Leistungen schnell an. Auf einen Durchhänger mit vier Niederlagen am Stück folgten trotz anhaltender Verletzungsmisere drei überraschend deutliche Erfolge gegen Heiningen (39:30), Blaustein (38:29) und Waiblingen (35:22). „Wir haben in unseren Flow gefunden und die Mannschaft ist immer noch hungrig“, kündigt Wendel an.
 
Weshalb auch Fröhlich vom kommenden Gegner „die bestmögliche Leistung“ erwartet. Gegen den drittbesten Angriff der Liga (482 Tore) steht das von ihm forcierte Abwehrbollwerk (359 Gegentore) vor einer echten Herausforderung. Allen voran Albstadts jüngster Kantersieg über den Drittliga-Absteiger aus Waiblingen hat den TSB-Trainer verblüfft. „Sie haben nicht die körperlich stärkste Mannschaft, sondern setzen auf bewegliche Spielertypen und schalten extrem schnell um. Mit Julian Thomann haben sie einen der überragenden Mittelmänner dieser Liga.“ Angst und Bange müsse es dem TSB daher aber nicht sein. „Wenn ich uns beschreiben müsste, würde das ganz ähnlich aussehen“, grinst Fröhlich.
Sein Spielmacher Tom Abt (82 Tore) und Linksaußen Niklas Burtsche (94) zählen ebenfalls zu den besten zehn Werfern ligaweit. Als Einheit haben sich die im Vorjahr abstiegsbedrohten Jets zu einem ernsthaften Aufstiegskandidaten entwickelt. Für den Trainer ist das weiterhin nur eine Momentaufnahme, die ihn aber extrem stolz macht. Angesichts überwiegend junger Spieler und einem Kader, der auf manchen Positionen nicht allzu breit aufgestellt ist, seien 12 Siege aus 13 Spielen realistisch betrachtet nicht erwartbar gewesen. „Deshalb haben wir auch keine veränderten Ziele“, schiebt Fröhlich die Frage nach den eigenen Aufstiegsambitionen deshalb weiterhin elegant zur Seite: „Wir haben keinen Druck, sondern schauen nur von Spiel zu Spiel.“
 
Um vor Weihnachten nochmals zwei Siege drauf zu packen, dafür braucht es ohnehin keine zusätzliche Motivation. Erst recht nicht im letzten Heimspiel des Jahres gegen die namhaften Kontrahenten aus Albstadt. „Maximalen Einsatz und maximale Überzeugung“, verspricht Fröhlich den Zuschauern: „Das wird hoffentlich ein Handballfest mit dem richtigen Ergebnis.“ Immerhin hat der TSB unter seiner Regie alle Heimspiele gewonnen – dabei soll es auch am Samstag bleiben.
 
TSB: D.Mühleisen, Immer – Abt, Leichs, Maier, Schäffner, Scholz, J.Schwenk, Waldraff, Watzl, Bächle, Burtsche, Vi.Pick, S.Mühleisen, Waibel, Waldenmaier
(Text: Nico Schoch - Fotos: Frank Bieg)