Den TSB Gmünd erwartet am Samstag (20 Uhr / Schafhausäckerhalle) beim TV Plochingen ein spannendes Wiedersehen mit Michael Stettner und Volker Haiser. Werden die letztjährigen Coaches ihre alte Mannschaft überraschen können?

Aus alten Freundschaften entsteht eine neue sportliche Rivalität: Zwei Jahren lang trainierten Michael Stettner und Volker Haiser die „Jets“, bevor sie im vergangenen Sommer zum TV Plochingen weiterzogen. Im ersten Aufeinandertreffen dominierte der TSB, doch am Samstag könnte alles anders sein. Denn kaum jemand kennt die Stärken und Schwächen des Tabellendritten so gut wie das Plochinger Trainerduo. Haiser, der an diesem Donnerstag seinen 59.Geburtstag feiert, erklärt im Interview, warum er die Gmünder bereits zu Saisonbeginn in der Spitzengruppe erwartet hat und weshalb sich sein jetziges Team trotzdem Chancen ausrechnet.
Volker, wie viel Angst hast Du vor deiner früheren Mannschaft, die zuletzt einen 48:30-Kantersieg gegen SaaseLeutershausen II eingefahren hat?
„Natürlich habe ich großen Respekt, denn die Gmünder haben einen guten Lauf. Aber bei uns weiß jeder, dass der TSB in Plochingen noch nie gut ausgesehen hat. Das musste ich als Gmünder Trainer damals leidvoll erleben, als wir in der zweiten Halbzeit komplett eingebrochen sind und mit 22:36 verloren haben.“
Aktuell gilt der TSB als die Überraschungsmannschaft der Liga. Hättest Du damit gerechnet?
„Ich hatte den TSB unter den ersten Fünf gesehen, jetzt sind sie sogar Dritter. Das ist sicherlich eine kleine Überraschung. Doch diese Mannschaft hat die Qualität, um sich da vorne fest zu setzen anstatt nach hinten schauen zu müssen. Sie haben nun eine breite Brust, spielen individuell einen super Handball und haben mit Andreas Maier ein absolutes Mentalitätsmonster in ihren Reihen.“
Wie würdest Du denn deine Beziehung zum TSB Gmünd beschreiben?
„In der Halle werde ich immer noch sehr freundlich und herzlich empfangen. Michael Stettner und ich sind uns da einig: Wir freuen uns echt darüber, dass die Jungs so einen tollen Job machen. Da gibt es keinen Neid.“

„Überhaupt gar nicht. In meiner ersten Saison beim TSB waren wir auch die Überraschungsmannschaft, dann gab es viele Verletzte und Abgänge. Natürlich hat sich die Mannschaft einen großen Schritt weiterentwickelt. Das liegt aber auch daran, dass ihr Kader und ihre Startsieben komplett zusammengeblieben ist.“
Ist der TSB in der aktuellen Form sogar ein Aufstiegskandidat?
„Ob die Qualität dafür reicht, weiß ich nicht. Auf jeden Fall wird es schwer, noch einen der ersten beiden Plätze zu ergattern. Ich glaube sogar, dass beide Aufstiegsplätze sogar schon an die SG Köndringen/Teningen und den TV Bittenfeld II vergeben sind. Wenn diese Teams ihre Hausaufgaben machen, dann hat der TSB keine Chance.“
Der TV Plochingen steht als Tabellenneunter jenseits von Gut und Böse. Welche Rolle wollt ihr in der Rückrunde spielen?
„Wir sind angetreten, um eine neue Mannschaft zu formen und die vorderen Teams zu ärgern. Bislang hatten wir viele Auf und Abs. Auswärts haben wir bis auf zwei Ausnahmen kein gutes Gesicht gezeigt. Trotzdem sind wir in einer stabilen Position, der Abstand zu den Abstiegsplätzen ist ziemlich hoch. In dieser Ruhe wollen wir einfach weiterarbeiten. Gegen Heiningen haben wir in letzter Sekunde einen etwas glücklichen 36:35-Sieg eingefahren. Dieses emotionale Erlebnis kann uns weiter nach vorne bringen.“
Laut TSB-Trainer Aaron Fröhlich müsste der TV Plochingen eigentlich vor den Gmündern stehen, gemessen am Spielermaterial und der finanziellen Situation. Was ist dran an dieser Behauptung?
„Da weiß er mehr als ich. Die finanzielle Situation beider Vereine kenne ich nicht und ich glaube nicht, dass Aaron diese Vermutung untermauern oder vergleichen kann. Was den Kader angeht, kann ich ihm ein Stück weit beipflichten. Wir spielen vermutlich knapp unter unseren Möglichkeiten, aber wir hatten auch sieben neue Spieler zu integrieren. Deshalb waren wir sicher kein Kandidat für die oberen fünf Plätze.“
Das Hinspiel gewann der TSB deutlich mit 37:29, doch die Plochinger sind zuhause mit sieben Siegen und nur zwei Niederlagen besonders stark. Wer setzt sich am Samstag durch?
„Wir brauchen uns nicht zu verstecken und bereiten uns intensiv vor. Es geht besonders darum, das Gmünder Tempospiel und die Eins-Gegen-Eins-Situation zu unterbinden oder einzuschränken. Wir müssen kompakter stehen und uns gegenseitig helfen. Beides ist grundsätzlich wichtig, gegen den TSB aber noch mehr. Wenn uns das gelingt, wird es ein knappes Spiel mit offenem Ausgang.“

(Text: Nico Schoch - Porträtfoto: TV Plochingen, Archivfotos: Nico Schoch)