Ein wichtiges Mitglied im Kader der Gmünder Oberliga-Handballer, welcher zumeist nur selten im Vordergrund steht, äußerte sich nach dem 31:27-Heimerfolg gegen Blaustein im ausführlichen Gespräch mit Nico Schoch. Der 36-Jährige Andreas Hieber blickt in seiner Funktion als Co-Trainer mit viel Optimismus, aber auch mit einigen Verbesserungsansätzen nach vorne.
Herr Hieber, wie fällt Ihr Fazit zum Heimsieg gegen Blaustein aus?
Andreas Hieber: Wir sind natürlich alle erleichtert. Es wäre aber vermessen zu behaupten, dass wir höher hätten gewinnen müssen. Denn wir wissen, wo wir herkommen wie schwierig die Zeiten waren, in denen es bekanntlich nicht so gut lief. Mittlerweile sind wir voll im Plan, daher verstehe ich die Hysterie nicht. Ich glaube zwar, dass wir den ein oder anderen Punkt zu wenig geholt haben. Aber mit Blaustein haben wir einen richtig starken Gegner geschlagen und sollten daher nicht alles schlecht reden. Der Gegner hatte am Samstag seine Schwächephase, die haben wir ausgenutzt. Letzten Endes haben wir mehr Substanz gehabt, da muss man auch einmal stolz und zufrieden sein, Aber was noch nie passiert ist, dass Ihr drei Gegentore aus der Distanz ins leere Tor kassiert habt. Wie nehmt Ihr als Trainer wahr, dass das taktische Mittel siebter Feldspieler schiefgegangen ist? Hieber: Ich habe mich auch gefragt, ob dies die richtige Maßnahme ist. Dazu sind zwei Dinge anzumerken. Erstens haben wir es im Training sehr exzessiv geübt und klare Vorgaben gemacht. Im Spiel jedoch haben wir undiszipiniert abgeschlossen, das darf uns nicht passieren und deshalb bekommen wir diese Gegentore. Das andere ist die Frage, ob wir zurückgehen oder nicht. Denn es ist richtig, dass wir das Spiel wegen dieser Maßnahme hätten verlieren können. Das hätten wir Trainer dann auch auf unsere Kappe nehmen müssen. Aber ich bin überzeugt, dass wenn man als Trainer keine klaren Vorgaben machst und keine klare Linie hast, noch viel mehr Spiele verlieren wird als dieses einzige. Wichtig ist nun, dass wir aus unseren Fehlern lernen.
Kommen wir zurück zu den positiven Aspekten. Was hat sich in den vergangenen drei Wochen so extrem verändert, dass der TSB erstmals seit März wieder drei Siege in Folge holen konntet?
Hieber: Es ist natürlich unfassbar, welchen Einfluss Aaron Fröhlich hat. Es sind nicht nur die Tore vom Aaron, sondern allein seine Präsenz, die uns in diesem Moment auszeichnet. Am Beispiel Dominik Sos kann man es am Besten sehen. Er hat zuvor sehr viel Druck verspürt und sich diesen auch selber gemacht. Seit Aaron wieder da ist, merkt man, wie befreit Dominik wieder ist. Er hat jetzt natürlich mehr Platz und gegen Blaustein eine fantastische erste Halbzeit gespielt, auch in der Abwehrarbeit verbessert er sich.
Eigentlich wäre nun der perfekte Zeitpunkt, um eine Serie zu starten. Allerdings geht es am kommenden Samstag nach Willstätt...
Hieber: Ein sehr unangenehmer Gegner, aber wir haben dort nichts zu verlieren. Als Spieler war es für mich immer am schönsten, wenn man befreit aufspielen konnte. Derzeit haben wir mit zehn Punkten unser Soll erreicht und jetzt noch zwei Bonusspiele, ein richtig schwieriges in Willstätt und dann das Derby gegen Lauterstein. Es ist aber sehr wichtig, dass wir Lauterstein jetzt noch gar nicht im Kopf haben. Willstätt durchlebt derzeit eine Schwächephase. Ist das vielleicht die große Chance für den TSB, beim bisherigen Angstgegner zu punkten? Hieber: Auch ohne zwei Verletzte hat Willstätt immer noch eine starke Mannschaft, in dem ein einziger Spieler vermutlich so viel verdient wie unser gesamter Kader. Daher werden wir sie niemals unterschätzen. Wir fahren eigentlich mit einem ganz guten Gefühl dorthin, sollten aber nicht den Fehler machen, das Spiel auf die leichte Schulter zu nehmen.
Wie läuft die Rollenverteilung mit Ihrem Bruder und Cheftrainer Michael ab?
Hieber: Es funktioniert alles sehr gut, wir haben eine ganz klare Rollenverteilung. Ich bin sowas, was man vielleicht Konditionstrainer nennen möchte. Die lange Winterpause, für die ich sehr dankbar bin, möchte ich nutzen, um die Mannschaft im athletischen Bereich noch stärker zu machen. Das ist mein Steckenpferd, mit dem ich mich einbringen kann. Michael hingegen ist für das Taktische zuständig. Diese Konstellation ist eigentlich gang und gäbe im modernen Sport. Damit fühle ich mich ganz gut und wohl. Ich glaube, dass die Mannschaft uns beide gut einschätzern kann und weiß, wer für was verantwortlich ist.
In den vergangenen zwei Jahren wollten Sie beide Ihre Traineraufgabe zum Saisonende abgeben, haben dann aber doch weitergemacht. Wie läuft es dieses Mal?
Hieber: Es ist ja kein Geheimnis, dass wir dem Verein viel zu verdanken haben und dass es uns eine Herzensangelegenheit ist. Wir sehen ganz viel Nachholbedarf im Funktionärsbereich, in dem es uns an Manpower mangelt. Darin sehe ich mich zum Beispiel im nächsten Jahr, denn wir müssen uns etwas langfristiges aufbauen. Letzten Sommer hat es noch nicht geklappt, weil die entsprechende Personalie noch nicht da war. Wir werden unser "Baby" sicher nicht irgendjemandem anvertrauen. Da muss schon ein richtig Guter kommen und den suchen wir. Wenn wir ihn finden, sind wir bereits, unseren Job mit vollstem Vertrauen abzugeben und unsere ganze Kraft dann in den Funktionärsbereich einbringen. Denn der TSB ist in der vierten Liga ganz gut aufgehoben und jetzt geht es darum, dass wir uns auch neben dem Platz konstituieren. Was die Mannschaft daraus macht, sieht man jede Woche aufs Neue.
Wenn sich dieser "perfekte" Neue nicht findet, heißt der Trainer dann wieder Hieber?