"Mit dieser Leistung werden wir sang- und klanglos untergehen"

Handball, Baden-Württemberg-Oberliga: TSB-Tormann und Kapitän Sebastian Fabian spricht im Interview über den desaströsen Auswärtsauftritt in Neckarsulm und die Mission Klassenerhalt
 
Er ist der unverzichtbare Rückhalt im TSB-Team und gehört mit einer immer wieder beeindruckenden Fangquote zu den stärksten Keepern innerhalb der Oberliga Baden-Württemberg. Doch bei der herben 27:37-Klatsche bei der Neckarsulmer Sport-Union am Sonntagabend erlebte auch Sebastian Fabian einen schwarzen Tag. Unmittelbar nach dem verpatzten Rückrundenauftakt stand der 29-Jährige bei Nico Schoch Rede und Antwort.
 
Herr Fabian, wie lautet Ihr Fazit zu diesem enttäuschenden Auswärtsauftritt?
Fabian: Wir haben mit unser schlechtestes Spiel gemacht, seit wir in der Oberliga sind und sind zugleich sind wir auf einen in der Tagesform deutlich stärkeren Gegner getroffen. Insgesamt war das ein harter Schlag in die Magengrube. Denn wir wollten nach der Winterpause Gas geben und uns anders präsentieren als zuvor. Diese Leistung war allerdings das völlige Gegenteil von dem, was wir uns vorgenommen haben.
War es vor allem ein Einstellungsproblem, wie etwa Aaron Fröhlich meinte?
Fabian: Ich glaube nicht, dass die Grundeinstellung das Problem war. Es war einfach eine schwierige Situation, da vor allem unsere jungen Spieler mit viel Druck nach Neckarsulm gefahren sind. Ich glaube nicht, dass es jemand auf die leichte Schulter genommen hat.
Gerade einmal zwei Auswärtssiege waren dem TSB im Jahr 2017 gelungen, diese Negativserie hat sich nun vorerst fortgesetzt. Woran liegt es, dass Ihre Mannschaft in fremder Halle meist nicht zu ihrer Form findet und oft bereits in der Anfangsphase deutlich in Rückstand gerät?
Fabian: Das ist eine gute Frage, die wir uns stellen müssen. Ich muss aber dazu sagen, dass dies bis auf wenige Ausnahmen in fast allen Saisons, in denen ich beim TSB war – also inzwischen zwölf – ähnlich war, dass wir uns auswärts deutlich schwerer tun. Woran es genau liegt, dass wir uns auswärts so schwer tun, kann ich nicht sagen. Generell muss aber mehr möglich sein. An sich müssen wir nun eben daheim unsere Punkte holen, was aber umso schwieriger wird, wenn man sieht welche Gegner noch auf uns zukommen.
Wann mussten Sie als Tormann das letzte Mal 37 Gegentore hinnehmen?
Fabian: Ich kann mich persönlich nicht daran erinnern. Natürlich ist das viel zu viel.
Dabei wollte sich der TSB doch gerade in Abwehrleistung steigern, hat aber gegen Neckarsulm gar keinen Zugriff bekommen?
Fabian: Ja, absolut. Hinten haben wir es ganz schwach gespielt. Wir haben zum ersten Mal die 5-1 Abwehrformation gewählt, was sicherlich die richtige Idee war, aber dann aufgrund der schlechten Umsetzung nicht geklappt hat.
Was geht Ihnen als Torhüter durch den Kopf, wenn die eigene Mannschaft dermaßen deutlich zurückliegt?
Fabian: Ich versuche eigentlich, mir nichts durch den Kopf gehen zu lassen, denn dann hat man schon verloren. Stattdessen versucht man immer, durch ein paar gute Aktionen und schnell eingeleitete Tore doch noch einmal heranzukommen. Dass das bei zehn Toren Unterschied nicht mehr wirklich funktionieren kann, ist jedoch klar.
Wie schmerzhaft ist es, dass ihr bislang vor allem gegen die Aufsteiger wertvolle Punkte liegengelassen habt?
Fabian: Woher die Gegner kommen, ist unwichtig. Denn in dieser Liga gibt es viele gute Teams, auch wir haben vor dreieinhalb Jahren als Aufsteiger sofort eine richtig gute Rolle gespielt. Denn die Oberliga ist so ausgeglichen, dass man eigentlich überall gewinnen und verlieren kann. Auch Neckarsulm hat eine richtig starke Truppe. Fakt ist jedenfalls, dass wir mit einer solchen Leistung auch eine Liga tiefer in genügend Hallen verloren hätten.
Wie groß ist in einer solch schwarzen Stunde der Glaube an den Klassenerhalt?
Fabian: Der ist nach wie vor da. Denn wir haben noch 14 Spiele vor uns, von denen wir möglichst viele gewinnen wollen. Ich werde einen Teufel tun und nach dem ersten Rückrundenspiel sagen, dass alle Zuversicht verloren ist. Uns muss aber auch klar sein, dass wir uns mit weiteren solch schlechten Leistungen nächstes Jahr in der Württembergliga wiederfinden werden. Trotzalledem denke ich, dass wir aus dieser Niederlage die richtigen Schlüsse ziehen und am Ende den Klassenerhalt schaffen werden.
Nächsten Samstag (19:30 Uhr) empfängt der TSB die SG Pforzheim/Eutingen. Was rechnet sich das Team für das Heimspiel gegen den Aufstiegskandidaten aus?
Fabian: Mit einem Auftritt wie in Neckarsulm werden wir sang- und klanglos untergehen, das ist gar keine Frage. Aber ich bin dennoch guter Dinge, dass wir die Kurve bekommen werden und nächste Woche vielleicht eine Überraschung landen können.
Zum Abschluss noch ein erfreuliches Thema: Ihr ehemaliger Mitspieler Kai Häfner bestreitet gerade die WM in Kroatien. Wie verfolgen Sie das Turnier und was trauen Sie der deutschen Mannschaft zu?
Fabian: An sich schaue ich gar kein Handball im Fernsehen, weil ich selbst schon viel Zeit damit verbringe. Das erste Gruppenspiel habe ich aber dennoch live verfolgt. Die Entwicklung von Kai ist natürlich eine Sensation. Dass sein Weg so weit geht und er zu den wohl besten zehn Halbrechten der Welt gehört, ist überragend. Ich gönne es ihm von ganzem Herzen udn ich freue mich für ihn. Wobei ich allerdings nicht behaupten würde, dass wir sonderlich gut befreundet sind, schließlich haben wir nur ein Jahr lang zusammengespielt. Deutschland gehört für mich auf jeden Fall zu den fünf großen Favoriten, doch bei einem solchen Turnier kommt es natürlich immer auch auf die Tagesform und das Matchglück an. Das Halbfinale traue ich der Mannschaft auf jeden Fall zu, danach ist alles drin.