Interview: Nach der schmerzhaften Auswärtsniederlage beim TSV Deizisau äußert sich TSB-Torjäger Aaron Fröhlich zur prekären Situation im Abstiegskampf
Aaron Fröhlich ist die zentrale Figur im Offensivspiel des TSB Gmünd und besitzt mit 117 Toren aus 16 Spielen die ligaweit beste Trefferquote. Keinesfalls unberechtigt ruhten zu Beginn der laufenden Rückrunde die Hoffnungen im Abstiegskampf auf seinen Schultern, nachdem der 27-Jährige einen Großteil der Hinserie verletzungsbedingt verpasst hatte. Nach der jüngsten 26:28-Niederlage beim Schlusslicht TSV Deizisau stehen die Gmünder im Abstiegskampf allerdings mehr denn je mit dem Rücken zur Wand.
Im Gespräch mit Nico Schoch erklärt der TSB-Spielmacher die Gründe für die sportliche Krise sowie den Hoffnungsschimmer im Endspurt.
Hallo Aaron, wie groß war der Frust nach dem Spiel in Deizisau?
Fröhlich: Diese Niederlage war ebenso bitter wie viele andere auch. Aber sie wiegt fünf Spieltage vor Schluss natürlich deutlich schwerer. Das liegt auch an der Konstellation, dass wir gegen eine Mannschaft verloren haben, die in der Tabelle hinter uns liegt. Um den Klassenerhalt zu schaffen, muss man dort eigentlich gewinnen.
War die Mannschaft trotz großem Kampfgeist ihr in den entscheidenden Momenten einfach nicht kaltschnäuzig genug?
Fröhlich: Es haben viele Dinge nicht gestimmt. Mit einer besseren spielerischen Leistung hätten wir die Partie auf unsere Seite ziehen können und dann selbst eine Führung verteidigen können. Aber genau das haben wir nicht geschafft. Stattdessen war es entsprechend schwierig und der Druck ziemlich hoch, da wir in fremder Halle stets einem Rückstand hinterher rennen mussten.
In der zweiten Hälfte in Deizisau war der TSB im Aufwind und lag zwischenzeitlich mit 18:19 vorne. Woran liegt es, dass ihr eure guten Phasen im Spiel nicht länger konservieren könnt?
Fröhlich: Aus dem Spielverlauf her ist es schwierig zu erklären. Wir waren am Drücker, konnten das aber nicht in eine höhere Führung umzumünzen. Wir benötigen mehr Konstanz und nicht nur einige lichte Momente. Mit Talent kann man immer kurzzeitig etwas gut machen oder aufholen. Dies aber konstant abzurufen, benötigt harte Arbeit und ist uns in dieser Saison nur selten gelungen.
Die Abwehrleistung war im Vergleich zu den vorherigen Spielen sehr ordentlich, aber woran hat es im Angriff gefehlt?
Fröhlich: Ich denke, dass dies eine Frage des Selbstvertrauens ist. Das können wir uns nur über die Automatismen holen, die uns aktuell fehlen.
Ist das Gmünder Offensivspiel vielleicht einen Tick zu sehr auf seine zentrale Figur Aaron Fröhlich konzentriert?
Fröhlich: Es ist eigentlich normal, dass ein Führungsspieler in den schwierigen Phasen mehr tun muss. Uns fehlt derzeit die Sicherheit, dass wir uns auch von mehreren Position aus mehr zutrauen. Diese Sicherheit müssen wir uns wieder erarbeiten, um in den entsprechenden Spielsituationen bereit zu sein.
Die laufende Oberliga-Saison des TSB ist zweifellos geprägt von deiner Geschichte. Wie nimmst du es war, dass nach deiner im November zu Ende gegangenen Verletzungspause dermaßen viele Hoffnungen auf dir ruhen und wie gehst du mit den hohen Erwartungen um?
Fröhlich: Das nehme ich persönlich gar nicht so extrem wahr. So gut wie ich es kann, ziehe ich meine Spielweise für die Mannschaft durch. Das geht immer Hand in Hand. Wenn ich es gut mache, ist das positiv für die Mannschaft und umgekehrt. Die Gründe für das, was bei uns alles nicht klappt, sind sehr vielfältig.
Doch immerhin konnte der TSB in Deizisau erstmals seit Dezember wieder in personeller Bestbesetzung antreten...
Fröhlich: ...aber ich finde, dass man das nicht immer in den Vordergrund stellen sollte. Wir haben die gesamte Saison schon über Spieler hinter der Bank sitzen. Dass wir niemanden mehr haben, ist also auch nicht richtig. Das wäre auch zu einfach. Wir müssen mit dem vorhandenden Potenzial besser arbeiten. Etwas anderes bleibt uns auch nicht übrig.
Dein Trainer Michael Hieber hatte nach den beiden vorherigen Heimniederlage kritisiert, dass die Mannschaft den Kampf nicht angenommen habe und somit auch den Klassenerhalt nicht verdient habe. Wie siehst Du das nach dem durchaus couragierten Auftritt in Deizisau?
Fröhlich: Fakt ist, dass wir gegen den Letzten verloren haben. Ob wir in jedes Spiel alles hereingelegt haben, muss jeder für sich selbst beantworten. Ich weiß nicht, ob man mit Gewissheit sagen kann, ob wir wirklich wollen oder nicht. Es sind immer mehrere Dinge, die in dieser Hinsicht über einen längeren Zeitraum Einfluss nehmen. Denn wir arbeiten über das ganze Jahr hinweg für unser Ziel und die einzelnen Spielleistungen sind nur ein Resultat davon. Es dreht sich nicht innerhalb von einer Woche alles auf gut oder schlecht.
Es wird voraussichtlich vier direkte Absteiger geben. Wie sehr schwindet nach den jüngsten Tiefschlägen der Glaube an den Klassenerhalt?
Fröhlich: Wir müssen jetzt positiv denken. Wenn wir drei der verbleibenden vier Spiele gewinnen, haben wir eine glaubhafte Chance. Der direkte Vergleich, den wir dank dem späten Treffer sogar gegen Deizisau knapp gewonnen haben, kommt uns dann zugute. Doch wir müssen zunächst das kommende Heimspiel gewinnen, dann können wir gerne wieder rechnen.
Beim Hinspielsieg in Viernheim habt ihr eine eurer besten Saisonleistungen abgerufen. Wie stehe die Chancen am Samstagabend?
Fröhlich: Mit Sicherheit sind wir derzeit angeknockt. Aber vielleicht sind wir auch gerade deshalb so gefährlich, wie es etwa bei Deizisau der Fall war. Doch wir sind eben nicht die einzigen, bei denen es schlecht läuft und daher an dieser Stelle in der Tabelle sind. Es wird ein Spiel auf Augenhöhe, das wir unbedingt auf unsere Seite ziehen müssen.