Michael Hieber musste seinen Tränen ganz einfach freien Lauf lassen. Es war am Samstagabend genau 20.58 Uhr in der Großsporthalle: Sein letztes Heimspiel als Trainer der TSB-Handballer war abgepfiffen, verloren mit 28:33 Toren gegen den TV Willstätt. Und noch bitterer: Weil dem SV Remshalden in allerletzter Sekunde beim seit einer Woche als Meister feststehenden TSV Baden-Baden noch der sensationelle 32:32-Ausgleich gelang, hieß das für den TSB – es gibt auch keine winzige rechnerische Chance mehr auf den Klassenerhalt. Der Abschied aus der Oberliga ist besiegelt. Michael Hieber stand mutterseelenallein in der Hallenmitte, links vom ihm feierten die Südbadener
ausgelassen, hinter ihm leckten seine Jungs die Wunden des verlorenen Spiels – und auf der Tribüne erhoben sich ganz ruhig die über 400 Gmünder Zuschauer von ihren Plätzen und feierten den Gmünder Trainer mit Standing Ovations. Wo erlebt ein Trainer, der gerade abgestiegen ist, so etwas?
„Diese Wertschätzung durch das Gmünder Handballpublikum ist für mich sehr bewegend, das ist unglaublich“, sagte Michael Hieber gerührt, „und um so mehr schmerzt mich der Abstieg, für den ich die volle Verantwortung übernehme.“ Und er stellte sich, wie er es immer tat, vor seine Mannschaft: „Ein Riesenkompliment an die Jungs, heute haben sie alles gegeben.“ Hieber sprach nicht aus, was alle in der Halle dachten: Wenn der TSB immer so wie heute gespielt hätte, wäre er bestimmt nicht abgestiegen.
Michael Hieber, der 19 Jahre, als Spieler und dann als Trainer, jeweils unterstützt von seinem Bruder Andreas Hieber, den TSB von der Kreis- bis in die Oberliga führte, wird wie berichtet, das Traineramt an den Ex-Bundesligaspieler Stefan Klaus (zuletzt SG Lauterstein) abgeben, aber sich nicht aus der TSB-Handballabteilung zurückziehen: „Ich brauche eine schöpferische Pause als Coach, aber es gibt im Umfeld noch viel zu tun.“ Dabei wird ihm auch sein Bruder helfen – Andreas Hieber: „Die Mannschaft hat in ihrer sportlichen Entwicklung die Handballabteilung in ihrer ganzen Struktur überholt, diesen Rückstand wollen wir nun schrittweise wieder aufholen.“ Sponsorenpflege, Nachwuchsarbeit, Scouting, Öffentlichkeitsarbeit, das seien beispielsweise solche Betätigungsfelder. Es könne sein, dass es bei Michael Hieber auf eine Rolle als Manager hinauslaufe, ließ Andreas Hieber durchblicken.
Zuvor werde aber im Juli mit dem neuen Führungskreis und Abteilungsleiter Sven Kienhöfer die weitere Strategie abgesprochen. Die Zielsetzung heißt klar „Wiederaufstieg“. Die Aussichten dafür sind zumindest nicht schlecht: Alle Stammspieler, die am Samstag zum Einsatz kamen, haben bereits zugesagt, auch in der Württembergliga dem TSB die Treue zu halten.
Verabschiedet wurden deshalb am Samstag vor der Partie gegen Willstätt von Sven Kienhöfer nur drei Spieler, von denen einer auf jeden Fall in anderer Funktion dem TSB erhalten bleibt: Sebastian Göth, der ganz wesentlich zum Aufstieg von der Kreis- in die Oberliga als rechtshändiger Rechtsaußen verlässlich beitrug, will „auf seinen Körper hören“ und nicht mehr aktiv spielen, kann sich aber eine Mitarbeit im Jugendbereich „gut vorstellen“.
Philipp Neukamm, der sehr loyal und sportlich fair die Rolle als (hervorragender) Torwart Nr. 2 hinter Sebastian Fabian ausfüllte, will künftig natürlich mehr Einsatzzeiten und wechselt deshalb zur Spielgemeinschaft Hofen/Hüttlingen – „zurück zu meinem Heimatverein“. Nico Krauß, der zu Saisonbeginn vom Ligarivalen SG Lauterstein kam, wechselt zur SG Bettringen, nachdem er seine sportlichen Zielsetzungen beim TSB nicht realisierte. Vielleicht darf er zum Saisonabschluss in Lauterstein (5. Mai) nochmals ran.
Dass dieses Spiel für den TSB unbedeutend geworden ist, bedauern Markus Frei, Steffen Krieg, Jochen Frey, Patrick Schamberger und Holger Sohnle besonders. Die langjährigen Wegbegleiter von Michael Hieber hatten am Samstag extra ihre alten Trikots übergezogen und feuerten die TSB-ler kräftig an – vergeblich.