Stefan Klaus spricht im Interview über die Ziele in der neuen Saison, das Potenzial seiner Jungs und das professionelle Umfeld. Der TSB-Trainer verspricht, einen „flüssigen Ball“ zu spielen.
Das Thema Abstieg aus der Oberliga ist bei den Handballern des TSB Gmünd abgehakt. Die Blicke sind nach vorne gerichtet. Vor dem Saisonstart sprach Winfried Hofele (Redakteur der Gmünder Tagespost) mit dem neuen TSB-Coach Stefan Klaus, der das Erbe des langjährigen Trainergespanns Michael und Andreas Hieber angetreten hat.
Herr Klaus, mit dem Pokalspiel am Samstag beim TV Steinheim beginnt die Saison 2018/19, eine Woche später steigt das erste Punktspiel in der Württembergliga Süd zuhause gegen den TSV Hohenems. Kribbelt es bei Ihnen?
Klaus: Natürlich, wir sind alle heiß auf die neue Runde und wollen unser Bestes geben.
Das Beste heißt Rückkehr in die Oberliga. Spüren Sie Druck?
Natürlich gehört ein Verein wie der TSB mindestens in die Oberliga. Hier arbeiten viele kompetente Leute konsequent und realistisch mit Handballverstand. Nein, Druck zum Wiederaufstieg verspüre ich von niemand.
Welchen Eindruck haben Sie nach den ersten 100 Tagen Training von Ihrer neuen Mannschaft?
Sie arbeitet im Training mit viel Ehrgeiz, alle sind mit hohem Einsatz diszipliniert dabei. Jeder will eine erfolgreichere Saison spielen als letztes Jahr.
Zum Kader. Gegenüber der Vorsaison fehlen Jonas Leinß und Philipp Schwenk. Was ist mit den beiden Rückraumspielern los?
Jonas studiert in den USA und steht nicht zur Verfügung, Philipp kann aus gesundheitlichen Gründen nicht trainieren.
Reicht die Qualität Ihres Kaders, um in der Württembergliga vorne mitzuspielen?
Wir haben alle Vertrauen in unsere Jungs. Es sind jetzt auch die Bosnier Aris Bojic und Belmin Nadarevic wieder dabei. Mit 14 Feldspielern und zwei Torhütern kann man vernünftig arbeiten. Aber wir halten die Augen offen, für den rechten Rückraum könnten wir noch einen guten Linkshänder brauchen.
Sie haben mit den 18-jährigen Hendrik Prahst und Lukas Kauderer nur zwei Neuzugänge…
…aber das sind zwei Supertalente wie Yannik Leichs, der noch in der A-Jugend-Bundesliga für FA Göppingen spielt. Wir werden an allen viel Freude haben. Auch Sven Petersen, Jonas Waldenmaier und Jan Häfner haben noch Entwicklungspotenzial.
Wir waren Sie mit den Vorbereitungsspielen zufrieden?
Vor der Pause im August mit individuellem Training schlugen wir den Ligakonkurrenten TSV Heiningen mit 29:28; die Tests gegen die höherklassigen HBW Balingen II (25:27), TSG Söflingen (24:26) und TVB Stuttgart II (19:29) gingen zwar alle verloren, aber das war einkalkuliert. Wir benötigten so starke Gegner als Gradmesser, weil wir dabei gesehen haben, auf welches Niveau wir kommen wollen. Mitte August haben wir mit dem Feinschliff begonnen. Drei Tage waren wir im Trainingslager in Bartholomä. Dort haben wir volle Kanne gearbeitet und haben dann am letzten Sonntag beim Sparkassenturnier in Heiningen mitgespielt.
Mit welchen Ergebnissen?
Wir haben in der Vorrunde gegen den TSV Alfdorf/Lorch 12:12 gespielt, gegen den Ligarivalen HSG Winzingen-Wißgoldingen-Donzdorf mit 14:9 gewonnen und gegen den Wüttembergliga-Geheimfavoriten SKV Unterensingen durch ein Gegentor in der Schlusssekunde mit 13:14 verloren. Im kleinen Finale schlugen wir den TSV Heiningen 10:7. Platz 3 ist ein tolles Ergebnis. Die Jungs haben eine herausragende Mentalität gezeigt. Wir haben nämlich ohne unseren Torjäger Aaron Fröhlich gespielt.
Was ist los mit Aaron, er fehlte ja schon bei zwei Tests?
Er hatte eine leichte Zerrung im Oberschenkel, deshalb haben wir ihn vorsichtshalber nicht spielen lassen. Bei den Pflichtspielen ist er wieder dabei.
Und sonst? Es sollen im Laufe der Vorbereitung mehrere Akteure verletzungs- oder krankheitsbedingt kurzzeitig ausgefallen sein.
Die kleinen Blessuren sind auskuriert. Aber wir haben eine große Sorge: Jonas Waldenmaier zog sich eine Sprunggelenksverletzung zu. Jetzt folgt eine MRT-Untersuchung, wir hoffen, dass es kein Bänderriss ist.
Die Handballfans in Gmünd fragen, wie sich die Spielanlage des TSB unter Stefan Klaus im Gegensatz zu Vorgänger Michael Hieber ändert?
Vorneweg: Michael und ich kennen uns lange und schätzen uns. Er leistet jetzt als Jugendleiter und in Sachen Marketing für den TSB unheimlich viel, davon profitieren alle. Er ist ein Profi und hält sich aus meiner Arbeit heraus, natürlich reden wir viel miteinander. Ein Vergleich der Spielanlagen verbietet sich, weil das System immer vom Kader und vom Gegner abhängt. In der kommenden Runde müssen wir sehr variabel spielen, weil wir viele junge Spieler haben. Taktisch will ich offensiv einen flüssigen Ball spielen und die Gegenstöße mit viel Tempo ausführen. Deshalb lassen wir verstärkt in Kleingruppen trainieren, die Jungs sollen lernen, richtige Entscheidungen zu treffen. In der Defensive wollen wir früh stören und wir wollen verschiedene Abwehrvarianten realisieren.
Dann werfen wir mal einen Blick auf die Württembergliga Süd.
Das ist eine Wundertüte. Unsere Mitabsteiger TSV Deizisau und SG Lauterstein wollen gleich wieder nach oben. Einen Top-Favoriten gibt es nicht, ich sehe sechs bis acht Mannschaft, die um den Aufstieg mitspielen. Dazu gehören auch die Aufsteiger Hohenems und Ostfildern sowie Heiningen, Wangen und Wolfschlugen.
Würden Sie lieber in der Nord-Liga mit dem TSV Alfdorf/Lorch und den Clubs aus Stuttgart spielen?
Unsere Südgruppe ist einen Tick stärker. Dafür kenne ich die Gegner besser und wir haben tolle Derbys vor der Haustüre. Ich wohne in Donzdorf, zum Spiel gegen Donzdorf/Wißgoldingen kann ich laufen, nach Lauterstein jogge ich und nach Heiningen fahre ich mit dem Rad.
Zum Umfeld in Gmünd. Wie klappt die Zusammenarbeit mit Co-Trainer Patrick Schamberger?
Perfekt. Patrick ist ein absoluter Fachmann mit Herzblut. Er macht die Gruppenarbeit trainiert die Torhüter. Außerdem ist er ein wichtiges Bindeglied zwischen Team und Verein.
Der TSB hat jetzt einen Sportlichen Leiter. Wie verstehen Sie sich mit Jürgen Rilli?
Da hat Michael Hieber einen Goldfisch an Land gezogen. Jürgen ist hochkompetent und nah an der Mannschaft dran. Wir tauschen uns regelmäßig aus. Er hilft dem TSB weiter.
Zum Schluss natürlich die Frage: Wohin geht die Reise des TSB?
Wir wollen vorne mitspielen, nicht nur den Nichtabstieg sichern. Wichtig ist ein guter Start und dass wir von Verletzungen verschont bleiben. Und vor allem brauchen wir neben Glück die Unterstützung der Fans.
Stefan Klaus, 1977 im Margaritenhospital in Gmünd geboren, aufgewachsen in Nenningen, ist ein Vollbluthandballer. Mit dem TV Nenningen, dem TV Weißenstein und der SG Lauterstein wurde er württembergischer Meister von der C- bis zur A-Jugend. Nach seinem ersten Aktivenjahr in der Oberliga holte ihn Kurt Reusch in die deutsche Juniorennationalmannschaft und zu FA Göppingen. Für die Grünweißen spielte er drei Jahre in der 2. Liga, bis der Aufstieg in Liga 1 gelang. Ein Kreuzbandriss stoppte seine Bundesligakarriere. Klaus spielte danach für die HSGLangenau, den TV Kornwestheim und die TSG Söflingen, 2012 kehrte er zur SG Lauterstein zurück, und trainierte seinen Heimatklub sechs Jahre in der Oberliga. Der TSB-Trainer ist Oberstudienrat (Sport und Geografie) und arbeitet als Fachvorstand für das Sportprofil Handball am Mörike-Gymnasium in Göppingen.
© Gmünder Tagespost 29.08.2018 21:04