Michael Hieber fiebert dem Württembergliga-Schlager TSB Gmünd gegen TSV Heiningen (Samstag, 19:30 Uhr - Große Sporthalle) entgegen. Der Ex-Trainer erzählt im Interview, wie er die Chancen des TSB im Aufstiegsrennen sieht und weshalb er sich künftig in der Stadtpolitik engagieren will.
Über 20 Jahre lang hat Michael Hieber, meist zusammen mit seinem Bruder Andreas, den Handballsport beim TSB Gmünd geprägt. Der 41-jährige Versicherungskaufmann führte die blau-gelben Ballwerfer von der Kreisliga bis hinauf die Oberliga Baden-Württemberg. Der Abstieg in die Württembergliga im Sommer letzten Jahres schmerzt Michael Hieber immer noch sehr. Aber nicht deshalb hat er das Traineramt an Stefan Klaus abgegeben. Dieser Wechsel war eigentlich schon ein Jahr früher geplant. Raus aus dem Handballgeschäft ist Michael Hieber aber keinesfalls. Im Gegenteil. Im Interview spricht Michael Hieber über seine neuen Aufgaben und Ziele in der Abteilung, über die Situation in der ersten Handballmannschaft, die am Samstag um 19.30 Uhr in der Großsporthalle gegen den TSV Heiningen das Spitzenspiel in der Württembergliga Süd bestreitet, und über die Gründe, weshalb er sich in der Stadtpolitik engagiert.
Herr Hieber, das Derby gegen den TSV Heiningen steht an. Da gibt es doch sicherlich viele Erinnerungen an frühere Aufeinandertreffer.
Hieber: Natürlich. Gegen Heiningen waren das immer richtige Knaller und enge Spiele, meist hatten wir die Nase vorn. An ein Match erinnere ich mich besonders gern. Es war in unserer ersten Verbandsligasaison, der TSV führte drei Sekunden vor Schluss mit einem Tor, aber wir hatten noch einen Freiwurf. Ich habe dann meinem Bruder Andreas gesagt: Wir machen einen Kempa! Ich warf dann den Ball hoch in den Wurfkreis, Andreas flog heran, und hat ihn versenkt. Alle haben danach gesagt: Die Hiebers sind verrückt. Durch einen Sieg in Heiningen haben wir beispielsweise vor vier Jahren auch die Basis für den Aufstieg in die Oberliga gelegt.
Und nun geht es gegen den TSV Heiningen wieder in einem vorentscheidenden Spiel um den Aufstieg.
Hieber: Am Samstag wird die Messe noch nicht zu Ende gelesen. Aber es gibt für uns kaum einen besseren Zeitpunkt für dieses Spiel. Die Handballeuphorie in Deutschland ist gerade groß, wir stehen mit sagenhaften 30:4 Punkten an erster Stelle, der TSV Heiningen hat am letzten Samstag zuhause gegen den SKV Unterensingen 31:32 verloren und ist nun mit 28:6 Punkten im Zugzwang. Die „Staren“ müssen gewinnen, wir können mit einem Sieg unseren Vorsprung ausbauen. Also, mehr Spannung geht wohl nicht. Ich denke, die Halle wird knallvoll sein.
Werden Sie in der Halle sein? Ihre Frau Diana sagte, dass Sie vor lauter Nervosität die TSB-Spiele gar nicht anschauen würden.
Hieber: Ich hab mir als Coach eine schöpferische Pause verordnet. Natürlich war es für mich zuerst schwer, mich emotional von meinen Jungs zu lösen. Ich habe mich dann auch bei den Spielen sehr im Hintergrund gehalten – die Mannschaft und das neue Trainergespann Stefan Klaus und Patrick Schamberger sollten ungestört von mir zusammen wachsen.
Ist das gelungen?
Hieber: Absolut. Stefan ist der beste Trainer für den TSB, den es weit und breit in der Region gibt. Das war ja auch der Grund, weshalb ich ihn nach Gmünd geholt habe. Und mit Patrik Schamberger hat er einen sehr kompetenten und verlässlichen Co-Trainer. Außerdem habe ich mit Jürgen Rilli ja auch noch einen Sportlichen Leiter geholt, der einen tollen Job macht und Sven Kienhöfer als Abteilungsleiter unterstützt. Das alles klappt hervorragend, ich halte mich da aus dem sportlichen Bereich der ersten Mannschaft total heraus.
Dennoch eine Frage zum Team: Wer hat in dieser Saison den größten Schritt nach vorne gemacht?
Hieber: Die Tendenz geht bei allen nach oben, die Mannschaft ist wieder stabil und sie ist bislang ohne große Verletzungssorgen geblieben. Aaron Fröhlich hat nach seiner langen Verletzungspause wieder die Führungsrolle übernommen; sehr stark verbessert haben sich vor allem Sven Petersen im rechten Rückraum und Yannik Leichs. Der Junge ist noch längst nicht am Ende seiner Entwicklung. Er kann ein ganz Großer werden.
Verabschiedet vom Handball haben Sie sich ja nicht, Sie knien sich in die Marketing- und Nachwuchsarbeit beim TSB kräftig hinein.
Hieber: Ja, und es macht Spaß. Wir haben in Gmünd das Potenzial, höherklassigen Handball zu etablieren. Aber dazu müssen die Rahmenbedingungen professioneller sein. Daran arbeite ich, im übrigen mit einer Vielzahl von ebenso engagierten TSB-lern. Und die Nachwuchsarbeit ist für mich eine Herzensangelegenheit. Wir haben jetzt sieben Jugendmannschaften mit 150 Mädchen und Buben im Spielbetrieb, so viel hatte der TSB noch nie. Großartig ist, dass sich viele aktive Spieler als Trainer und Betreuer bei den Jugendteams mit Sachverstand und Herzblut in die wichtige soziale Arbeit einbinden. Stolz sind wir, dass Aaron Fröhlich zum Gmünder Trainer des Jahres gewählt wurde. Aber auch Jonas Waldenmaier, Giovanni Gentile, Lukas Waldenmaier, Philipp Schwenk, Marc Leibner, Peter Abele, Jürgen Martin, Reni Egenrieder, Jürgen Martin, Peter Abele und Benedikt Ocker sind da zu nennen. Und Yannik Leichs. Der absolviert beim TSB sein Freiwilliges Soziales Jahr. Er hat die große Gabe, Kinder für Handball zu begeistern. Dankbar bin ich auch, dass meine Frau Diana als Trainerin mitarbeitet. Uns geht es auch darum, den Kindern die Werte einer Sport- und Vereinsfamilie zu vermitteln.
Neu ist, dass Sie sich auch ehrenamtlich in der Gmünder Sportpolitik und vielleicht bald auch im Gemeinderat engagieren – der Start zu einer neuen Karriere?
Hieber: Ich mache keine halben Sachen. Jeder Mensch entwickelt sich weiter. Ich möchte dem Sport, der mir und meiner Familie so viel Positives gegeben hat, wieder etwas zurückgeben. In den Gmünder Stadtverband Sport habe ich mich als Beisitzer für Sportförderung und Leistungssport wählen lassen. Da will ich neue Ideen einbringen, zum Beispiel wie man den Gmünder Sportlerball für junge Leute attraktiver gestalten kann. Dass ich mich auf der CDU-Liste für ein Mandat im Gmünder Gemeinderat bewerbe, hat ähnliche Motivationsgründe. Schwäbisch Gmünd hat sich in den letzten Jahren toll entwickelt. Ich will mithelfen, dass dies weiter geht. Allerdings ist der Sport im Stadtrat stark unterrepräsentiert. Das möchte ich aktiv ändern. Ich sehe mich da nicht als Vertreter des TSB, sondern für den Gmünder Sport insgesamt. Der braucht mehr Stimme mit Sportsachverstand im Stadtparlament. Ich will vernünftige Weichenstellungen für den Sport, solche Geschichten wie mit dem Hallenbad sollten vermieden werden.
Herr Hieber, herzlichen Dank für das Gespräch.