Für den Handballsport in Baden-Württemberg steht ein großer Schritt in Richtung neuer Normalität bevor. Rücksicht bleibt zwar das oberste Gebot, doch mit der neuen Corona-Verordnung Sport ergibt sich eine deutliche Verbesserung für alle Sportler. Ein regulärer Oberliga-Saisonstart im September rückt plötzlich in greifbare Nähe.
Es wurde viel gemunkelt, doch niemand wusste genau, was in der neuen Verordnung des Kultusministeriums geschrieben stehen wird. Nach den Vorkommnissen in Nordrhein-Westfalen hätte man ebenso mit erneuten Einschränkungen rechnen können. Umso glücklicher zeigten sich die Verantwortlichen aller Sportarten mit der Bekanntmachung des Kultus- und Sportministeriums am Donnerstag (25.Juni). Ab dem 1. Juli 2020 ersetzt die neue Corona-Verordnung Sport die bisherige Verordnung Sportstätten, Sportwettkämpfe sowie Profi- und Spitzensport. Die neuen Grundlagen der Verordnung Sport lassen einen geregelten Trainings- und Wettkampfbetrieb aller Mannschaftssportarten in Baden-Württemberg für die zweite Jahreshälfte fast vollumfänglich zu.
Die vereinfachten Regeln im Überblick:
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Von der 1,5-Meter-Abstandsregel darf abgewichen werden, „sofern das die für die Sportart üblichen Sport-, Spiel- und Übungssituationen erfordern". Bedeutet im Klartext: Ein reguläres Handballtraining mit Zweikämpfen ist wieder erlaubt.
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Die Trainingsgruppen sollen möglichst nicht durchgemischt werden und maximal 20 Personen umfassen.
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Umkleiden und Duschen dürfen wieder benutzt werden – allerdings nur unter Einhaltung des Mindestabstands von 1,5 Metern und zeitlich beschränkt auf das unbedingt erforderliche Maß.
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Wettkämpfe mit Körperkontakt dürfen auch im Breitensport wieder ausgetragen werden. Vorbereitungsspiele werden damit wieder möglich.
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An den Wettkämpfen teilnehmen dürfen im Juli maximal 100 Sportler und maximal 100 Zuschauer. Bei fester Sitzordnung und im Vorhinein festgelegtem Veranstaltungsprogramm sind sogar bis zu 250 Zuschauer zulässig.
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Ab August dürfen bis zu 500 Sportler teilnehmen und bis zu 500 Zuschauer dabei sein. Großveranstaltungen mit mehr als 500 Zuschauern allerdings bleiben durch das Infektionsschutzgesetz bis zum 31.Oktober untersagt.
Bei aller Euphorie ist weiterhin Vorsicht geboten: Neben Hygiene- und Dokumentationspflichten gelten weiterhin auch die Zutritts- und Teilnahmeverbote aus der generellen Corona-Verordnung. Außerhalb des Spielbetriebs gelten die Abstandsgebote. Körperkontakt, insbesondere Umarmungen und Händeschütteln, sollen vermieden werden.
Die neuen Regularien steigern den Optimismus, dass es analog zur Bundesliga spätestens im Oktober auch in der Oberliga wieder los gehen kann. „Ich rechne mit einem regulären Saisonstart in der ersten Septemberwoche“, sagt TSB-Abteilungsleiter Michael Hieber, „allerdings unter der Prämisse, dass sich die Lage weiterhin so positiv entwickelt wie in den vergangenen Wochen.“ Immerhin hat die Mannschaft von Neu-Trainer Dragos Oprea den Trainingsbetrieb - wenn auch unter verschärften Bedingungen - seit zwei Wochen wieder aufgenommen (siehe Bilder).
Der Handballverband Württemberg (HVW) hält sich mit fixen Terminvorgaben bislang bedeckt. Die Handlungsempfehlungen an die Vereine werden zeitnah überarbeitet und veröffentlicht, heißt es aus Stuttgart. Die Vereine sollen auf alle Fälle sechs Wochen Zeit zur Vorbereitung haben. Klar ist aber auch: Wäre der Kontaktsport weiterhin bis 7. August verboten gewesen, wäre ein Saisonstart im September unmöglich gewesen. Nun sind alle Überlegungen eines verspäteten Saisonstarts im November oder gar erst im Januar über Bord geworfen. Stattdessen markiert der 1.Juli einen großen Schritt in Richtung eines normalen Trainingsbetriebs – auch wenn rund um die Trainingseinheiten weiterhin eine Menge zu organisieren sein wird.
(Text und Bilder: Nico Schoch)