Einen vorzeitigen Schlussstrich unter die seit über drei Monate unterbrochene Handball-Saison 2020/21 haben die Landesverbände am Donnerstag (11.Februar) gesetzt. Der TSB Gmünd kann nun sicher für ein drittes Jahr in Folge in der Oberliga Baden-Württemberg planen. Bis geklärt ist, wann und wie es weitergehen wird, ist nun wieder einmal Geduld gefragt. Die „Jets“ wollen für diesen Moment bestens gewappnet sein und so laufen die internen Planungen trotz sportlichem Stillstand längst auf Hochtouren, wie der Sportliche Leiter Jürgen Rilli im Gespräch mit Nico Schoch betont.
Jürgen, ist die Annullierung der Saison 2020/21 zum jetzigen Zeitpunkt die richtige Entscheidung?
Allzu überraschend war es nicht mehr. Jetzt, wo es offiziell ist, haben wir immerhin Planungssicherheit anstatt der dauernden Spekulationen. Daher ist es die absolut richtige Entscheidung, obwohl sie für das Handballerherz brutal schmerzhaft ist. Doch unter diesen Rahmenbedingungen war eine Fortsetzung undenkbar.
Wie hat die Mannschaft des TSB diese Meldung aufgenommen?
Mit einigen Spielern habe ich individuell gesprochen, sie haben ebenso längst damit gerechnet. Auch unser Trainer „Dodo“ Oprea war zwar enttäuscht, aber nicht mehr überrascht. Mehr als die Enttäuschung überwiegt aber die Motivation. Wir fiebern allesamt schon dem Moment entgegen, an dem es wieder los geht.
Ist es nicht äußerst frustrierend, dass der umgekrempelten Mannschaft nur eine so kurze Zeit blieb, um ihr Können zu zeigen?
Das ist jammerschade, ohne Frage. Neuer Trainer, neues Spielsystem, neues Konzept – all das konnten wir nur für vier Saisonspiele ausleben. Auch im Umfeld haben wir eine wahnsinnig große Begeisterung entfacht. Bei unseren beiden Heimspielen im Oktober konnten wir nur einen sehr geringen Teil vom Kartenkontingent verkaufen mussten dann sogar Leute heimschicken, weil wir sie nicht mehr in die Halle einlassen durften. Da will ich mir gar nicht ausmalen, welch bedeutend größere Emotionen wir noch hätten wecken können. Trotz allem haben wir es geschafft, den positiven Stimmungsumschwung in der Mannschaft zu vollziehen. Ich schaue deshalb lieber nach vorne und bin extrem zuversichtlich, dass wir all diese positiven Attribute mit in die neue Runde transportieren werden.
War es angesichts der Corona-Pandemie und den Warnungen vor der zweiten Welle sinnvoll, die Mammut-Saison 2020/21 mit insgesamt 34 Spieltagen in der BWOL überhaupt zu beginnen?
Ganz sicher nicht. Das ist mehr als ärgerlich, da die Vereine im Vorfeld überhaupt nicht involviert waren. Es gab Ideen, die Liga in zwei Staffeln zu teilen und sofern alles normal gelaufen wäre, am Ende Play-Offs auszuspielen. Dadurch hätten wir mehr Alternativen gehabt. Doch unsere Vorstellungen wurden nicht angehört, das ist meiner Meinung nach unglücklich gelaufen und darf so nicht mehr passieren.
Die Neckarsulmer Sport-Union hat aus wirtschaftlichen Gründen ihren Rückzug aus der BWOL angekündigt. Rechnest du mit weiteren Teams, die freiwillig absteigen?
Das kann ich mir nicht vorstellen. Allerdings ist unsicher, ob alle Drittligisten weiterhin ihren immensen Aufwand in dieser Dimension betreiben wollen. Dass dort noch eine Mannschaft hinzu kommt, ist meiner Meinung nach wahrscheinlicher, als dass ein Oberligist freiwillig heruntergeht.
Wie sieht es beim TSB aus?
Die neue Saison ist hundertprozentig gesichert. Und zwar deshalb, weil Spieler und Trainerteam in dieser für uns schweren Phase hervorragend mitgezogen haben. Die Spieler haben keinen Cent von ihrer üblichen Aufwandsentschädigung erhalten und das akzeptiert. Gleichzeitig sind uns fast alle Sponsoren und Partner treu geblieben, wofür wir äußerst dankbar sind.
Bereits im Dezember konntest du die Vertragsverlängerung mit dem Trainerteam Dragoș Oprea, Primož Prošt und Andreas „Rudi“ Rascher verkünden. Wie weit sind die personellen Planungen inzwischen vorangeschritten?
Wir befinden uns in der Endphase und es sieht sehr gut aus, dass unser bestehender Kader zum größten Teil beisammen bleibt. Die Zeit ist allerdings noch nicht reif, um etwas Abschließendes zu verkünden. Dazu in Kürze mehr.
Auch wenn Prognosen in Corona-Zeiten schwieriger denn je sind: Für wann rechnest du mit einer Rückkehr in die Halle?
Unsere Hoffnung ist es, dass wir uns ab April oder Mai wieder regelmäßig im Freien treffen können, sei es zum Lauftraining im Wald oder auf dem Beachhandballfeld in Waldstetten. Ab Juni wollen wir dann in der Halle richtig in die Vorbereitung starten.
Wenn wir mit einem Saisonstart im September rechnen, bleiben noch sieben lange Monate ohne Handball. Was steht in dieser Zeit für den Sportlichen Leiter auf der Agenda?
Derzeit arbeite ich mit Volldampf daran, unserem Kader die letzten Mosaiksteine hinzuzufügen. Der nächste Schritt wird es dann sein, mit Dodo Oprea zu besprechen, inwiefern wir das Spielsystem optimieren. Anschließend gilt es die Rahmenbedingungen für die Vorbereitung zu schaffen, sprich Trainingsplan und Trainingslager. Der entscheidende Schritt ist es aber zunächst, dass wir einen schlagkräftigen Kader für die neue Runde zu haben. Da bin ich sehr guter Dinge.
Vielen Dank für das Gespräch, Jürgen!
(Text: Nico Schoch - Bilder: Nico Schoch, Jörg Frenze (2))
Vielen Dank für das Gespräch, Jürgen!
(Text: Nico Schoch - Bilder: Nico Schoch, Jörg Frenze (2))