Unerwartete Drittliga-Chance für die Jets

Unverhofft kommt so oft, besagt ein Sprichwort. Die Teams der Oberliga Baden-Württemberg (BWOL) können ein Lied davon singen. Eigentlich wurde die Saison 2020/21 annulliert und vorzeitig zu den Akten gelegt. Nun folgt möglicherweise doch eine Verlängerung: Der TSB Gmünd und sieben weitere Vereine haben ihr Interesse zur Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur 3.Liga hinterlegt.

Dass auf HVW-Ebene in dieser Runde der Ball nicht mehr fliegen wird, das hat niemanden in der Handball-Szene mehr ernsthaft überrascht, auch beim TSB Gmünd nicht. Anfang März allerdings gab es Post mit überraschendem Inhalt für den Sportlichen Leiter Jürgen Rilli: „Die BWOL darf wohl je zwei Aufsteiger bei Männern und Frauen melden“, heißt es im Schreiben, in dem die Vereine gebeten wurden, ihr grundsätzliches Interesse an einem Aufstieg zu bekunden. Die Verantwortlichen beim TSB Gmünd haben sich die Entscheidung für eine Teilnahme an dieser geplanten Aufstiegsrunde lange offen gehalten, dann aber das Angebot angenommen – zumindest vorläufig.
 
In einer Videokonferenz unterrichtete Rilli die Mannschaft über das Vorhaben: „Wir haben die unverbindliche Anmeldung vorgenommen, um handlungsfähig zu sein. Das ist auch gut angekommen.“ Das Interesse der Jets rührt keinesfalls aus sportlichem Übereifer, sondern vielmehr um sich nach der monatelangen Pause schnellstmöglich wieder ans hohe Niveau heranzutasten. Dass Aufstiegsspiele immer ihren speziellen Charme haben, das weiß der TSB seit dem erstmaligen BWOL-Aufstieg aus dem Jahr 2014 mit vier gewonnenen Relegationsduellen innerhalb eines Monats am Allerbesten.
Momentan stehen allerdings zahlreiche Fragezeichen dahinter. „Wir wissen noch überhaupt nichts Konkretes“, meint Rilli achselzuckend. Derzeit kann niemand sagen, wann der Spielbetrieb und damit Aufstiegsspiele wieder möglich sind. Ob den ambitionierten Oberligisten die gleichen Bedingungen ermöglicht werden wie den Teams in der formell als Profiliga deklarierten 3.Liga ist ungewiss. Lautet die Tendenz eher „Nein“, dann hieße es abwarten auf ein ausreichendes Sinken der Fallzahlen nebst damit einhergehenden Lockerungen für den Sport. Für den Dienstag (16.März) sind die interessierten Vereine zu einer gemeinsamen Videokonferenz geladen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Eine offizielle Meldung muss bis zum 22.März eingehen. Erst im Anschluss wird darüber entschieden in welchem Umfang diese Aufstiegsspiele durchgeführt werden. Klar ist allerdings, dass die Vereine Schnelltests am Spieltag auf eigene Kosten übernehmen müssen, so wie es in der 3.Liga an der Tagesordnung ist.
 
Wer aufsteigen will, muss sich das also gut überlegen. Kein Wunder, dass einige Oberligisten direkt abgewunken haben. „Die 3. Liga ist Fast-Profitum. Das ist für unseren Verein aktuell rein organisatorisch und finanziell nicht zu stemmen“, erklärte etwa Felix Heuberger, Sportlicher Leiter des früheren Bundesligisten TuS Schutterwald. Insgesamt acht Vereine haben inzwischen unverbindlich ihr Interesse bekundet: Neben dem TSB Gmünd sind die die beiden südbadischen Vertreter TuS Steißlingen und SG Köndringen-Teningen sowie TV Bittenfeld II, TSV Weinsberg, TSV Zizishausen, TSG Söflingen und TSV Neuhausen/Filder. Besonders für Letztere, die als undankbarer Dritter zum Zeitpunkt des letztjährigen Saisonabbruchs knapp am Aufstieg vorbeigeschrammt waren, war die Teilnahme „unabdingbar“, wie auf der Vereinshomepage verkündet wird: „Zum einen kann das Team wieder in den Wettkampfrhythmus kommen und sich auf die neue Saison, in welcher Liga auch immer, vorbereiten und zum anderen ist es auch die Möglichkeit, sich den Sponsoren und Fans wieder zu zeigen.“
 
Die Saison geht also möglicherweise in die Verlängerung. Wann und wie, das bleibt völlig offen. Über allem steht schließlich der Lockdown und damit das Trainingsverbot für Amateur-Handballer, zu denen bei trotz an manchen Orten (semi)professionellen Strukturen auch die Oberligisten gehören. Am liebsten würden alle sofort wieder spielen. Doch das Allermeiste ist noch auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.

(Text: Nico Schoch - Bilder: Nico Schoch (2), Mario Klaiber)