Drittliga-Aufstieg per Losverfahren? Die Aufstiegsrunde wird zu einem Rennen gegen die Zeit

Die Planung der Aufstiegsrunde zur 3.Liga bleibt ein heikles Thema. Das wurde bei der gemeinsamen Videokonferenz der Landesverbände mit den acht interessierten Vereinen aus der Oberliga Baden-Württemberg (BWOL) am Donnerstagabend einmal mehr deutlich. Bis zum Montag muss auch der TSB Gmünd entscheiden, ob er teilnehmen will oder nicht. Ein zentraler Aspekt steht: Die Oberligisten werden nicht wie Profis behandelt und erhalten voraussichtlich keine Sondergenehmigung zum Trainieren.

Die Zeit drängt. Bis zum 15.Juni müssen die beiden Aufsteiger aus der BWOL feststehen und an den DHB gemeldet werden. Auf diesen Termin verwiesen Peter Knapp und Johannes Kern aus dem Vorstand von Handball Baden-Württemberg e.V. (HBW). Acht Teams hatten zuvor ihr unverbindliches Interesse am Aufstieg bekundet: TuS Steißlingen, TSV Weinsberg, TSV Zizishausen, TSV Neuhausen/Filder, TSG Söflingen, SG Köndringen/Teningen, TV Bittenfeld II und der TSB Gmünd.
 
Die Rahmenbedingungen der geplanten Aufstiegsrunde werden sich grundsätzlich am DHB-Hygienekonzept orientieren, welches in der 3.Liga Anwendung findet. An den Spieltagen ist ein Corona-Schnelltest für alle Mannschaftsmitglieder verpflichtend, positive Testergebnisse sind unverzüglich und anonym zu melden. Eine Spielabsage erfolgt allerdings erst bei mehr als fünf positiv getesteten Spielern je Team. Ob der Gastverein seine eigenen Tests mitbringt oder der Heimverein diese mit geschultem Personal vornimmt, bleibt den Vereinen selbst überlassen. Außer für die Tests und die Schiedsrichter fallen keine zusätzlichen Kosten an.
Bis dieses Konzept überhaupt Anwendung finden kann, müssen aber noch viele Hürden genommen werden. Das Allermeiste liegt dabei gar nicht in der Macht der Handballer selbst. Bis zuletzt bestand die Hoffnung, dass die ambitionierten Oberligisten für einen begrenzten Zeitraum unter Profibedingungen agieren und mit einer Sondergenehmigung trainieren dürfen, wie es in der 3.Liga der Fall ist. Unterstützung kommt vom Deutschen Handball-Bund, der den Kommunen empfiehlt, die Hallen für Training und Spiele zu öffnen. Das Kultusministerium allerdings erteilte den Verbände eine Absage. „Wir können nur unter der Bedingung starten, dass die örtlichen Behörden und die Landesregierung uns einen Trainingsbetrieb zusichern“, erklärte Knapp: „Sollte lokal etwas anderes beschlossen werden, haben wir keine Chance.“
 
Sollte es zum „Worst Case“ kommen und die Aufstiegsrunde nicht bis Juni durchgeführt werden können, bestehen zwei Alternativen: Entweder werden keine Aufsteiger aus Baden-Württemberg gemeldet oder die beiden Plätze werden nach dem Zufallsprinzip ausgelost. „“Wir dürfen die beiden Aufstiegsplätze auf gar keinen Fall verschenken, notfalls losen wir aus“, bekannte etwa Markus Keune, der Vorsitzende der SG Köndringen/Teningen aus Südbaden. Jürgen Rilli, der Sportliche Leiter des TSB Gmünd, hingegen betont: „Wenn überhaupt, dann wollen wir auf dem sportlichen Weg aufsteigen.“
So weit zu sagen, dass die Jets auf jeden Fall teilnehmen, sei es aber ohnehin noch nicht. „Wir sind weiterhin interessiert, wägen aber noch ab“, so Rilli: „Wir werden uns am Wochenende im Führungskreis und mit der Mannschaft besprechen und eine Entscheidung treffen.“ Bereits am Montag muss das verbindliche Meldeformular beim Verband eingehen. „Danach geht nichts mehr“, verweist Kern auf die Endgültigkeit dieser Meldung. Bislang hatten die Vereine nur unverbindlich ihr Interesse bekundet. Ein Rückzug nach Meldeschluss oder gar erst nach der Aufstiegsrunde wird übrigens mit einer Geldstrafe geahndet. Denn die Aufstiegsrunde, sofern sie stattfinden kann, soll auf gar keinen Fall zu einer „attraktiven Trainingsrunde“ (Kern) verkommen, sondern ihren sportlichen Wert behalten. Sollten tatsächlich nur zwei der acht interessierten Vereine verbindlich melden, würden diese beiden direkt in die 3.Liga gemeldet werden. „Abhängig von der Anzahl der teilnehmenden Mannschaften wird ein Modus erarbeitet und eine vierwöchige Vorbereitungszeit anberaumt, bevor die Spiele stattfinden können“, erklärte Kern die weitere Vorgehensweise. Ein Problem können die Verbände allerdings nicht aus der Welt schaffen: Dass für alle Vereine von Landkreis zu Landkreis unterschiedliche Bedingungen herrschen.
 
So eint die Oberligisten zwar allesamt der Wille, den Drittliga-Aufstieg im Wettkampf auszuspielen. Angesichts steigender Corona-Fallzahlen und der Forderung zahlreicher Intensivmediziner nach einem erneuten sofortigen Lockdown, steht dieser Wunsch mehr denn je in den Sternen. Nach aktuellem Stand müsste der Inzidenzwert vier Wochen am Stück unter 50 liegen, damit Hallentraining im Amateurbereich wieder erlaubt wird – derzeit ist das Gegenteil der Fall.

(Text: Nico Schoch - Bilder: Jan-Philipp Strobel (1), Nico Schoch (3) )