„Niemand in der Mannschaft spricht über die Tabelle“ - Daniel Mühleisen im Interview

Der Mann mit der Rückennummer 16 ist der große Rückhalt des TSB Gmünd. Beim überzeugenden 39:28-Auswärtssieg gegen den TV Weilstetten war Daniel Mühleisen einmal mehr der Sieggarant für die Jets, gleichzeitig erzielte der Torhüter seine Saisontore zwei bis vier. Völlig tiefenentspannt präsentiert er sich wenige Tage vor dem Duell mit Spitzenreiter TVS 1907 Baden-Baden. Im Gespräch mit Nico Schoch gibt der 25-Jährige einen Einblick in seine Spielvorbereitung und erklärt, weshalb sich der Tabellensechste vor dem Topspiel (Sonntag, 17 Uhr – Große Sporthalle) nicht unter Druck setzen lässt.

Dani, hast du vor dem Samstag schon einmal drei Tore in einem Spiel erzielt?
 
Tatsächlich ja. In der Saison 2018/19 habe ich gegen Köndringen/Teningen dreimal getroffen, damals noch für die SV Remshalden. Am Saisonende waren es dann immerhin acht Tore.
 
Der Torhüter wird zum Torjäger. Bekommt dein Zwillingsbruder Stephan, der am Kreis spielt, jetzt den ein oder anderen Spruch zu hören?
 
(schmunzelt) Aber klar doch. Nach dem Spiel haben ein paar Mitspieler ihn darauf hingewiesen, dass er ein Tor weniger gemacht hat als ich, obwohl er im Feld spielt. Mehr gab es da aber auch nicht. 
Wie fällt dein Fazit zum deutlichen Sieg in Weilstetten aus?
 
Wenn man das Hinspiel (32:30) betrachtet, dann war mit einem Sieg in dieser Höhe sicher nicht zu rechnen. Doch ich hatte schon auf der Fahrt ein gutes Gefühl. Ich bin ganz froh, dass wir endlich einmal deutlich gewonnen haben und nicht wieder bis zum Schluss zittern mussten.
Der Höhenflug des TSB geht damit ungehindert weiter und viele Fans fragen sich: Wo soll das noch hinführen?
 
Hoffentlich so weit nach oben wie nur möglich. Aber wir haben überhaupt keinen Druck, dass wir jetzt unbedingt aufsteigen müssten. Wir wollen so gut es geht weiterspielen und schauen dann, wo wir am Ende stehen. Je höher, desto bester – ganz klar.
 
Der Rückstand zu einem Aufstiegsplatz beträgt nur noch zwei Punkte. Ist das bei euch im Team ab und zu ein Thema?
 
Nein, absolut gar nicht. Wir sind in einer komfortablen Situation und müssen nicht unbedingt nach unten schauen. Deshalb spricht in der Mannschaft niemand über die Tabelle.
Erwischt du dich selbst trotzdem ab und zu beim Blick darauf?  

Das lässt sich leider nicht ganz vermeiden. Wenn ich Videos anschaue, brauche ich die Namen der gegnerischen Spieler und stolpere dabei zwangsläufig immer über die aktuelle Tabelle (lacht).
Stichwort Videoanalyse. Wie viel Zeit verbringst du als Torwart damit, dir die gegnerischen Werfer und ihre Vorlieben einzuprägen?
 
Das sind bestimmt ein bis zwei Stunden jede Woche. Ich schaue mir die letzten zwei Spiele unseres Gegners an. Das habe ich bereits in den vergangenen Jahren so gemacht und beibehalten.
 Gab es in Weilstetten eine Aktion oder einen Wurf, der dir aus dem Videostudium bekannt vorkam?
 
Tatsächlich ist mir das bei einem Gegentor durch den Kopf geschossen. Es war genau der Wurf, wie ich ihn zuvor im Video gesehen habe. Ansonsten kam es mir eher so vor, dass die Weilstetter anders geworfen haben als es in den Spielen davor.
Am Samstag standen wieder einmal herausragende 17 Paraden in deiner Statistik. Was ist dein Erfolgsrezept, weshalb läuft es in dieser Saison so gut für dich?
 
Zunächst einmal trainiere ich relativ fleißig und es macht richtig Spaß mit dieser jungen Mannschaft jede Woche das Beste aus sich herauszuholen. Dazu kommt, dass ich mir selbst nicht mehr einen so großen Druck mache wie in den vergangenen Jahren.
Woher kam dieser Druck?
 
Ich habe mir extrem hohe Ziele gesteckt, die ich unbedingt erreichen wollte. Mein Traum war es immer, eines Tages in der Bundesliga zu spielen. Mittlerweile aber bin ich 25 Jahre alt und habe dieses Thema abgehakt. Vielleicht bin ich dadurch nun ein Stück weit befreiter.
Im Dezember wurdest du zum Lehrgang der Beachhandball-Nationalmannschaft eingeladen. Könnte das dein neuer Traum werden?
 
Ich würde jedenfalls nicht nein sagen, wenn es klappt. Vor Weihnachten haben wir in drei Tagen fünf Trainingseinheiten absolviert. Das war ziemlich anstrengend, aber auch wirklich gut. Der nächste Lehrgang findet an Ostern statt. Bis dahin habe ich die Aufgabe bekommen, ein Trainingstagebuch zu führen und viel ins Fitnessstudio zu gehen. Wer mich kennt, weiß, dass ich das auch relativ gerne mache. 
Am Sonntag kommt der Tabellenführer und Aufstiegsfavorit TVS Baden-Baden nach Gmünd. Wird das euer bislang größtes Spiel in dieser Saison werden?
 
Das würde ich nicht sagen. Mein absolutes Highlight waren die beiden Derbys gegen Heiningen, besonders unser Sieg im Rückspiel vor zwei Wochen. Für mich spielt es keine Rolle, auf welchem Tabellenplatz Sandweier steht. Sie sind ein Gegner wie jeder andere, gegen den wir gut spielen und natürlich gewinnen wollen. Wir haben sie bereits einmal geschlagen. Wieso sollte das nicht nochmal drin sein?
Baden-Baden hat nach der 25:26-Hinspielniederlage gegen den TSB 14 Spiele in Folge nicht mehr verloren und ist bestimmt heiß auf die Revanche. Wie stellt ihr euch darauf ein?
 
Nicht anders als sonst auch. Wir werden uns im Training bestmöglich vorbereiten und gemeinsam die Videos analysieren, damit wir am Sonntag bereit sind.
 
Gibt es bei Baden-Baden einen Werfer, auf den du im Videostudium besonders achten wirst?
 
Im Hinspiel waren es die beiden Linkshänder Jonas Schuster und Christian Fritz, die mir ein paar Tore zu viel eingeschenkt haben. Aber auch der Rückraumlinke Markus Koch ist nicht schlecht. Baden-Baden stellt insgesamt einen starken Angriff, deshalb muss ich da mehrere Schützen im Auge behalten.

(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer)