Der überraschende Auftaktsieg beim VfL Waiblingen war die Initialzündung für jenen Erfolgslauf, an dem sich der TSB Gmünd nach seiner kurzen Winterpause messen lässt. Vor dem Rückspiel am Sonntag (17 Uhr / Römerhalle Straßdorf) liegen die „Jets“ schon stolze acht Punkte vor dem Tabellennachbarn.
Das neue Jahr beginnt für den TSB Gmünd genau so wie das alte Jahr endete: Mit einem prickelnden Spitzenspiel. Beim Tabellenzweiten TV Bittenfeld II allerdings gab es vor Weihnachten die erst zweite Saisonniederlage, gegen den Vierten VfL Waiblingen soll für die drittplatzierten Gmünder auch das Ergebnis wieder passen. Immerhin hat der TSB unter der Regie von Aaron Fröhlich bislang alle seine sieben Heimspiele gewonnen. An der Zielsetzung des Trainers hat sich ohnehin nichts geändert: „Völlig unabhängig von der Tabellensituation haben wir den Anspruch, jedes einzelne Spiel zu gewinnen.
Die dreiwöchige Spielpause kam durchaus gelegen, um sich etwas auszukurieren. „Wir konnten durchschnaufen und brennen darauf, wieder loszulegen“, sagt Fröhlich. Verzichten muss er weiterhin auf Torwart Tobias Klemm, der sich nach seinem Kreuzbandriss in der Reha befindet, sowie auf Arian Pleißner. Der 21 Jahre junge Rückraumspieler dürfte jedoch zeitnah wieder eingreifen können, da er nach seiner Knieverletzung um eine Operation herumgekommen ist und bereits wieder individuell trainieren kann. Überhaupt zehren die Gmünder von ihrer im Sommer so hart antrainierten Fitness. Sehr wohl ist dem Trainer nämlich aufgefallen, dass sich andere Teams mit dem engen Viertliga-Rhythmus deutlich schwerer tun. So auch der kommende Gegner.
Waiblingen verlor nicht nur die letzten vier Spiele vor dem Jahreswechsel und somit den Kontakt zur Tabellenspitze, sondern auch wichtige Leistungsträger. Neben Kreisläufer Luis Westner verletzten sich auch die spielbestimmenden Brüder Alexej und Evgeni Prasalov. Für Kapitän Alexej Prasalov ist die Saison aufgrund einer bevorstehenden Knie-OP sogar vorzeitig beendet. Ein schwerer Schlag für die „Tigers“, die das schwierige Jahr nach ihrem kurzen Ausflug in die 3.Liga trotzdem nicht abschenken wollen. „Obwohl der Aufstieg außer Reichweite scheint“, so wird der angehende Sportliche Leiter Marc Leinhos auf der Vereinshomepage zitiert, „liegt der Fokus nun darauf, die Tabellenführung im restlichen Feld zu behaupten und einen Abrutsch ins Mittelfeld zu vermeiden.“
Hinter den Top Drei mit dem TSB Gmünd liegen die Waiblinger bereits um acht Punkte zurück, mit nur einer weiteren Niederlage hingegen könnten sie um bis zu vier Plätze abrutschen. So groß die Kluft in der Tabelle auch sein mag, rein leistungsmäßig ist die Liga immer noch extrem ausgeglichen. So schnupperte Waiblingen etwas an einer Überraschung gegen den verlustpunktfreien Klassenprimus SG Köndringen/Teningen und unterlag nur hauchdünn mit 34:36. „Sie können jedem ein Bein stellen, auch uns“, warnt Fröhlich. Der 34-Jährige erwartet, dass die Gäste mit neuem Elan anreisen und daher besonders gefährlich sind.
Die Gmünder wissen aber sehr wohl, wie sie die Tiger bändigen können. Am ersten Spieltag gelang ihnen das, was ihnen vorab wohl nur die kühnsten Optimisten und der eigene Trainer zugetraut hatten: Sie drehten einen 16:17-Halbzeitrückstand in einem hochverdienten 33:27-Auswärtssieg beim favorisierten Drittliga-Absteiger. Es war der Startschuss zur besten Hinrunde, die der TSB jemals in der vierthöchsten Spielklasse spielte und sich damit in rasanter Geschwindigkeit vom Abstiegskandidaten zu einem Spitzenteam entwickelte. „Die Jungs haben einen großen Glauben entwickelt“, blickt Fröhlich stolz auf die vergangenen vier Monate zurück: „Man kann aus Versehen mal ein gutes Spiel machen, doch wir haben kein einziges Spiel glücklich gewonnen. Wir haben viel investiert und gesehen, dass das auch zum Erfolg führt. Das hat es den Jungs leichter gemacht, in jeder Trainingswoche weiterhin alles zu geben.“
So avancierten die „Jets“ zu den Überfliegern der Regionalliga und nehmen inzwischen eine Rolle ein, die ihnen vorab niemand zugetraut hatte. Als oberster Verfolger von Köndringen/Teningen (30:0 Punkte) und Bittenfeld II (28:2) hält der TSB (26:4) das Rennen um die beiden Aufstiegsplätze spannend. Der Trainer sieht darin zwar keine neue Zielsetzung, sehr wohl aber eine Wertschätzung von der Konkurrenz. „Das steht uns ganz gut zu Gesicht“, grinst Fröhlich: „Doch die Tabelle ist für uns irrelevant und ich habe sie in den vergangenen drei Wochen nicht ein einziges Mal angeschaut. Für uns geht es nicht darum, noch jemanden abfangen zu müssen, sondern möglichst alle unserer 15 Spiele zu gewinnen. Selbst dann, wenn es rechnerisch vielleicht um gar nichts mehr geht.“
Ist die herausragende Bilanz von 13 Siegen aus 15 Partien überhaupt zu wiederholen? „Wir haben gezeigt, dass das grundsätzlich möglich ist“, meint Fröhlich ganz gelassen. Doch bekanntermaßen lässt sich Erfolg nicht planen. Von größeren Verletzungen blieben die Gmünder bislang zwar weitestgehend verschont, die Roten Karten gegen Andreas Maier und Kai Schäffner hingegen taten während der Dezember-Spiele besonders weh. „Beliebig viele Ausfälle von absoluten Leistungsträgern können wir sicher nicht wegstecken“, gibt Fröhlich zu Bedenken. Doch selbst wenn der Trainer zum Improvisieren gezwungen war, funktionierte das: „Wir haben wirklich sehr viele gute Reaktionen gezeigt und das zeichnet uns als Mannschaft aus.“
Der Auslöser für all das war der denkwürdige Sieg in Waiblingen, der am Sonntag wiederholt werden soll. „Wir brauchen uns nicht selber kleinreden“, sagt Fröhlich mit Blick auf den Heimnimbus. Den will der TSB auch im Ausweichquartier in der Straßdorfer Römerhalle unbedingt halten, um so gleich wieder in den altbekannten Flow zu finden. „Wir setzen uns die Messlatte maximal hoch“, bringt der Trainer das Gmünder Anspruchsdenken auf den Punkt: „Denn das ist genau unser Ding.“
TSB: D.Mühleisen, Immer – Abt, Leichs, Maier, Va.Pick, Schäffner, Scholz, J.Schwenk, Waldraff, Watzl, Bächle, Burtsche, Vi.Pick, S.Mühleisen, Waibel, Waldenmaier
(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer)