"Kein Grund, den Tabellenvorletzten zu unterschätzen" - TSB will endlich zu Hause punkten

Ein Sprichwort sagt: „Dreimal ist Bremer Recht“. Damit ist gemeint, das Tragen von Gold und Pelzwerk der Ratsherren, die eigene Gerichtsbarkeit und die freie Schifffahrt auf der Weser. „Dreimal ist auch Unrecht“. Das trifft dann auf die Handballer des TSB Gmünd zu. Nach drei (unrechten und bitteren) Heimniederlagen in Folge zum Saisonauftakt ist jetzt der erste doppelte Punktgewinn zuhause fällig. Wenn nicht am Samstag um 19.30 Uhr, wann dann? In der Straßdorfer Römersporthalle ist der TSV Zizishausen zu Gast, die „Schießbude“ der Oberliga.

„Wir haben überhaupt keinen Grund, den Tabellenvorletzten zu unterschätzen“, warnt gleich vehement Stefan Klaus. „Wir müssen auch gegen den TSV Zizishausen an die Grenzen unserer Leistungsfähigkeit gehen“, fordert der TSB-Trainer von seinen Jungs.

Die waren am letzten Freitag dicht davor, die große Sensation zu schaffen. Zeitweise mit fünf und sechs Toren Vorsprung führte der TSB beim bis dato verlustpunktfreien Spitzenreiter SG Pforzheim-Eutingen – am Ende reichte es „nur“ zu einem 29:29-Unentschieden. Zwei Dinge hat Klaus aus dieser Partie mitgenommen: „Erstens, wir können jede Mannschaft in der Oberliga schlagen, und zweitens, wir können bis zur allerletzten Sekunde hoch konzentriert und stabil sein.“

Genau darauf hat er mit seinem Co-Patrick Schamberger das Training in dieser Woche abgestimmt. Das Üben von konsequentem Abwehrverhalten und der sichere Abschluss im Angriff gegen einen in der Regel in 5-1-Formationen verteidigenden Gegner standen auf der Agenda ganz oben.

Allerdings musste Klaus auch viel improvisieren: Abwehrboss Christian Waibel war Anfang der Woche grippekrank, Jungspund Tom Abt litt unter einer Infektion an den Händen, Dominik Sos war berufsbedingt erneut nicht in Gmünd und Torwart Sebastian Fabian konnte wegen seiner im Spiel gegen die HSG Konstanz erlittenen Bänderdehnung immer noch nicht trainieren. Er wird wahrscheinlich auch am Samstag nicht spielen können, aber Daniel Mühleisen zeigte in Pforzheim ja eine tadellose Leistung.

Rein von den Zahlen her müsste der TSV Zizishausen für die Gmünder Rückraumspieler Aaron Fröhlich, Thomas Grau, Yannik Leichs und Sven Petersen, für die Flügelflitzer Aleksa Djokic und Wolfgang Bächle sowie für die Kreisläufer Jonas Waldenmaier und Stephan Mühleisen „ein gemähtes Wiesle“ sein. Nicht weniger als 250 Gegentreffer in acht Spielen kassierten der TSV bislang. Nur die erste Partie in Fellbach (31:28) wurde gewonnen. Und nach dem 36:36 gegen TuS Schutterwald setzte es sieben Niederlagen in Folge: Gegen den TSV Neuhausen (25:47) und gegen die SG Köndringen-Teningen (38:42) mussten die TSV-Torhüter gar über 40 Mal hinter sich greifen.

Von dieser Negativserie will sich Stefan Klaus nicht blenden lassen: „Bei ihrer 35:38-Niederlage in Söflingen führten die Zizishausener lange und standen dicht vor einem Erfolg.“ Und erstmals kam auch der israelische Neuzugang Nikita Danilov zum Einsatz. „Wir hatten in beiden Hälften drei bis vier Minuten viele technische Fehler“, haderte der Sportliche Leiter Alexander Himpel.
Außerdem sah er in der Defensivarbeit noch deutlichen Verbesserungsbedarf. Kämpferisch sei der Auftritt gut, letzten Endes aber der Gegner doch cleverer gewesen. „Die Zizishäuser sind besser als es der Tabellenplatz vermuten lässt“, betont Stefan Klaus.

© Gmünder Tagespost 24.10.2019 17:02 / Winfried Hofele

Blick auf den Gegner: Das ist der TSV Zizishausen

Hintere Reihe von links: Timo Wolf, Patrick Weber, Matthias Kania, Niklas Grote, Mathias Götz, Marco Muckenfuß, Cornelius Maas, Torwart-Trainer Ralph Hauptvogel

Vordere Reihe von links: Deividas Grusauskas, Frieder Nothdurft, Benjamin Hauptvogel, Kai Augustin, Lucas Baumann, Dominic Gotthardt, Jochen Fuchs, Trainer Florian Beck

Auf dem Bild fehlen: Physiotherapeutin Bibiana Hartner, Sportlicher Leiter Alexander Himpel, Samuel Wurster, Mark Reinl

 

Vereinsfarben: Rot-Schwarz

Spitzname: „Schnaken“

Ortskunde: Der 3196 Einwohner-Ort wurde im Jahre 1296 erstmals urkundlich erwähnt und 1974 in die Stadt Nürtingen eingegliedert. Der charakteristische Adlerflügel stammt aus dem Wappen der „Züttelmann von Zizishausen“.

Heimspielstätte: Theodor-Eisenlohr-Sporthalle, Mühlstraße 25, 72622 Nürtingen

Anfahrt: 52 Kilometer (47 Minuten) über B297, B10 und B313 via Göppingen und Wendlingen

Vereinshistorie: Die Handballabteilung des im Jahr 1902 gegründeten TSV mit ihren über 320 Mitgliedern, erlebte im vergangenen Jahrzehnt ihren großen Aufschwung. Nach der Rückkehr aus der Landesliga 2012 setzte man sich sofort in der Spitzengruppe der Württembergliga Süd fest und feierte nach sieben Spielzeiten sogar die Meisterschaft.

Größter sportlicher Erfolg: Aufstieg in die BWOL 2018

Bekannte Ex-Akteure: Von 2009 an saß der ehemalige rumänische Nationalspieler Vasile Oprea (61) auf der Trainerbank und führte den TSV in die Oberliga, ehe er im Oktober 2018 relativ überraschend freigestellt wurde. TSB-Neuzugang Thomas Grau war in den vergangenen beiden Spielzeiten für Zizishausen aktiv.

BWOL-Erfahrung: Als unbeschriebenes Blatt gekommen, geht der TSV nun in sein zweites Jahr im baden-württembergischen Oberhaus.

Saison 2018/19: Als Tabellenelfter mit 25:31 Punkten sicherten sich die Schnaken den sicheren Klassenverbleib.

Beste Torschützen 2018/19: Cornelius Maas 147/15 Tore, Maximilian Friessnig 111/11 Tore, Timo Wolf 109/56 Tore

Bisherige Duelle mit dem TSB: Erst zwei Begegnungen stehen in der Historie zu Buche. In der Württembergliga-Saison 2013/14 siegte der TSB zuhause deutlich mit 32:23 und kassierte mit der 30:31-Rückspielniederlage einen herben Rückschlag, um am Ende doch noch über die Relegation aufzusteigen.

Trainer: Florian Beck (1.Jahr, zuvor JSG Echaz-Erms A-Jugend)

Saisonziel: Einstelliger Tabellenplatz

Neuzugänge: Lucas Baumann (JSG Deizisau-Denkendorf), Frieder Nothdurft, Niklas Grote (beide JSG Echaz-Erms), Matthias Kania (TSV Wolfschlugen), Marco Muckenfuß (TSV Dettingen/Erms), Patrick Weber (TSV Köngen), Deividas Grusauskas (Kauno Ray SM / Litauen), Nikita Danilov (Maccabi Tel-Aviv / Israel)

Abgänge: Aladin Orlic (TSV Neckartenzlingen), Niklas Minsch, Julian Baum (beide 2.Mannschaft), Nico Fröhlich, Maximilian Friessnig (beide TV Neuhausen/Erms), Thomas Grau (TSB Gmünd), Maximilian Schmid-Ungerer (TV Plochingen)

Bisherige Bilanz: 1 Sieg (31:28 in Fellbach) – 1 Unentschieden (36:36 gegen Schutterwald) – 5 Niederlagen

Top-Spieler: Dass Cornelius Maas der herausragende Akteur im „Schnaken“-Kader ist, daran besteht kein Zweifel. Über die Stationen TUSPO Obernburg (2009-11), TV Großwallstadt (2011-13), TV Neuhausen/Erms (2013-16) und SG H2Ku Herrenberg (2016-2018) zog es den heute 28-Jährigen schließlich nach Zizishausen, wo er mit seinen 147 Treffern maßgeblich am BWOL-Klassenerhalt beteiligt war. 2011 war der linke Rückraumspieler Junioren-Weltmeister geworden und bestritt im Jahr darauf sogar zwei A-Länderspiele (11 Tore) gegen Dänemark. Für neue internationale Erfahrung sorgen die neu verpflichteten Deividis Grusauskas (18, Litauen) und Spielmacher Nikita Danilov (26, Israel).

Internet: www.tsv-zizis.de

Der mit Dominik Sos (am Ball) im Heimspiel gegen Zizishausen 2013

(Nico Schoch)