Nach zwei Aufstiegen in Folge mischen die „Jungen Wilden“ des TSB Gmünd II auch als Neuling in der Landesliga munter mit. Erfolgstrainer Andreas „Rudi“ Rascher sieht den perfekten Zeitpunkt für seinen Abschied von der Trainerbank gekommen.
Die beiden knappen Niederlagen beim Spitzenteam Bernhausen (25:28) und gegen die HSG Bargau/Bettringen (31:32) haben die Euphorie zwar ein wenig gedämpft. Dennoch zählt das Perspektivteam des TSB Gmünd zu den großen Überraschungen der laufenden Landesliga-Saison, hatte zwischendurch sogar die Tabellenführung erobert und befindet sich als Fünfter weiterhin auf bestem Wege zum Klassenerhalt. Vom Erfolg seiner jungen Truppe war Andreas Rascher, von allen nur „Rudi“ gerufen, schon vor einem Jahr quasi überrumpelt worden. Der Trainer hatte das vorläufige Ende seiner Laufbahn um ein weitere Saison hinausgezögert, da sicherten sich die TSB-Talente mit sensationellen 17 Siegen in Serie doch noch die unverhoffte Bezirksliga-Meisterschaft.
Diesen Sommer aber ist endgültig Schluss. Vom Spielfeld war Rascher einst direkt ins Traineramt gerutscht, als viele seiner jetzigen Schützlinge noch gar nicht geboren waren. 21 Jahre lang steht er inzwischen nahezu ohne Unterbrechung an der Seitenlinie. Nach seiner Station beim damaligen Württembergligisten HSG Winzingen/Wißgoldingen/Donzdorf hatte er im November 2019 beim TSB Gmünd angeheuert. Zunächst als Co-Trainer des Oberliga-Teams, anschließend führte er das neu aufgebaute Perspektivteam aus den Niederungen der Bezirksklasse bis in die Spitzengruppe der Landesliga.
Die akribische Arbeit hat ihre Spuren hinterlassen. „Ich merke, dass ich ein bisschen verbraucht bin“, gesteht der bald 54-Jährige ganz offen. Gerade weil Spielvorbereitung und Fahrtstrecken in den höheren Ligen besonders kräftezehrend sind, hatte er bereits 2019 ans Aufhören gedacht. „Unser junges Team hat Spaß bei der Sache und mir so das Feuer zurückgegeben“, wird Rascher nicht müde zu betonen. Nun sei allerdings der richtige Zeitpunkt gekommen, um kürzertreten: „Ich kann die Mannschaft immer noch weiterbringen. Doch nach dem Training merke ich oft, dass ich nicht mehr die Energie aufbringen kann, um die Spieler doch noch häufiger zu korrigieren.“
Gewissermaßen war der Sportliche Leiter Jürgen Rilli schon seit einem Jahren auf den nahenden Abschied seines langjährigen Weggefährten vorbereitet. Die Zusammenarbeit mit Rascher sei ein „absoluter Traum“ gewesen. Damit meint Rilli nicht nur dessen Bereitschaft, das laufende Jahr noch einmal dranzuhängen: „Er trägt alle Strategien des Vereins mit und identifiziert sich absolut mit uns. Der Erfolg gibt ihm Recht. Denn dass unsere eigenen jungen Spieler über sich hinausgewachsen sind, das ist sein Verdienst.“ Einen Nachfolger will der TSB zeitnah präsentieren.
In den verbleibenden sechs Spielen auf Raschers Abschiedstournee ist nun sogar noch ein weiterer Durchmarsch nach oben möglich. Im Verein redet davon zwar niemand. „Doch wenn sich das Team so weiterentwickelt, kann es sich in der Spitzengruppe etablieren oder sogar den Schritt in die Verbandsliga machen“, ist der Noch-Trainer vom vorhandenen Potenzial überzeugt. „Aus einer Bezirksklasse-Mannschaft eine Fast-Verbandsliga-Mannschaft geformt zu haben, das macht mich persönlich sehr stolz.“
Ob die Pause vom Trainerdasein aber wirklich dauerhaft sein wird, das kann Rascher noch gar nicht abschätzen. „Sage niemals nie“, lacht er bloß: „Ich habe mein Leben lang Handball gespielt und weiß gar nicht wie ohne ist. Gut möglich, dass ich das nach einem halben Jahr gar nicht mehr aushalte...“
(Nico Schoch)