Wo einem ansonsten die Bälle nur so um die Ohren fliegen, herrscht in diesen Wochen gähnende Leere. „Wieder einmal“, sagt Peter Künstler und blickt zurück auf den März 2020, als die Sporthallen im ganzen Land bis auf ganz wenige von einem Tag auf den anderen für den Sportbetrieb geschlossen wurden. „Von jetzt auf nachher“, erinnert sich Branka Grützmacher. Und dann hieß es plötzlich: „Passt auf, die Feuerwehr kommt morgen. Eure Halle wird ein Notfalllager.“ Steigende Fallzahlen der Corona-Pandemie erforderten diese Maßnahme. Landrat Klaus Pavel und Oberbürgermeister Richard Arnold schauten sich die Situation an. Innerhalb von drei Tagen war die große Sporthalle in ein riesiges Bettenlager verwandelt. Das angrenzende Gebäude der Kindergrippe wurde Fieberzentrum.
Ärzte statt SportlerFür die nächsten zweieinhalb Monate hatten es Branka Grützmacher und Peter Künstler nicht mehr mit Sportlern, Schülern und Sportlehrern zu tun, sondern vorwiegend mit Ärzten und Sanitätern. Auch das Betätigungsfeld änderte sich. Der ansonsten täglich mehrmalige flächendeckende Großputz des Hallenbodens konnte so nicht mehr durchgeführt werden. Überall standen Betten und Stellwände. Der Boden war übersät von elektrischen Leitungen. Und: „Wir durften ab sofort nicht mehr miteinander arbeiten“, erinnert sich Künstler. Auch das eine Vorsichtsmaßnahme, um im Falle eines Corona-Kontakts nicht beide Hausmeister gleichzeitig aus dem Rennen nehmen zu müssen.
Den Draht zu ihren Sportlern haben sie immer gehalten. Auch jetzt, da die Hallen – Künstler und Grützmacher sind auch zuständig für die nahe gelegene Schwerzerhalle – seit November erneut für den Sportbetrieb geschlossen sind, gibt’s fast täglich den Austausch per WhatsApp oder auch mal telefonisch mit den TSB-Handballern, den Leichtathleten der LG Staufen, den Sportgymnastinnen, Judoka und Volleyballern und und und. „Es tut schon gut, wenn sie uns fragen: Wie geht’s euch? Oder: Wann dürfen wir wieder rein?“, sagt Branka Grützmacher. Und gibt zu: „Sie fehlen uns.“
Lärm und Getöse machen ihnen nichts aus. Seit das große Hochwasser 2016 das Untergeschoss der Halle völlig verwüstete, sind Handwerker im Haus. „Seitdem ist die Halle eine ständige Baustelle“, sagt Grützmacher. Aber: „Wir sehen das nicht als Stress. Wir leben unseren Job.“ Außerdem freue es sie beide, „zu sehen, wie die Halle Schritt für Schritt wieder schöner für uns alle wird.“
Die Arbeit wird geteiltPeter Künstler und Branka Grützmacher haben sich ihren Tag gut aufgeteilt. „Wir arbeiten im Früh- und Spätdienst und wechseln wöchentlich ab“, erklärt Künstler. „Das funktioniert gut.“ Wer Frühdienst hat, schließt morgens kurz vor 7 Uhr die Halle, die Umkleidekabinen und die ABC-Eingänge auf. Noch bevor die ersten Schüler in der Halle sind, wird der Boden gewischt. Oben von Hand, den Teppichbelag im Untergeschoss per Spezialstaubsauger. In der Mittagspause gibt’s die Nassreinigung. „Das ist unser täglicher Sport“, sagt Branka Grützmacher. „Die Halle zu putzen ist unser Ausdauersport. Das Schnee schippen der vergangenen Tage, das war unser Kraftsport.“
Wer Spätschicht hat, macht gegen 22.30 Uhr das Licht aus. Nicht jedoch, ohne zuvor durch alle Umkleidekabinen zu gehen und die Utensilien einzusammeln, die liegen geblieben sind. Meist sind es Sportschuhe und Kleidungsstücke. Doch auch noble Smartphones zählen zu den Fundstücken. „Sie können sich gar nicht vorstellen, wie groß die Freude ist, wenn eine Schülerin am nächsten Tag ihr Handy hier wiederfindet“, sagt Künstler.
Noch ist nicht klar, wann der Sport in den Hallen wieder frei gegeben wird. Als es nach dem ersten Lockdown im Sommer vergangenen Jahres wieder losging, gab es strenge Hygienemaßnahmen. „Alles wurde mehrmals täglich desinfiziert.“ Sogar die Sport-Abiprüfungen fanden statt. „Alles unter ganz ganz strengen Auflagen“, betonen beide. Täglich wurden mehrere Liter Desinfektionsmittel verbraucht. Und als nach den Sommerferien die ersten Handballspiele und die Wettkämpfe von Wetzgaus Bundesligaturnern sogar mit einer begrenzten Zahl an Zuschauern durchgeführt werden durften, „haben wir alle gedacht: Jetzt geht’s wieder aufwärts“, sagt Künstler.
Jeder weiß, wie es kam. Seit dem zweiten Lockdown im November wird der Lärm der Bohrmaschinen nicht mehr von Kindergeschrei und pochenden Bällen übertönt. Seit November haben die Handwerker wieder die Oberhand in der großen Gmünder Sporthalle. „Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass es bald wieder weitergeht mit dem Sport hier“, sagt Branka Grützmacher. Denn: „Die Sportler, die Schüler und Lehrer, die fehlen uns. Das macht die Halle aus.“
„Hören nicht freiwillig auf“Dass sie in den ersten Jahren oftmals für ein Ehepaar gehalten wurden, darüber können sie heute herzhaft lachen. „Anfangs haben viele zu mir gesagt: Sagen Sie Ihrem Mann dies oder jenes. Da habe ich immer geantwortet: Das ist nicht mein Mann. Aber ich sag’s ihm“, erzählt Branka Grützmacher. Wenn das heute immer noch gelegentlich passiere, sage sie einfach: „Ja, ja, ich sag’s ihm.“ Mit ihrem Arbeitskollegen Peter Künstler ist sie sich einig: „Irgendwann wird man uns hier auf dem Mattenwagen rausfahren müssen. Wir hören nicht freiwillig auf.“
- Kein ohrenbetäubender Kinderlärm, keine „Donnerschläge“ von Bällen, die ständig an die Hallenwand knallen. Keine Handball- oder Fußballturniere. Und: In diesem Jahr auch keine Guggenmusik. „Die Guggenmusik, die haben wir in diesem Jahr ganz arg vermisst“, klagt Branka Grützmacher. Im August werden es zehn Jahre, seit sie und ihr Kollege Peter Künstler die Hausmeisterstelle in der großen Gmünder Sporthalle in der Katharinenstraße angetreten haben. Ein Jahr wie das vergangene haben sie noch nie erlebt.
Wo einem ansonsten die Bälle nur so um die Ohren fliegen, herrscht in diesen Wochen gähnende Leere. „Wieder einmal“, sagt Peter Künstler und blickt zurück auf den März 2020, als die Sporthallen im ganzen Land bis auf ganz wenige von einem Tag auf den anderen für den Sportbetrieb geschlossen wurden. „Von jetzt auf nachher“, erinnert sich Branka Grützmacher. Und dann hieß es plötzlich: „Passt auf, die Feuerwehr kommt morgen. Eure Halle wird ein Notfalllager.“ Steigende Fallzahlen der Corona-Pandemie erforderten diese Maßnahme. Landrat Klaus Pavel und Oberbürgermeister Richard Arnold schauten sich die Situation an. Innerhalb von drei Tagen war die große Sporthalle in ein riesiges Bettenlager verwandelt. Das angrenzende Gebäude der Kindergrippe wurde Fieberzentrum.
Ärzte statt SportlerFür die nächsten zweieinhalb Monate hatten es Branka Grützmacher und Peter Künstler nicht mehr mit Sportlern, Schülern und Sportlehrern zu tun, sondern vorwiegend mit Ärzten und Sanitätern. Auch das Betätigungsfeld änderte sich. Der ansonsten täglich mehrmalige flächendeckende Großputz des Hallenbodens konnte so nicht mehr durchgeführt werden. Überall standen Betten und Stellwände. Der Boden war übersät von elektrischen Leitungen. Und: „Wir durften ab sofort nicht mehr miteinander arbeiten“, erinnert sich Künstler. Auch das eine Vorsichtsmaßnahme, um im Falle eines Corona-Kontakts nicht beide Hausmeister gleichzeitig aus dem Rennen nehmen zu müssen.
Den Draht zu ihren Sportlern haben sie immer gehalten. Auch jetzt, da die Hallen – Künstler und Grützmacher sind auch zuständig für die nahe gelegene Schwerzerhalle – seit November erneut für den Sportbetrieb geschlossen sind, gibt’s fast täglich den Austausch per WhatsApp oder auch mal telefonisch mit den TSB-Handballern, den Leichtathleten der LG Staufen, den Sportgymnastinnen, Judoka und Volleyballern und und und. „Es tut schon gut, wenn sie uns fragen: Wie geht’s euch? Oder: Wann dürfen wir wieder rein?“, sagt Branka Grützmacher. Und gibt zu: „Sie fehlen uns.“
Lärm und Getöse machen ihnen nichts aus. Seit das große Hochwasser 2016 das Untergeschoss der Halle völlig verwüstete, sind Handwerker im Haus. „Seitdem ist die Halle eine ständige Baustelle“, sagt Grützmacher. Aber: „Wir sehen das nicht als Stress. Wir leben unseren Job.“ Außerdem freue es sie beide, „zu sehen, wie die Halle Schritt für Schritt wieder schöner für uns alle wird.“
Die Arbeit wird geteiltPeter Künstler und Branka Grützmacher haben sich ihren Tag gut aufgeteilt. „Wir arbeiten im Früh- und Spätdienst und wechseln wöchentlich ab“, erklärt Künstler. „Das funktioniert gut.“ Wer Frühdienst hat, schließt morgens kurz vor 7 Uhr die Halle, die Umkleidekabinen und die ABC-Eingänge auf. Noch bevor die ersten Schüler in der Halle sind, wird der Boden gewischt. Oben von Hand, den Teppichbelag im Untergeschoss per Spezialstaubsauger. In der Mittagspause gibt’s die Nassreinigung. „Das ist unser täglicher Sport“, sagt Branka Grützmacher. „Die Halle zu putzen ist unser Ausdauersport. Das Schnee schippen der vergangenen Tage, das war unser Kraftsport.“
Wer Spätschicht hat, macht gegen 22.30 Uhr das Licht aus. Nicht jedoch, ohne zuvor durch alle Umkleidekabinen zu gehen und die Utensilien einzusammeln, die liegen geblieben sind. Meist sind es Sportschuhe und Kleidungsstücke. Doch auch noble Smartphones zählen zu den Fundstücken. „Sie können sich gar nicht vorstellen, wie groß die Freude ist, wenn eine Schülerin am nächsten Tag ihr Handy hier wiederfindet“, sagt Künstler.
Noch ist nicht klar, wann der Sport in den Hallen wieder frei gegeben wird. Als es nach dem ersten Lockdown im Sommer vergangenen Jahres wieder losging, gab es strenge Hygienemaßnahmen. „Alles wurde mehrmals täglich desinfiziert.“ Sogar die Sport-Abiprüfungen fanden statt. „Alles unter ganz ganz strengen Auflagen“, betonen beide. Täglich wurden mehrere Liter Desinfektionsmittel verbraucht. Und als nach den Sommerferien die ersten Handballspiele und die Wettkämpfe von Wetzgaus Bundesligaturnern sogar mit einer begrenzten Zahl an Zuschauern durchgeführt werden durften, „haben wir alle gedacht: Jetzt geht’s wieder aufwärts“, sagt Künstler.
Jeder weiß, wie es kam. Seit dem zweiten Lockdown im November wird der Lärm der Bohrmaschinen nicht mehr von Kindergeschrei und pochenden Bällen übertönt. Seit November haben die Handwerker wieder die Oberhand in der großen Gmünder Sporthalle. „Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass es bald wieder weitergeht mit dem Sport hier“, sagt Branka Grützmacher. Denn: „Die Sportler, die Schüler und Lehrer, die fehlen uns. Das macht die Halle aus.“
„Hören nicht freiwillig auf“Dass sie in den ersten Jahren oftmals für ein Ehepaar gehalten wurden, darüber können sie heute herzhaft lachen. „Anfangs haben viele zu mir gesagt: Sagen Sie Ihrem Mann dies oder jenes. Da habe ich immer geantwortet: Das ist nicht mein Mann. Aber ich sag’s ihm“, erzählt Branka Grützmacher. Wenn das heute immer noch gelegentlich passiere, sage sie einfach: „Ja, ja, ich sag’s ihm.“ Mit ihrem Arbeitskollegen Peter Künstler ist sie sich einig: „Irgendwann wird man uns hier auf dem Mattenwagen rausfahren müssen. Wir hören nicht freiwillig auf.“
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Am 1. August 2011 haben Branka Grützmacher und Peter Künstler das Amt der Hausmeister der Großen Sporthalle, der Schwerzerhalle und der Kinderkrippe des Eltern-Kind-Zentrums Wippidu, die direkt an die Große Sporthalle angrenzt, in der Katharinenstraße in Schwäbisch Gmünd angetreten. Sie wechseln sich in ihrer Arbeit im Früh- und Spätdienst ab. Wer Spätdienst hat, ist auch am Wochenende im Einsatz.
© Gmünder Tagespost 23.02.2021 12:50 / Werner Röhrich