Die lang ersehnte Rückkehr von Yannik Leichs zum TSB Gmünd ist perfekt. Einst als junges Talent gegangen, ist der 25-Jährige zu einem erfahrenen Führungsspieler gereift und entscheidet sich statt höherklassiger Angebote für seinen Heimatverein.

„Eine Traum-Verpflichtung“, verkündet der Sportliche Leiter Jürgen Rilli. Trainer Aaron Fröhlich freut sich auf seinen „absoluten Wunschspieler.“ Spürbar ist die Vorfreude darüber, dass Rückraumspieler Yannik Leichs nach fünf Saisons beim TV Plochingen künftig wieder für den TSB Gmünd auflaufen wird. Für den Verein, bei dem er im Alter von vier Jahren sein erstes Training besuchte und sich schon als Teenager in der Ersten Mannschaft etablierte. „Yannik hat schon damals sein wahnsinniges Talent gezeigt“, sagt Rilli, „und er kommt jetzt erst ins beste Handballalter.“
Eine bewegende Reise zwischen Gmünd, Plochingen und Madrid
Der verlorene Sohn selbst befindet sich derzeit noch fernab der Heimat. Statt Bälle zu werfen, bringt er spanischen Schülern die deutsche Sprache näher. Ende März kehrt Leichs aus Madrid zurück, um in den nächsten anderthalb Jahren sein Lehramt-Studium (Sport und Spanisch) in Tübingen abzuschließen und danach mit einem Refendariat in den Traumjob einzusteigen. Durch seine beiden Auslandsaufenthalte sei er handballerisch „aus dem Flow gekommen“, gesteht Leichs zwar. Doch die Entscheidung sei goldrichtig gewesen, ebenso wie auch der Vereinswechsel im Corona-Sommer 2020. "Es ist kein Tschüss für immer", war er sich damals sicher. Ein Schritt, der ihm auch beim TSB nie übel genommen wurde – ganz im Gegenteil sogar. „Er hat uns nie komplett den Rücken gekehrt“, unterstreicht Fröhlich: „In seiner Situation war das zu hundert Prozent nachvollziehbar und sportlich hat er herausragende Schritte gemacht.“

Während der Pandemie trumpfte Leichs mit dem TV Plochingen in der 3. Liga auf. Vom jungen Talent reifte er zu einem absoluten Leistungsträger, wie die Zahlen (siehe unten) belegen. Auf eine „schöne Zeit in einem professionellen Umfeld“, blickt der inzwischen dienstälteste TVP-Spieler zurück: „Ob gegen den Abstieg oder um den Aufstieg, man hatte immer den Leistungsdruck. Solche Situationen haben mich extrem weitergebracht.“ Dazu gehörte allerdings auch eine Reihe von Umbrüchen, der nächste steht im Sommer bevor. Neben einer Reihe von Stammspielern haben auch die beiden Trainer Michael Stettner und Volker Haiser ihren Abschied aus Plochingen angekündigt. Für Leichs stand fest: „Ich wollte nicht wieder bei Null anfangen, sondern in einer stabilen und gewachsenen Mannschaft sein.“ Genau das findet er beim TSB Gmünd.
Zurück zu den Wurzeln und zum jüngeren Bruder
Mit den künftigen Kollegen hat Leichs ohnehin schon zusammengespielt, entweder beim TSB oder während seiner A-Jugendzeit bei Frisch Auf Göppingen. „Da ist kein Unbekannter dabei“, sagt der Rechtshänder und zeigt sich beeindruckt vom aktuellen Gmünder Höhenflug. Dass sich die Jets in kurzer Zeit vom Abstiegs- zum Aufstiegskandidaten entwickeln würden, „das hätte ich nicht für möglich gehalten.“ Ob der Tabellendritte vielleicht sogar noch einen Rang nach oben klettert und damit den Sprung in die 3. Liga packt, ist für Leichs übrigens nicht ausschlaggebend. Wenngleich es zwei Angebote aus der höheren Spielklasse gab, die ihn ins Grübeln gebracht haben: „In der 3. Liga habe ich meine zwei besten Saisons gespielt. Jedes Spiel ist auf extrem hohem Niveau, du spielst mit jungen Top-Talenten und erfahrenen Ex-Profis.“ Doch die große Verbundenheit zum Heimatverein hat letztlich überwogen.

Die Rückkehr zum TSB war ohnehin geplant, kommt nun sogar früher als erhofft. „Weil ich so früh wie nur möglich bei diesem Projekt dabei sein will“, erklärt Leichs. Wofür er in den Endzügen seines Studiums wieder einen langen Fahrtweg zur Uni nach Tübingen auf sich nehmen wird. Selbstverständlich ist das nicht, findet Fröhlich: „Das nehme ich total wertschätzend auf für das, was meine Mannschaft ausstrahlt und leistet. Yannik wird sich da perfekt einfügen.“ Für den Chefcoach schließt sich persönlich ein Kreis, weil er Leichs einst schon in der B-Jugend unter seine Fittiche genommen hatte. In TSB-Torwartlegende Sebastian Fabian fand das Eigengewächs damals seinen Mentor. Seite an Seite mit den einstigen Jugendtrainern gelang Leichs von 2017 bis 2020 der Durchbruch.
Zeit für eine neue Erfolgsstory

Schon bald könnte der nächste „Riesentraum“ in Erfüllung gehen, nämlich gemeinsam mit dem vier Jahre jüngeren Bruder Jonathan auf dem Feld zu stehen. Yannik Leichs wird mit 25 Jahren prompt zu den Ältesten im Team zählen und will ein Führungsspieler für die junge Mannschaft sein. „Mir ist in dieser Saison erst bewusst geworden, dass ich schon zu den Alten gehöre“, gesteht er mit einem Grinsen. Zusammen mit Spielmacher Tom Abt soll Leichs der „Leader“ des TSB werden, wie Jürgen Rilli betont. Einen höheren Konkurrenzdruck im Rückraum sieht der Sportliche Leiter nicht, sondern eher eine Entlastung für die Spieler. Der Trainer hat ohnehin kein Problem damit, seinem Neuzugang viel Verantwortung zu übertragen. „Yannik war schon als Jugendlicher total reflektiert und überlegt in seinen Aktionen“, erinnert sich Fröhlich: „Das war sogar fast ein bisschen ungewöhnlich, da hat eher die sonst übliche Unbekümmertheit gefehlt.“

Ziemlich genau fünf Jahre ist es her, dass Leichs und Fröhlich letztmals gemeinsam im TSB-Trikot angetreten sind. Gegen den Abstieg, so wie damals, soll es künftig nicht gehen. „Ich hoffe, dass wir vorne mitspielen und ich meinen Teil dazu beitragen kann“, formuliert der Heimkehrer seine Erwartungen. Seine knappe Zeit in Madrid nutzt er, um sporadisch bei einer Viertliga-Mannschaft mitzutrainieren. „Zum TSB werde ich auf jeden Fall fit kommen“, verspricht Leichs. Immerhin will er im Saisonendspurt auch beim TV Plochingen noch einmal überzeugen und sich würdig verabschieden. Die Vorfreude auf den TSB ist längst entfacht – und zwar auf beiden Seiten. „Damals war es nicht die schönste Zeit“, blickt Aaron Fröhlich zurück: „Doch ich bin mir sicher, dass wir nun eine bessere Story für und mit ihm schreiben werden.“